Hallo
@Hundsstern,
ich bemühe mich stets, nicht nur die Wörter zu lesen, sondern die Worte.
Was für eine geballte Ladung Wut ist hier verpackt, die dringend ein Ventil sucht. Ich habe versucht, den Vorhang ein wenig zur Seite zu schieben, denn die Worte wollen ja (ausgehend vom Titel) ausdrücklich gerade nicht schmähen (wie von
@Anders Tell interpretiert), sondern mMn etwas ganz anderes aufdecken.
Man nehme die Decke und ziehe sie weg. Was bleibt?
Tiefergehende Interpretationen möchte ich an dieser Stelle dennoch nicht ausführen, es sei denn, es wird ausdrücklich vom Autor gewünscht. Ich befürchte, es könnte sonst ein Rundumschlag werden, der uferlos ist. Nur kurz angemerkt sei, alles nur aus meiner Sicht, dies ist ein Text, der absoluten Frust deutlich macht. Ob der so einseitig nur von einem einzelnen Menschen so empfunden wird, wage ich zu bezweifeln. Was ich aber relativ sicher weiß, ist, dass oft lieber die Wörter ordentlich ins Reagl sortiert werden, aber dabei vergessen wird, dass man die Worte damit eventuell löschen würde.
Ich vermisse (wie auch an derer Stelle im Forum, bei einem ähnlichen "Wutausbruch"), die Lösung. Aber genau das ist der springende Punkt (und nein, natürlich muss der Text das nicht leisten, es reicht, wenn etwas angeprangert wird?), es vergrößert lediglich die Anzahl der Menschen, die dem Gedanken zustimmend folgen. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang ebenfalls die ewige Suche nach dem "Schuldigen". Geht es uns allen besser, wenn wir die Wut auf ihn richten? Ernsthaft? Ich glaube nicht. Ein gefährliches Werkzeug, mit dem da gespielt wird, wie ich finde.
[Nebenbei: Die Neugier/der Wissensdurst des Menschen ist unerschöpflich. Das ist auf der einen Seite gut, denn sonst wären wir nicht so weit gekommen mit Forschung und Wissenschaft. Aber wie alles, hat es seine zwei Seiten. Denn das, was am Ende daraus wird, liegt nicht mehr in der Hand des Einzelnen, der mit seinem Tunnelblick nur auf seine Entdeckung gepolt ist. Ehe der merkt, dass er sich bereits im freien Fall befindet, ist es zu spät.]
Hier in diesem Text wird der Versuch gestartet, aufzuwecken, bevor alles zu spät ist. Die eigene Lösung des Lyrichs, dem Puplikum diese eine Sicht der Dinge vor die Füße zu spucken und zu gehen, damit die Zuhörer/Leser Zeit haben, darüber nachzudenken, verpufft (leider) angesichts der Wut, die alles unter sich begräbt. Angriff provoziert Gegenangriff. (Leider gibt es auch völlig scheinbar sinnfreie Angriffe aus keinem gegebenen Anslass, aber das ist ein anderes Thema.)
Die spontane Trennung vom Vortragenden und den Zuhörern ist vielleicht eine benötigte Atempause, die Platz für Gedanken gibt, die nicht mit dem Betätigen des Lichtschalters am Ende des Tages beendet sind. Es ist auch allemal besser, als die Lanze gegen sich selbst zu richten.
Wenn wenigstens das Ventil hier eine Entlastung gebracht hat, so ist einer der vielen Sinne bedient worden.
(Eine kleine Anmerkung in eigener Sache, weil sie immer wieder angesprochen wird.
Der Anspruch, dass man hier in der LL in erster Linie am Text arbeiten sollte, schließt für meine Begriffe die intensive Auseinandersetzung mit dem Inhalt nicht aus. Mich persönlich interessiert in erster Linie der Inhalt und ob mich der Text erreicht. Natürlich sollten alle anderen Aspekte berücksichtigt werden, aber ich kann nicht nachvollziehen, dass Zeilenumbrüche, Metrik, Rhythmus, Blocksatz etc. wichtiger sein sollen. Hier wird ja kein druckreifer Text an einen Verlag eingereicht, dafür müsste noch viel mehr berücksichtigt werden. Auch Kommentatoren haben einen begrenzten Bereich, in dem sie wertvolle Tipps geben können. Wer meint, er könne
alles abdecken – vor dem ziehe ich den Hut. Für die großzügige Einräumung, man dürfe auch den Inhalt berücksichtigen, bedanke ich mich herzlich. Ich werde davon weiterhin Gebrauch machen in dem mir möglichen Rahmen.)
Falls ich – und diese Möglichkeit ziehe ich durchaus immer in Betracht – mit meiner Lesart hier völlig daneben liege, kann ich damit auch leben. Dann wäre ich allerdings dankbar, für ein paar erleuchtende Worte seitens des Autors, wenn er sich nicht noch auf Reisen befindet.
Dir und allen anderen einen schönen Donnerstag wünscht –
Aniella