Rhondaly DaCosta
Mitglied
ng s tt gt F tts r n
Katrin steht vor der Tiefkühltheke im Supermarkt. Hmm, Pizza con Funghi, das wäre genau die Richtige für heute Abend. Katrin mag Pilze, besonders Champignons, und ganz besonders die mit den ganzen Köpfen.
Der Tag in der Kanzlei war nicht so toll. Alle waren irgendwie nervös. Ein Fall, den der Chef schon gewonnen glaubte, ging in Revision. Eine Akte ist verschwunden, und wurde nicht gefunden. Also, Tohuwabohu vom Feinsten. Stress lass nach.
Katrin zögert damit, die Pizza aus der Truhe zu nehmen. Dieser verdammte Artikel in dem Buch über Ernährung ist schuld daran. Da behauptet doch dieser dreimal verflixte Autor, in einer Fertigpizza seien dreimal mehr ungesättigte Fettsäuren enthalten als ein sich normal ernährender Mensch in einer ganzen Woche zu sich nimmt.
Pah! Ungesättigte Fettsäuren. Merdre Ausdruck.
Das mit den Fettsäuren nimmt Katrin ernst. Man darf nicht zuviel Säuren zu sich nehmen, sonst wird man schnell schlapp. Kaffee, Schweinefleisch undundund – viele Lebensmittel machen reichlich sauer. Irgendwie müssen die Säuren und die Basen, die Gegenspieler der Säuren, im Gleichgewicht sein. Sonst –> Schlappi.
Katrin will nicht schlapp sein. Sie will aber auch nicht Lebensmittelchemie studieren, um eine Pizza zu essen. Und überhaupt, das fällt ihr gerade ein: warum ist Ernährungslehre nicht Schulfach? Sie hat doch keine Zeit, mit ihren 28 Lenzen und Vollzeitjob, sich ausgiebig über ungesättigte Fettsäuren einzulesen, verdammt noch `mal.
Sven sagt sowieso immer, sie lese zuviel. Nur, Katrin liest nun einmal gerne. Schon als Kind hat sie alles verschlungen, was in Greifweite war. Ganz schlimm wurde ihr Lesehunger, nachdem sie vor zwei Jahren in ihrem Yogabuch den Satz gelesen hat: Unwissenheit ist die größte Unreinheit. Das ist im Moment ihr Kernsatz.
Nur, auf das Thema Fettsäuren hatte sie bisher keine Lust. Dann müsste sie sich fragen: Wieso ist das Fett sauer? Und wieso heißen diese Dinger ungesättigte Säuren. Machen die nicht satt? Und gibt es auch …. ? Genug jetzt.
So, und jetzt hat sie den Salat, oder besser, die Pizza. Natürlich könnte sie heute Abend zuhause den Dampfgarer anwerfen. Möhrchen und frischen Spinat hat sie vorhin drüben an der Gemüsetheke gesehen. Sie schielt kurz rüber, und guckt dann ganz schnell wieder weg.
Dampfgaren selbst ist ganz einfach. Wasser rein, das Gemüse in den Behälter, Knöpfchen drücken. Warten. Easy.
Aber nachher heißt es <<spülen>>. Den Unterkessel, den Einsatz, das Sieb, den Deckel, und so weiter. Katrin hat heute keine Lust, absolut keine Lust dafür.
Und Sven ist auf Geschäftsreise. Zu zweit am Dampfgarer, mit einer netten Unterhaltung und ein bisschen Rumgeschubse dabei, das würde sie heute Abend noch akzeptieren. Aber als Lonesome Cowgirl vor dem Ding mit Spüldienst nachher, nee, das tut sie sich nicht an.
Also, ran an die Pizza. Moment. Katrin denkt nach. Und wenn sie die einfache Pizza Margherita nimmt. Dann kann sie doch ganze Champignonköpfe im Glas kaufen und auf die Pizza legen, bevor sie diese in den Backofen schiebt. Ja, und wie wäre es, wenn sie ein paar Minipaprika, frische Minipaprika, dazu schneidet? Tolle Idee. Gebont.
Die Pizza Magherita ist im Recall.
„Jetzt gucke ich dusselige Kuh doch noch einmal auf die Rückseite der Verpackung.“, denkt Katrin bei sich. Und sie ist wütend über sich. Aber sie kann es einfach nicht lassen, dieses, Draufgucken, Lesen, Nachdenken. Verdammte Tat!
Also, was steht da bei Inhaltsstoffen. Ist das nun Käse, oder Analogkäse? Oder Analogkäseersatz? Katrin lacht leicht in sich hinein und legt das Teil in den Einkaufswagen. Schöne neue Konsumwelt.