Pinselstriche im August

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Scal

Mitglied
Sonntag und ja die Sonne macht es dass die Häuser leuchten
vor allem die weißen es glockt es glöckelt und droben darüber
das helle große ruhige Blau mit den wattigen flockigen Streifen
schnurstracks gepinselt von den Fliegern und im Gewirr des Belaubten
überm VW und dem roten Renault schürt der Wind das alles
bist du nicht das alles bist du auch
 
Zuletzt bearbeitet:

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Scal,

zu dem Gedicht komme ich immer wieder zurück.

Es fängt mit einer lapidaren Beschreibung der Umwelt an.

es glockt, es glöckelt
Das ist dann schon eine außergewöhnliche Formulierung, die mir sehr gut gefällt.

Da war ich mir am Anfang nicht sicher, ob das passt, aber je öfter ich es lese: Es passt. So habe ich mir die Kondensstreifen noch nie vorgestellt.

Da habe ich ein kleines Problem. Was macht der Wind, wenn er schürt? Da habe ich irgendwie kein Bild vor Augen. Hilf mir weiter.

das alles
bist du nicht, das alles bist du auch
Das hier ist richtig gut, wie du hier die Beziehung zum lyr.du schaffst. Ab diesem Moment leuchtet dein Gedicht wie dieser Sommertag.
Klasse!

Liebe Grüße
Manfred
 

Scal

Mitglied
Hallo Manfred,

vielen Dank fürs aufmerksame Lesen und die Bewertung!

Das "Schüren" hat sich spontan eingestellt, weil es mir vom Einheizen mit Holz vertraut ist; eine Bewegung, bei der ich (Glut) anfache (Bewegung der Blätter).
"Lapidar" finde ich gut, dazu neige ich in jüngerer Zeit.

LG
Scal
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Scal,

danke für die Erklärung.

Ja, lapidar ist in der Lyrik beileibe nichts Schlechtes. Oft versteckt sich hinter vermeintlich lapidaren Worten eine große Aussage.
So auch hier, man muss nur aufmerksam lesen.

Liebe Grüße
Manfred
 

sufnus

Mitglied
Hey Scal!
Gefällt mir auch sehr gut - vor allem weil es für mich eindeutig Lyrik ist, durch die relative Langzeiligkeit aber auf den ersten Blick wie Kürzestprosa rüberkommt - eben bis man zu lesen anfängt und gedanklich die Gattungsgrenze wechseln darf. :)
Mir ist - wie wahrscheinlich den meisten Lesern - auch das "furzig" sehr stark aufgefallen... für mich ist das die einzige Stelle, die irgendwie noch etwas unfertig wirkt. Hier klingt das sehr starke Wort "furzig" ein bisschen wie ein Provisorium, alle anderen Wörter wirken bedachtsam mit einander verzapft, das furzig scheint mir ein bisschen schnellschüssig mit Sekundenkleber in den Text hineinfixiert zu sein.
Aber vermutlich täuscht mich dieser Eindruck sehr. ;)
LG!
S.
 

Scal

Mitglied
Hallo Sufnus,

auch mir ist das „furzig“ unsympathisch, es stört gewissermaßen mein „lyrisches Geschmacksempfinden“, aber es hatte sich durch die unmittelbaren Anschauung so spontan eingestellt, dass ich es nicht wegretuschieren wollte (Sekundenkleber, wie Du sagst); vielleicht ja erhebt sich über dem inneren Horizont bei Gelegenheit noch eine überzeugendere Alternative - dann möge es „verduften“.

Danke!

LG
Scal
 

Perry

Mitglied
Hallo Scal,
mich spricht vor allem das Schlussresüme an, weil es das auf den Punkt bringt, was ein "bewusstes" Leben ausmacht.
Sich ausklinken von allem was "furzt" ist zu einfach, denn jeder ist Teil der Menscheit und steht deshalb auch in der Gesamtverantwortung für deren tun.
Wenn Du nach einer Furzalternative sucht, wie wäre es mit "flatulent gemalt"
LG
Manfred
 

mondnein

Mitglied
ich würde die Kommata streichen, dann rutscht es nicht so in die Kurzprosa. Die vorletzte Versklausel "das alles" wäre dann ein pointiertes Sinnstück zu beiden Seiten (zum Davor und zum Folgenden) zugleich, ein flüssig in den Schluß gleitendes - (mir fällt das Wort nicht ein: ich suche das syntatische Stilmittel, wo etwas zu beiden Seiten hin angebunden ist)
 

mondnein

Mitglied
der gesuchte Begriff des zu beiden Seiten hin angebundenen syntaktischen Stilmittels - (den ich trotz mehrerer Versuche nicht googeln konnte, da kam nur Mist, aber er fiel mir gerade beim Anschalten des Rechners spontan wieder ein - ist: apo koinou.

grusz, hansz
 

sufnus

Mitglied
Ich kam auch nicht mehr auf Apokoinu (mich mal der eingedeutschten Variante bedienend) - habs dann doch per google gefunden, aber dann vergessen, hier einzuflechten. Gut, dass Deine innerliche Suchmaschine, das Problem dann zwischenzeitlich schon gelöst hat, lieber Hansz!
Und mir gefällt die Entfurzigung sehr gut - ich hatte zwischenzeitlich noch mit Wendungen von "diarrhoischen Fliegern" zu spielen versucht, aber irgendwie hat das auch den Fluss etwas gestört (was bei Durchfall irgendwie paradox ist). Und "geblähte Flieger" fand ich zu weird... klingt dann eher so, als ob es da ein Problem mit dem Kabinendruck gäbe.
Zusammengefasst bin ich hier also bei der Suche nach Alternativvorschlägen auf ganzer Linie gescheitert. ;)
LG!
S.
 



 
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