Placebo

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Walther

Mitglied
Placebo


Reich mir ein placebo
die plätzchen liegen mir im magen
sauer stößt mir auf was
berichtet wird aus herren ländern

Wo dämonen hausen &
vampire die im blut baden
& an den zitzen saugen
bis sie rand leer sind

Ich brauch eine betäubungs
spritze – ziel mittig in die
dart scheibe das bringt die
meisten punkte: the winner

Takes it all“ – auch das schlauch
boot vor Libyen sinkt ohne
dass die ratten er saufen
Europa ist auch bloß eine insel

Der un seligen kein Atlantis
Zeus hat sie zu schanden geritten
als er den großen macker spielte:
ein reich für ein placebo
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

der Titel macht schon die ganze Aussage, denn es gibt ja leider kein schnelles Heilmittel gegen alle Unbilden, welche sich zur Zeit in der ganzen Welt zusammenballen.

Das er saufen in der 4. Strophe würde ich aber zusammen schreiben. So getrennt kann ich nicht erkennen, was Du damit sagen möchtest.

Die "un seligen" finde ich aber gut getroffen.Was immer Europa tut, um zu Hilfe zu eilen, bleibt, da es ja keine Vorbereitungszeit für solche Vorfälle gegeben hatte, eine halbe Sache.

Bei all den Naturkatastrophen, die uns zur Zeit auch begleiten, frage ich mich immer, warum sich Menschen außerdem auch noch gegenseitig umbringen müssen. Die naive Frage eines Kindes, ich weiß. Aber unberechtigt ist sie trotzdem nicht. Die Antwort ist auch simpel: Machtgier, Machtgier, Machtgier; Habgier, Habgier, Habgier.

Das Unselige unserer Zeit hast Du gut getroffen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Placebo


Reich mir ein placebo
die plätzchen liegen mir im magen
sauer stößt mir auf was
berichtet wird aus herren ländern

Wo dämonen hausen &
vampire die im blut baden
& an den zitzen saugen
bis sie rand leer sind

Ich brauch eine betäubungs
spritze – ziel mittig in die
dart scheibe das bringt die
meisten punkte: the winner

Takes it all“ – auch das schlauch
boot vor Libyen sinkt ohne
dass die ratten ersaufen
Europa ist bloß eine insel

Der un seligen kein Atlantis
Zeus hat sie zu schanden geritten
als er den großen macker spielte:
ein reich für ein placebo
 

Walther

Mitglied
lb tigerauge,
diese band gibt es. der text hat nichts mit ihr zu tun. er hat keine drogen genommen, der text.
danke für den hinweis.
lg W.
 

Walther

Mitglied
Lb. Vera-Lena,

danke für deinen guten hinweis. ich habe diese textstelle und einige weitere ein wenig überarbeitet. so klingt es besser.

das "un selige" ist eine der wesentlichen fragestellungen unserer zeit. fast meint man, wir seien nicht nur nicht mehr selig, manchmal möchte man sagen, die zeiten sind ohne seele. Barcelona ist ein ereignis, das in diese richtung weist. wie konnte das geschehen? wie konnten wir es geschehen lassen?

poesie kann nach antworten suchen und fragen stellen. handeln kann sie nicht, aber vielleicht dazu, positiv, anstiften.

ich traure um die vielen unnützen opfer in Katalonien. das tun wir sicherlich alle. vielleicht sollten wir einen augenblick einkehren und in uns schauen.

lg W.
 

Perry

Mitglied
Hallo Walther,

ich deute deinen Text so, dass es anscheinend kein Heilmittel gegen die "Unbill" des menschlichen Seins gibt:
Konstruktiv zerfasert sich der Text für mich etwas durch die Mischung der verschiedenen Blickwinkel.
1. Strophe: Unwohlsein
2. Strophe: Mystische Gruselbilder
3. Strophe: Unwohlsein (die meisten Punkte beim Dart gibts für die Tripel 20)
4. Strophe: Aktuelles Geschehen (Das Rattenbild könnte missverstanden werden)
5. Strophe: Mythos

Vielleicht kannst Du ja mit meinem "Blickwinkel" was anfangen.
LG
Manfred
 

Walther

Mitglied
lb Perry,

lieben dank.

deine analyse ist treffend und nicht treffend zu gleich. die stimmung schwankt zwischen placebo (s1, s5) und betäubungsspritze (s3) - s3 ist das gelenk. der rest ist verfremdete textcollage. den sinn baut der leser - aber natürlich hat sich der autor was gedacht.

die rattenthematik ist eindeutig: sie verlassen das sinkende schiff rechtzeitig. es genügt, sprichwörtlich zu denken. daß das bild zwiespältig ist, könnte absicht sein - die metapher ist es nicht.

ich will nicht behaupten, daß man diesen text gutfinden muß. es reicht, wenn er spleiße hinterläßt, die schmerzen und daran erinnern, daß faktisch keine oberfläche wirklich glatt ist. auch die ruhige see ist eine täuschung, die bis zum nächsten windstoß und/oder zur nächsten monsterwelle währt.

lg W.
 

Walther

Mitglied
Lb Hansz,

danke fürs lesen und für gut befinden. die beiden vers, die du herausgehoben hast, sind für mich sehr wichtig.

lg W.
 



 
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