Polarlichter

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Polarlichter

Ein Regal mit

Komm, wir beide ärgern
dicke Kodiakbären

Schnippelbohnen

tanzen in den Fluten
Walzer mit den Walen


in verstaubten

schaufeln roten Krill
in unsre Kehlen

Einweckgläsern

zermalmen Packeis
mit Backenzähnen

abflockende

vertilgen zum Nachtisch
tonnenweise Schollen


Kellerfarbe

kitzeln die Walrosse
mit spitzen Eiszapfen


stockfleckige

küssen in der Tiefe
tausend Feuerquallen

Duschvorhänge

pucken uns beide
ein in Schneedecken


glasierte Schuhe

bringen die grauen Gletscher
mit grünen Polarlichtern


in der Truhe

zum Glitzern
 

revilo

Mitglied
tja...das ist ein Gedicht, mit dem ich wenig anfangen kann, weil ich es nicht verstehe und es mich wenig beührt...jetzt bitte bloß keine langwierigen Erklärungsversuche....aber das Gedicht packt mich leider überhaupt nicht und wäre auch m.E. im experimentellen Bereich besser aufgehoben....LG revilo...
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
durchwachsener Speck

Tja, Artbeck,

unser revilo muß sich mal hinlegen zum Mittagschlaf, das Rheuma, die Gicht, überhaupt: das Alter ...

Eigentlich ist es durch die Schreibweise so deutlich vorgegeben, daß sogar ich, den "Der Andere" zu recht eines Mangels an philosophischer Bildung bezichtigt (ich muß noch so viel Stoff nachholen, das war so eine endlos lange Liste von Philosophen und Pseudophilosophen, sag mir quando sag mir wann ich die wiederlesen kann ...), es so verstehe, daß da eben zwei Texte so ineinander geschoben sind, wie das manche beim Mischen der Skatkarten tun: Aufspreizen und quer ineinander.

Am Ende kommen sie einander näher, treffen sich in Synchronizität.

Der kursiv gedruckte ist liedhafer als die Waschzettelkürze des recte gedruckten Textes, er sieht fast schon wie ein Zitat aus, aber das hättest Du angegeben, wenn es aus einem Lied oder einem Melville-Stück geklaut bzw. zitiert wäre.

So, nun mach ich mich ein paar Mal ans Lesen, weil meine Phantasie die Vorstellungen, die ich von Polarlichtern habe, mit diesem Zweierlei in Zusammenklang bringen will. Dafür brauche ich etwas Zeit, vielleicht nach meinem Mittagschlaf, ich bin ja nicht jünger als revilo, mein mit Philosophie und Philologie beschwerter Kopf sinkt mir permanent zur Seite, ich muß mich mal hinlegen,

grusz, hansz
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Artbeck!

Das Gedicht im Gedicht.

Einerseits die triste Alltagsbeschreibung und kursiv die Poesie als Aufforderung an das lyr.du den trostlosen Alltag zu verlassen.

So verstehe ich dein Gedicht. Allerdings funktionieren solche Gedichte bei mir nur, wenn mich einer der beiden Texte packen kann.
Das tut es hier leider nicht.

Liebe Grüße
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo Artbeck

habe es auch so wie Manfred verstanden und finde die Idee soweit ganz gut. Man muss ja auch Mut zu neuen Versuchen haben, auch wenn sie etwas ungewöhnlich erscheinen.

Was irgendwie fehlt, ist der Doppel- und Hintersinn zwischen beiden Gedichten. Ich hätte wahrscheinlich versucht, beide Versionen so zu verbinden, dass sich beim Sprung von einem Gedicht zum anderen immer noch an anscheinbarer Zusammenhang ergibt, wenn auch mit "Sinnlosigkeiten". Zum Beispiel statt:

Ein Regal mit
Komm, wir beide ...

Ein Regal mit
Kodiakbären ...


Das wäre sprachlich reizvoller, vielleicht käme da ein sehr unterhaltsamer Kauderwelsch heraus, der nach der Auftrennung wieder Sinn ergeben würde.

Eigentlich so, wie es stellenweise auch erscheint, das Ende z.B. finde ich gelungen:

bringen die grauen Gletscher
mit grünen Polarlichtern


in der Truhe

zum Glitzern

Lass sie also ruhig mal aus der Truhe ...

LG
Tula
 
Guten Abend!

@Revilo: Auch wenn’s nicht zusagt, Danke fürs Lesen. Im experimentellen Bereich sehe ich es jedoch nicht, da es kein Versuch, sondern eine von mir bewusst gewählte Ausdrucksform des Collagierens ist.

@Hansz:„Durchwachsener Speck“ – klingt gar nicht mal so schlecht und passt ja auch irgendwie zur „ineinander geschobenen“ Collage. Ein Melville’sches Pottwalblubber-Zitat ist jedenfalls nicht eingewoben; ich freue mich aber über den Bezug/die Assoziation! Ein bisschen von Ahabs Wahn mag wohl durchschimmern, wenn das lyrische Ich mit den Walen tanzen will…Vielen Dank!

@Manfred: Deinen Kommentar verstehe ich, mehr lyrische Verdichtung! – und sehe ihn als Ansporn.
Vielen Dank für deine Annäherung an den Text!

@Tula: Deine Rückmeldung motiviert und den Vorschlag
Ich hätte wahrscheinlich versucht, beide Versionen so zu verbinden, dass sich beim Sprung von einem Gedicht zum anderen immer noch an anscheinbarer Zusammenhang ergibt, wenn auch mit "Sinnlosigkeiten". Zum Beispiel statt:

Ein Regal mit
Komm, wir beide ...

Ein Regal mit
Kodiakbären ...
finde ich sehr konstruktiv. Das käme auf einen Versuch an – werde mir da in einem ruhigen Moment noch genauer etwas zu überlegen! Ich danke dir fürs Weiterbringen!

Gruß,
Artbeck
 



 
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