Rolf-Peter Wille
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Der Pilgerzug
Peter der Einsiedler,
Volkskreuzzug, 1096
Es brennt! Es brennt im Schweife des Kometen.
Ein Widerschein umhüllt die Nebensonnen.
Der Himmel weint. Blut schwitzen die Madonnen,
und Unheil künden Sterne und Planeten.
Tut Buße nun! Schon schmettern die Trompeten
zur Pilgerfahrt, zum Aufbruch der Kolonnen.
Bald haben wir Jerusalem gewonnen.
Ihr Knaben, folgt dem Rufe des Propheten!
Mit Ehrfurcht sieht man vor dem heilgen Grabe
den edlen Eremiten sich vertiefen.
Gerettet hat ihn seine Sehergabe.
Doch andre sind verschollen. Tränen triefen.
Geflüstert wird, es sei manch frommer Knabe
ein Sklave noch am Hofe des Kalifen.
Der Schnitter
Die Scheuche besucht den König
Verlassen steht im Feld die Vogelscheuche.
Die Lumpen sind zerzaust, der Hut verloren.
Ein schwarzer Falter tanzt um ihre Ohren
im Flatterreigen alter Trauerbräuche.
Tot liegt die Stadt nach einer faulen Seuche.
Die Menschen sind wie Gras hinweggeschoren.
Noch schwelen ihre Leichen vor den Toren,
die Leiber aufgedunsen, schwarz die Bäuche.
Hoch auf der Löwenburg im Kreis der Ritter
hebt der berauschte König seinen Becher:
“Wir haben ihn gebannt, den alten Schnitter!”
Da! Zähneknirschen! Ein zerlumpter Zecher.
Er reckt sich auf – Entsetzen und Gezitter:
Dort grinst die Todesfratz’ – der grause Rächer!