Pochen (gelöscht)

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K

KaGeb

Gast
Hallo Val Sidal,

herzlich willkommen auf (oder in) der Leselupe.

Einen ganz starken "Einstands"-Text hast du da angeboten, den ich sehr gern gelesen habe. Ich bin dein 1. Fan hier :)

Ein paar Absätze wären womöglich gut, zumindest was den Lesefluss betrifft, und dann stimmt was nicht mit dem Zeilenbruch - die vielen "-" sind doch nicht gewollt, oder?
Ein bisschen Korrektur täte der Rechtschreibung - und ab und zu der Grammatik vielleicht gut, aber das ist keine Kritik, sondern nur Hinweis. Der Inhalt ist fantastisch - ich bin schwer begeistert!!!

Viele Grüße und "weiter so",

kageb
 
U

USch

Gast
Hallo Val Sidal,
besser geht´s kaum. Ein toller Text! Weiter so!
LG USch
 
K

KaGeb

Gast
Hallo,

so, mal ein paar Ideen zum tollen Plot:

unterstrichen = Löschvorschlag
[red]rot[/red] = Anmerkung
[blue]blau[/blue] = Änderungsidee

Du telefonierst – als wärest du alleine in diesem Zimmer...
Aber ich lese deine Lippen, weißt du?
[red]Die 3 Pünktchen irritieren mich - die werden (zumindest für den Fall wie hier - ohne Leerzeichen) verwendet, um einen Wortteil nicht zu schreiben (oder im Dialog etwas anzudeuten, was Prot. nicht aussprechen will, z.B. "Du bist ein A...!)
Oben ist aber bereits alles geschrieben, sodass (mir) ein Komma reichen würde. Wei "wärest" und "alleine" würde ich straffen.[/red]

[blue]Idee: Du telefonierst, als wärst du allein im Zimmer, aber ich lese von deinen Lippen ab, weißt du.[/blue]

Ich lebe. Wie in einem kleinen Aquarium, weißt du? So groß, dass ich gerade meine Augen öffnen kann. Anfangs habe ich mich gefragt, ob mir diese Welt reicht. Ein vielleicht zu enges Habitat. Bis ich erkannt hatte [blue]habe[/blue], dass mir noch etwas erschreckend Großes geblieben war [blue]ist[/blue]: [strike]etwas[/strike] Zeit! Meine Zeit ist in Gottes Hand und in der Hand meiner Mutter. Ich weiß, dass es so ist! Ich bin nicht blöd! Gott kann ich vertrauen; aber ich gebe zu, dass ich einige Jahre gezweifelt habe, ob meine Zeit bei Mama gut aufgehoben ist.
Ich weiß, ich sollte mich schämen, meiner eigenen Mutter nicht vertraut zu haben. Aber, mein Gott! Ich war doch in der Pubertät! Heute würde ich mich gerne dafür entschuldigen.

Vielleicht fragst du dich manchmal, was mir durch den Kopf geht – ob mir überhaupt was durch den Kopf geht?[blue].[/blue] Ob ich mich an etwas erinnern kann, ob ich hoffe, dass es wieder wird, oder ob ich etwas vor habe mit meinem Leben?[blue].[/blue] [red]Die Fragezeichen würde ich durch Punkte ersetzen - "sie" fragt sich diese Überlegungen ja, und somit braucht es (für mich) keine Fragezeichen.[/red]
Aber ich und mein Körper – wir leben seit vielen Jahren getrennt. So ist das!
Mir ist sogar egal, ob dieser Schlauch ewig im meinem Mund bleibt [blue]aus meinem Mund hängt[/blue] – er versorgt mich mit Sauerstoff, bin davon manchmal wund, und er verhindert, dass du mich küsst. Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt... [red]Der Schlauch hängt ja raus, wenn er mit Sauerstoff versorgt. Das "wund" würde ich weglassen, das Bild ist so schon stark genug, dass Leser sich vorstellen vermag, wie unangenehm das ist. "Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt..." bräuchte es m.M.n. auch nicht. Nüchterner zu lesen wäre es womöglich ohne. Danach braucht der Text einen Break, weil die Person, die er meint, sich gerade verändert. Bis hier war es "Mama", ab jetzt ist es jemand anders. Das hat mich beim ersten Lesen irritiert.[/red]

Warum sprichst du nie mit mir? Ich würde dir deine Wünsche von den Lippen lesen. Du könntest aber auch einfach was erzählen. Etwas von dir, von deinen Eltern oder einfach von den Erdbeerpreisen. Es wäre, als würde sich das Universum ausdehnen, als würden leuchtende Kometen mit ihren langen Schweifen meinen Himmel kreuzen.
[red]Sehr schönes Bild!!![/red]

Als das mit meinem Hals passierte, war ich zwölf und war verliebt. Er hieß Sebastian und das Schlittschuhlaufen war seine Idee – egal...

Ich bin nicht meine Augen. Sie sind wie die Schlittschuhe, die ich in der Eishalle ausgeliehen hatte, um aufs Eis zu gehen – mir den Hals zu brechen.

Dann war die Zeit stehen geblieben. Meine Uhr wurde auf den Zeitpunkt Null zurückgesetzt [blue]Stunde Null[/blue]. Ich bin nicht die Fasern, die sie mit mir verbinden, wie Schnürsenkel am Schlittschuh.

Jetzt kenne ich dich schon eine Weile, so dass [blue]sodass[/blue] ich dich schön finde. Sogar sehr schön. Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt. Das Gefühl ist größer als mein Aquarium. Aber auch verwirrend. Manchmal bin ich so durcheinander, dass ich es aus meinem Aquarium verbannen würde, wenn ich nur könnte. Gott sieht mein schlechtes Gewissen – Scheiße!
Wenn mich meine Scham plagt, wäre es der richtige Zeitpunkt, um mein Augenlicht zu löschen, aber es liegt nicht in meiner Macht.

Wenn ich es wieder bekomme [red]das ist i-wie komisch zu lesen - lieber sowas wie[/red] [blue]Wenn es dann wieder hell wird,[/blue] [red]oder:[/red] [blue]Wenn ich dann die Augen öffne,[/blue] kann ich sehen, dass du meistens schon nicht mehr da bist. [blue]bist du meistens nicht mehr da[/blue] Und das ist gut.
Wenn man so groß fühlt, dann kann die Nähe gefährlich werden. Es ist das Einzige, wovor ich Angst habe: eines Tages brennen meine Sicherungen durch, und ich verliere meinen Sinn. Ich werde verrückt!

Ich weiß, in meinem kleinen Aquarium wäre dann die Hölle los. Mit dem Teufel im selben Becken – das wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht!
[red]Gigantisches Bild :)[/red]


So, hier erst mal Schluss (muss auf Arbeit)

Liebe Grüße
 

Val Sidal

Mitglied
KaGeb,
deine Auseinandersetzung mit dem Text beeindruckt mich. Deine Anregungen sind werthaltig und hilfreich.
Zu:
[blue]Idee: Du telefonierst, als wärst du allein im Zimmer, aber ich lese von deinen Lippen ab, weißt du.[/blue]
Ich verwende "..." in meinen Texten oft, als Zeitsteuerungselement. Vor meinen Augen habe ich Leser, der mit seiner inneren Stimme den Text vertont. Wenn ich will, dass der Lesefluss verlangsamt oder gar unterbrochen wird, setze ich "...". An dieser Stelle allerdings empfindest du recht: der Trick stört. Beim Lippenlesen muss ich aus folgendem Grund bei der ursprünglichen Lösung bleiben: dein Vorschlag führt das Lippenlesen als das, was wir alle kennen ein. Für unsere Protagonistin hat Lippenlesen eine völlig andere Bedeutung, auch ihre Technik ist wesentlich ausgefeilter; Lippen sind für sie ein Medium, wie ein Blatt Papier oder ein Buch. Wir würden auch nicht sagen: "Ich lese vom Buch ab." - nicht wahr.

Zu den Fragezeichen:
[blue]Die Fragezeichen würde ich durch Punkte ersetzen - "sie" fragt sich diese Überlegungen ja, und somit braucht es (für mich) keine Fragezeichen.[/blue]
Du hast recht: die Fragezeichen sind nicht korrekt.

Zu:
[blue]Mir ist sogar egal, ob dieser Schlauch ewig im meinem Mund bleibt aus meinem Mund hängt – er versorgt mich mit Sauerstoff, bin davon manchmal wund, und er verhindert, dass du mich küsst. Der Schlauch hängt ja raus, wenn er mit Sauerstoff versorgt. Das "wund" würde ich weglassen, das Bild ist so schon stark genug, dass Leser sich vorstellen vermag, wie unangenehm das ist.[/blue]
Der Raum der Protagonistin ist statisch: Dinge sind wie sie sind und wo sie sind - einzig der Fluss der Zeit macht den Unterschied. In ihrer Denke macht hängen, liegen, stehen keinen Untersschied. Ob etwas (wie der Schlauch) bleibt oder nicht, und wie lange(z.B. ewig) - das ist relevant. Muss also aus diesem Grund bei meiner Formulierung bleiben.

zu:
Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt..." bräuchte es m.M.n.
Umgangschprachlich heißt es "Die Hoffnung stirbt zuletzt!": in einer negativen Situation eine optimistische Haltung bewahren. Mit meiner Verformung versuche ich die Haltung der Protagonistin ein zu fangen: humorvoll, aber realistisch, irgendwie auch paradox.

zu:
Dann war die Zeit stehen geblieben. Meine Uhr wurde auf den Zeitpunkt Null zurückgesetzt Stunde Null.
Klingt gut.

zu:
Wenn ich es wieder bekomme
das ist i-wie komisch zu lesen - lieber sowas wie Wenn es dann wieder hell wird, oder: Wenn ich dann die Augen öffne,
Tatsächlich habe ich an diesem Satz viel gearbeitet. Ihre Augen (anatomisch gesehen) gehören zum "Fleisch", wovon sie ja getrennt lebt und was sie haßt. Das Augenlicht dagegen ist die Welt - ist viel mehr als sehen. Es bedeute bewusst sein und Bewusstsein, es heiß wahr nehmen und Wahrnehmung usw.
Deine Formulierungsvorschläge ebnen die wichtige Differenz ein. Wenn allerdings der spontane Eindruck eher komisch ist, dann muss ich daran noch arbeiten.

Freue mich über jeden weiteren Beitrag.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Auch von mir was ...

Ich kann mich meinen beiden Vorkommentatoren nur voll und ganz anschließen.

Ein Einstandstext, wie ihn sich die Leselupe nur wünschen kann. Was mich an dir besonders beeindruckt, ist, dass du dich mit Kritiken und der Textarbeit von Lesern und Autoren in einer Weise auseinandersetzt, wie es gute Schreiber zu tun pflegen und auch bereit bist, Verbesserungsvorschläge, die dir einleuchten, anzunehmen.

Ich hoffe, nein ich bin mir sicher, dass wir hier noch viel von dir lesen werden.

Herzliche Grüße … Ironbiber (2. Fan)
 

Val Sidal

Mitglied
Ironbiber, danke für deine Antwort.

Was den Umgang mit Texten und Autoren betrifft:

Zitat aus Goethes Brief an Schiller, vom 25. September 1797

Ich freue mich daß durch meinen Rath der Anfang Ihres Ibycus eine größere Breite und Ausführung gewinnt; wegen des Schlusses werden sie denn wohl auch Recht behalten. Der Künstler muß selbst am besten wissen, in wiefern er sich fremder Vorschläge bedienen kann.
Ich lerne gerne von den Großen und Kleinen, von den Guten und den Schlechten.
 
E

eisblume

Gast
Hallo Val Sidal,

ich bin wirklich beeindruckt, wie authentisch du so ein schwieriges Thema umgesetzt hast. Sehr gekonnt geschrieben.
Wenn ich bewerten würde, bekämst du von mir ebenfalls eine 9. Da hohe Bewertungen von meiner Seite unterm Strich aber immer deutlich niedriger ausfallen, verkneife ich mir das jetzt lieber.

Herzliche Grüße
eisblume
 

Val Sidal

Mitglied
eisblume

Danke für deine positive Antwort.
Dass du für die gute Bewertung bereit bist zu tricksen - das beeindruckt mich schwer!
 

Val Sidal

Mitglied
KaGeb

ich habe was versucht:


Problem:
Wenn ich es wieder bekomme [red]das ist i-wie komisch zu lesen - lieber sowas wie[/red] [blue]Wenn es dann wieder hell wird,[/blue] oder: [blue]Wenn ich dann die Augen öffne, kann ich sehen,[/blue] [strike]dass du meistens schon nicht mehr da bist.[/strike] [blue]bist du meistens nicht mehr da[/blue] Und das ist gut.
Wenn man so groß fühlt, dann kann [strike]die[/strike] Nähe gefährlich werden.
Lösung:
[blue]Wenn die Augen das Licht wieder durchlassen, bist du meistens nicht mehr da.[/blue] Und das ist gut.
Wenn man so groß fühlt, dann kann Nähe gefährlich werden.
Die Lösung trägt meine Intention (das Auge ist Fleisch, das Sehen ist ICH). Würde sogar eine Nuance mehr reinbringen: Die Augen lassen freilich das Licht immer durch - das Bewusstsein setzt manchmal aus. Es verschafft der Protagonistin allerdings seelische Entlastung, die Aussetzer (fälschlicher Weise) den Augen in die Schuhe zu schieben.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo val,
es gehört eine gehörige portion "mut" und schriftstellerische qualität dazu, sich mit einem solchem thema auseinanderzusetzen.

ganz besonders gut scheint mir, hast du die welt des querschnittsgelähmten mädchens beschrieben.
hier vor allem:
das erfahren von zeiträumen allein durch die uhr als taktgeber.
quasi ein metronom für gegenwarten.

durch die floskel "weißt du" und die wiederholungen bekommt die icherzählerin einen unverkennbaren klang.

spannend die darstellung der begierden, der sehnsüchte, die ja auf einer speziellen (körperlich gefühlten ebene) immer unerfüllt bleiben müssen.

und wenn sie sich dann doch "erfüllen" ist es "raub".

der plot um das ende der geschichte ist außerordentlich gut
gelungen.
ich als leser blieb atemlos zurück. allein gelassen mit allen moralischen, kulturellen vorstellungen bin ich jetzt wie dein
protagonist mit dem erlebten allein.

ich mußte an einen spruch denken - ich weiß nicht mehr wer es
sagte:
"wenn die götter uns bestrafen wollen, erhören sie unsere gebete".

P.S.
ich bin ein freund deiner art sätze zu formulieren.

sehr unprätentiös, und doch angenehm bildhaft.
eine sehr gelungene arbeit, der man selbige nicht anmerkt...

lg
ralf
 

EviEngel

Mitglied
Hi Val,

du hast meine Geschichte kommentiert, da dachte ich, schau doch einmal was die Val schreibt.
Tja, dann lese ich eine Story und hab mir viel davon versprochen, muss ich sagen, denn du hast dir viel Mühe mit meiner Story gegeben.
Dann ist es ausgerechnet eine Man-muss-den-Leser-betroffen-machen-Story und eine Man-muss-den-Leser-mit-Elend-und-Not-schocken-damit-er-etwas-merkt-Story.
Da muss ich dir sagen, dass ich eine solche Geschichte nicht lesenswert finde.
Ich fürchte, dass so etwas eine Ich-hab-nix-zu-erzählen-Story ist.
Aber das ist meine private Meinung.
Viel Spaß noch.

Gruß Evi :)
 

Val Sidal

Mitglied
EviEngel

es tut mir Leid, dass dir meine Geschichte nicht gefallen hat. Hast du meine zweite auch gelesen? "Lauf der Dinge" heißt sie und ist ganz anders. Versprochen!
 
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