Plötzlich, letzten Sommer

Languedoc

Mitglied
Plötzlich, letzten Sommer

(frei nach dem Drama von Tennessee Williams)

Sebastian Venabel,
der dichtete passabel.
Er schrieb bemüht und fleißig
bis neunzehnsechsunddreißig.

An diesem Sommer, plötzlich
zerquält es ihn entsetzlich.
An keinem Orte blieb er,
nicht ein Worte schrieb er.

Das Blatt blieb leer und weiß
im Sommer, der zu heiß
Sebastian versengte,
als Muttern ihn bedrängte
mit ihrer Attitüde,
derer er war müde.

Cousine Catherine
hielt vorerst ihn auf Schiene.
Doch konnt' sie nicht verhindern
den Trieb von hungrig' Kindern.
Die hetzten den Sebastian
einen steilen Berg hinan.

Der lichte Mann, so blendend weiß
wie ein unbeschrieb'nes Blatt,
lief beim Gipfelsturme heiß,
schon vor dem Tode todesmatt.
Vorm Himmel fiel er, ging zugrunde
durch grausam gierig Knabenschlunde.

Cath'rine hat es nur geträumt!,
glaubt Violet, und hitzig schäumt
die Mutter, die nicht fassen mag,
dass ihr Sohn von and'rem Schlag.

Lässt einen Arzt mit Geld betören,
der soll Cath'rines Hirn zerstören,
beseitigt wär' dann das Bezeugnis
vom unglaubwürdigen Ereignis.

Lobotomie als Lösung für
vom Hirn gesponnenes Geschwür,
davon war Violet besessen,
war selbst dem Irrsinn aufgesessen.

Sie war des Opfers Übermutter.
Dem Sohn die Milch, für sie die Butter.
Ihr Künstlerwahn zerschmolz in weißen,
in Sommertagen, glühend heißen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13779

Gast
Moin und willkommen in der Lupe Languedoc,

da ich das Drama nicht kenne, will ich mich inhaltlich nicht äußern, aber klanglich und formal gibt es noch ein paar Stellen, die ein wenig holpern. Habe sie unten rot markiert. Bestimmt fällt dir dazu noch etwas ein
An diesem Sommer, plötzlich
zerquält es ihn entsetzlich.
An keinem Orte blieb er,
[red]nicht[/red] ein [red]Wor[/red]te [red]schrieb[/red] er.

[blue]Vorschlag: Kein einzig Worte schrieb er.[/blue]

Das Blatt blieb leer und weiß
im Sommer, der zu heiß
Sebastian [red]versengte[/red],
als Muttern ihn bedrängte
mit ihrer Attitüde,
[red]der[/red]er [red]er[/red] war [red]mü[/red]de.

[blue]
Etwas stimmt hier mit der Satzstellung nicht. Jemand oder etwas "wird" oder "hat" "sich" versengt durch etwas. Wurde Sebastian durch den heißen Sommer oder durch die Attitüde der Mutter versengt? Falls nach heiß ein Punkt fehlt, wäre der folgende Satz unvollständig.
[/blue]
Cousine Catherine
hielt vorerst ihn auf Schiene.
Doch konnt' sie nicht verhindern
den Trieb von hungrig' Kindern.
Die hetzten den [red]Sebastian[/red]
[red]ei[/red]nen [red]stei[/red]len [red]Berg[/red] hin[red]an[/red].

[blue]Se-bas-ti-an. Bisher war das die Aussprache, für diesen Vers wäre es dann Se-bas-tjan. Vielleicht einfach das "den" weglassen. Die Betonung Se(+)bas(-)ti(+)an(-) wird dann auch durchgehalten, auch wenn sie ungewöhnlich ist. [/blue]

Der lichte Mann, so blendend [red]weiß[/red]
[red]wie[/red] ein unbeschrieb'nes [red]Blatt[/red],
[red]lief[/red] beim Gipfelsturme [red]heiß[/red],
schon vor dem Tode todes[red]matt[/red].
Vorm Himmel fiel er, ging zu[red]grunde[/red]
durch grausam gierig Knaben[red]schlunde[/red].

[blue]Plötzlicher Wechsel von Jambus zu Trochäus und weiblichen und männlichen Kadenzen. Kann man machen, aber etwa Vers 2 und 4 , sollten als Verspaar schon der gleichen Metrik folgen[/blue]

Cath'rine hat es nur geträumt!,
glaubt [red]Violet[/red], und hitzig schäumt
die Mutter, die nicht fassen mag,
[red]dass ihr Sohn von and'rem Schlag.[/red]

[blue]Ähnlich wie bei Sebastian ist die Aussprache von Violet, damit es metrisch passt eher ungewöhnlich.[/blue]

[red]Lobotomie[/red] als Lösung für
vom Hirn gesponnenes Geschwür,
davon war Violet besessen,
war selbst dem Irrsinn aufgesessen.

[blue]Bin nicht sicher, ob die Jambus-Aussprache von Lobotomie korrekt ist.[/blue]

Sie war des Opfers Übermutter.
[red]Dem Sohn die Milch, für sie die Butter.
Ihr Künstlerwahn zerschmolz in weißen,
in Sommertagen, glühend heißen.[/red]

[blue]Klanglich gut, doch irgendwas ist wirr.Beim zweiten Vers weiß ich selber nicht genau was mich stört. Beim dritten Vers schon. "Ihr Künstlerwahn zerschmolz in weißen" in weißen was? in weißen Sommertagen? Die sind doch aber glühend heiß und nicht weiß oder ist da nur ein "in" zuviel?[/blue]
Es mag sein, dass ich das eine oder andere übersehen oder falsch eingeschätzt habe (bin ja auch noch nicht solange dabei), aber ich denke hier gibt es noch einiges zu überarbeiten. Wünsche frohes Schaffen.

Lg Frederik
 

Languedoc

Mitglied
Herzlichen Dank, Frederik,
für die gründliche Begutachtung. Dann werde ich mal ebenso gründlich in mich gehen...
Einen schönen Sommertag wünscht
Languedoc,
(die vielleicht "Wird-mal-Dichterin")
 

Languedoc

Mitglied
Plötzlich, letzten Sommer

(frei nach dem Drama von Tennessee Williams)

Sebastian Venabel,
der dichtete passabel.
Er schrieb bemüht und fleißig
bis neunzehnsechsunddreißig.

An diesem Sommer, plötzlich
zerquält es ihn entsetzlich.
An keinem Orte blieb er,
kein einzig Worte schrieb er.

Das Blatt blieb leer und weiß
im Sommer, der, zu heiß,
Sebastian versengte,
als Muttern ihn bedrängte
mit ihrer Attitüde,
derer er war müde.

Cousine Catherine
hielt vorerst ihn auf Schiene.
Doch konnt' sie nicht verhindern
den Trieb von hungrig' Kindern.
Die hetzten den Sebastian
einen steilen Berg hinan.

Der lichte Mann, so blendend weiß
wie ein unbeschrieb'nes Blatt,
lief beim Gipfelsturme heiß,
schon vor dem Tode todesmatt.
Vorm Himmel fiel er, ging zugrunde
durch grausam gierig Knabenschlunde.

Cath'rine hat es nur geträumt!,
glaubt Violet, und hitzig schäumt
die Mutter, die nicht fassen mag,
dass ihr Sohn von and'rem Schlag.

Lässt einen Arzt mit Geld betören,
der soll Cath'rines Hirn zerstören,
beseitigt wär' dann das Bezeugnis
vom unglaubwürdigen Ereignis.

Lobotomie als Lösung für
vom Hirn gesponnenes Geschwür,
davon war Violet besessen,
war selbst dem Irrsinn aufgesessen.

Sie war des Opfers Übermutter.
Dem Sohn die Milch, für sie die Butter.
Ihr Künstlerwahn zerschmolz in weißen,
Sommertagen, glühend heißen.
 



 
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