Politische Versprechen

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Curd Belesos

Mitglied
Der Leib zerfetzt und ohne Glieder,
Vom Blut getränkt die Erde rot,
Zuhause singt man Heldenlieder,
Doch der Soldat ist längst schon tot.

Das Gas im ersten Weltkrieg lehrte,
Dass auch das eigne Heer krepiert,
Weil sich der Wind nicht darum scherte
Und seine Richtung variiert.

Das alles war vor hundert Jahren,
Zweimal verloren, keinen Sieg,
Wir wollten doch den Frieden wahren,
Und helfen andern jetzt beim Krieg ?

© Curd Belesos

Erinnerung an die Kriegserklärung vom 1. August 1914
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Curd,

was mir an diesem Gedicht gefällt, ist, dass du eine Analogie zu heute ziehst und indirekt feststellst, dass die Menschheit nichts aus ihren zwei großen Kriegen gelernt hat. Das Gedicht hebt auf das Moralische ab, womit Kriege überhaupt nichts zu tun haben, aber sei es drum. Ein sauber geschriebenes Gedicht, was will man mehr.

Gruß, Fettauge
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Curd,

ein aktuelles Gedicht mit Tiefgang. Aus der Geschichte wieder einmal nichts gelernt, trotz laufenden Beteuerungen.

Liebe Grüße

Helmut
 

Thylda

Mitglied
Lieber Curd

Wieder einer, der das "ultimative Opfer" bringt, damit die Interessen einiger Weniger gerettet werden können. Es macht mich krank, vor allem, weil sie es in "Pflichterfüllung" tun. Die Pflicht der "überzähligen" Söhne, die Satten zu beschützen und wie die Herbstblätter zu fallen.

Ein emotionsgeladenes Thema gut umgesetzt.

Liebe Grüße
Thylda
 

Curd Belesos

Mitglied
moin moin Thylda,

Gerade habe ich einen Artikel über die Eltern eines in der Ukraine verstümmelten sowjetischen Soldaten gelesen, für die nur eines wichtig ist, dass ihr Sohn den Befehlen folgte und gehorchte. Sie sind stolz auf ihn.

ZITAT:
Handelsblatt – Fr., 5. Sep 2014 10:53 MESZ
Der schwer verletzte Fallschirmjäger Nikolai Koslow kann sich indes des Stolzes seiner Eltern noch immer sicher sein. 'Er hat einen Eid geschworen und die Befehle ehrenwert ausgeführt', sagte Wsewolod Koslow im russischen Radio.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Curd

"ehrenwert" hier als Synonym für gehirngewasches ersetzbares Werkzeug. Denn es gibt noch genug andere bildungsferne, unterprivilegierte und verzweifelte Familien, die es als Ehre empfinden, wenn ihre Söhne Kanonenfutter spielen. Was übrig bleibt, sind dreieckig gefaltete bunte Stoffbahnen und Bilder an der Wand von der jungen Generation eines Landes in schlecht sitzenden Uniformen, dafür aber mit stolzgeschwellter Brust und hoffnungsvollem Lächeln. Bereit zu glauben, daß sie für die Guten kämpfen und daß es Menschen gibt, die den Tod verdienen, um am Ende derjenige zu sein, von dem ein anderer dachte, sie hätten den Tod verdient und die Angehörigen den Verlust.
Es entsetzt mich jedesmal wenn ich in die Augen eines Soldaten sehe. Man sieht richtig das verlorene Stück Menschlichkeit. Noch schlimmer ist die Verzweiflung der Soldaten, die aus dem Dämmerzustand erwacht sind, speziell, wenn sie schon getötet haben. Endlich gibt es noch die Überzeugten. Die sind verloren, nur noch der Hülle nach Menschen.

Es graust mich.

Liebe Grüße
Thylda
 



 
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