Pommfritz und Pommfrieda

Michel

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Schon seit Tagen lebten Pommfritz und Pommfrieda tiefgekühlt in ihren Familienpackungen nebeneinander. Beide freuten sich auf das größte Ereignis das einer Pommes und einer Krokette passieren konnte. Bei einer super Grillparty in Ketchup oder anderen köstlichen Soßen getunkt zu werden. Obwohl die Pommes Frites und die Kroketten aus der ein und der selben Kartoffel gemacht wurden, stritten sich die Familien immer wieder darum, wer wohl besser aussieht oder wer als erstes gekauft wird.

Ihre spannende Geschichte begann an einem Samstag morgen. Der Supermarkt war wie immer total überfüllt und die beiden Familienpackungen lagen immer noch unberührt in einer der Tiefkühltruhen. Wieder einmal genügend Zeit für die Pommes und Kroketten einen Familienzank in der Truhe zu veranstalten. Ein Wort gab sich dem anderen:

„Ihr werdet nicht gekauft weil ihr klein und dick seid und schwer im Magen liegt!“, tönt es aus der Pommespackung.

„Und euch langen dünnen Zahnstocher da drüben will keiner haben weil ihr nicht mal richtig satt macht!“, kommt es triumphierend aus der anderen Tüte.
So ging es schon seit Tagen. Unter diesen Umständen war kein Frieden in Sicht.
Als der Streit wieder mal heftiger wurde, passierte es. Die Schiebetür der Tiefkühltruhe wurde geöffnet und eine Hand griff nach beiden zankenden Packungen und warf sie in den Einkaufswagen. Durch den harten Aufprall wurden Pommfritzes und Pommfridas Familie in der Tüte
durcheinander gewürfelt und endlich war „Ruhe im Karton“.

Erst als sich der Einkaufswagen in Richtung Kasse bewegte, wurde den Pommes und Kroketten klar was nun mit ihnen geschah.
„Auf zur lang ersehnten Party.“

In beiden Packungen tat sich durch den Aufprall ein Riß auf, aus dem Pommfritz und Pommfrieda die Möglichkeit hatten einen Blick nach
draußen zu erhaschen. Sie sahen beide das ihr Weg über einen Parkplatz ging und vor einem großen Auto Endstation war. Mit einem Ruck wurden beide Packungen aus dem Einkaufswagen gehoben.
Da passierte es. Pommfritz und Pommfrieda, die sich zu weit aus dem Loch hinauslehnten und das Gleichgewicht verloren, flogen aus ihren Tüten heraus. Zwar gelang es Pommfrieda sich ein paar Sekunden festzuhalten, aber als die Packungen in den Kofferraum des Autos geschleudert wurden, verlor sie den Halt und stürzte nach unten. Nach einem kurzen Aufschlag lag auch sie neben dem winselnden Pommfritz auf dem Boden. Pommfrieda rappelte sich als erste wieder auf und sah wie das Auto mit beiden Familienpackungen davon fuhr. Erst ihr zweiter Blick galt Pommfritz. Der lag mit schmerzverzertem Gesicht vor ihr.
„Komm Pommfritz ich helfe dir auf“, sagte Pommfrieda und reichte ihm die Hand. Aber Pommfritz schlug sie ihr aus und sagte unter Schmerzen. (da er sich einige Schürfwunden zuzog)
„Nein, daß schaffe ich auch alleine“.
Als er die Worte ausgesprochen hatte, sah Pommfrieda plötzlich einen mächtig großen Autoreifen auf sich und Pommfritz zu rollen. In letzter Sekunde schaffte sie es, sich und Pommfritz vor dem matschigen Tod zu bewahren.
„Ich habe doch gesagt ich schaffe das alleine!“, stieß er entrüstet hervor und bemerkte wohl gar nicht das Pommfrieda ihm gerade eben das Leben gerettet hatte.
Etwas beleidigt ließ Pommfrieda seinen Arm los, den sie immer noch fest umklammerte.

Gerade wollte Pommfritz demonstrieren wie er es auch ohne ihre Hilfe geschafft hätte aus der Gefahrenzone zu kommen, als er durch eine Unachtsamkeit plötzlich in einen Gullyschlitz fiel und sich noch rechtzeitig mit seiner rechten Hand festhalten konnte.
„Wie war das? Ich schaffe das auch alleine!“, entgegnete ihm Pommfrieda, während sie neben dem Gully kniete.
Wieder musste Pommfrieda die dünne Pommes retten und zog ihn mit aller Kraft aus dem Gully. Pommfritz war erleichtert, ließ es sich aber bestimmt nicht anmerken.
Er machte seine Mütze sauber und sagte, ohne ein Wort des Dankes an Pommfrieda zu verlieren:

„Wir müssen jetzt die anderen finden!“
Doch seine Unfreundlichkeit werte nicht lange, da aus dem Gebüsch neben ihnen eine große schnuppernde Hundenase hervor lugte.

Pommfrieda erkannte sofort die Gefahr und schrie Pommfritz zu:
„Renn weg ein Hund.“

Pommfritz der das akustisch nicht verstanden hatte entgegnete ihr fragend:
„Warum soll ich rennen?“
Ohne lange zu Fackeln ergriff Pommfrieda wieder seine Hand und rannte mit ihm davon. Das bekam der streunende Hund mit und eilte ihnen mit Gebell hinterher. Sie rannten und rannten. Im Eifer des Gefechtes bekam Pommfritz überhaupt nicht mit warum und vor wem sie davonliefen.
Erst als er nach hinten schaute und die schwarze kalte Schnauze des Hundes sah, war ihm alles klar. Der kläffende Hund kam immer näher und näher. Pommfritz konnte schon seinen warmen Atem im Genick spüren. Der Hund setzte zum Sprung an, er hätte sie bestimmt bekommen, wenn Pommfrieda nicht die rettende Idee gehabt hätte, sich nach links in die dichten Büsche zu schlagen. Völlig außer Atem blieben beide liegen.

Pommfritz bemerkte das er seine über alles geliebte Schildmütze, bei dem Hechtsprung in die Hecken, verloren hatte. Aufgeregt schimpfte er vor sich hin. Pommfrieda ergriff wieder die Initiative und meinte nur:
„Dann müssen wir sie halt suchen!!“

Vorsichtig streckte sie ihren Kopf durchs Gebüsch. Sie schaute nach links dann nach rechts. Da lag die Mütze. Und kein Hund in Sicht.
„Der muß sich wohl verzogen haben“, dachte sie sich.
Langsam kroch sie aus den Hecken und schlich sich, dennoch vorsichtig, zur Mütze. Pommfritz blieb verängstigt im Gebüsch sitzen und beobachtete die mutige Aktion. Als Pommfrieda die Mütze in der Hand hielt und sauber machte, bemerkte Pommfritz den Hund hinter ihr. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel stand er wieder da. Hat sich wohl gedacht das sie wieder raus kommen. Pommfritz bekam vor lauter Schreck keinen Ton heraus um Pommfrieda zu warnen. Lautlos näherte sich der Hund Pommfrieda , machte sein Maul auf und.....

Er hätte sie wohl gefressen, doch Pommfritz nahm all seinen Mut zusammen und schoß mit Gebrüll aus dem Gebüsch geradewegs auf Pommfrieda zu und stieß sie zur Seite.

Ohne lange darüber nachzudenken nahm er diesmal Pommfrieda bei der Hand und rannte mit ihr davon bis der Hund nicht mehr zu sehen war. Dieser war auch so verdutzt darüber, daß er wie versteinert stehen blieb. An einer Strassenecke stoppten beide und rangen nach Luft.
Atemlos kam ein,“ Danke“, über Pommfriedas Lippen.

„Nicht der Rede wert. Eine Hand wäscht die andere“, keuchte Pommfritz.
Ohne es zu merken entwickelte sich zwischen ihnen eine Freundschaft.
Schon bald setzten die zwei ihre Suche nach ihren Familien fort. Nach zwei Stunden aussichtsloser Suche setzte sich Pommfritz enttäuscht auf den Bordsteinrand. Pommfrieda setzte sich dazu. Sie bemerkte das Pommfritz ein paar Tränen über die Wangen liefen. Genauso enttäuscht darüber nicht bei der Party dabei zu sein, legte sie tröstend ihren Arm über seine Schultern.
„Wir finden sie, du wirst sehen“, sagte sie und Pommfritz meinte ein wenig Optimismus in ihrer Stimme zu hören. Aus der Ferne vernahmen sie auf einmal ein lustiges Geschrei.
Sofort erkannten sie beide die Stimmen ihrer Familien.
So ein Zufall. Direkt hinter ihnen war ein riesengroßer Garten der von einem Holzzaun umgeben war. Daneben stand eine Garage. In dieser stand das Auto mit dem die Packungen fortgefahren waren . Pommfrieda erkannte es sofort wieder.
„Das Auto, daß Auto, wir haben sie gefunden“, kreischte sie. Vor lauter Freude umarmten sie sich. Doch als sie merkten was sie da taten, ließen sie verschämt voneinander ab.
„Also nichts wie rein“, sagte Pommfritz verlegen. Sie stiegen durch den Holzzaun und sahen einen riesengroßen Garten vor sich. Immer dem Geschrei folgend, näherten sie sich dem Haus indem die Leute wohnten, die die zwei Familienpackungen gekauft hatten. Auf der Terrasse stand ein großer Tisch, auf dem die Pommes und Kroketten fröhlich in die Friteuse sprangen.
Vor lauter Übermut flogen plötzlich fünf Pommes vom Tisch, direkt vor die Füße von Pommfritz und Pommfrieda.

„Da liegen Pommes auf dem Boden, feg sie doch bitte weg!!“, sagte die Frau aus dem Haus. Kurz darauf wurden die fünf Pommes, die ganz benommen auf dem Boden lagen, von einem Mann aufgefegt und in den daneben stehenden Mülleimer geworfen. Pommfritz und Pommfrieda, die das ganze Geschehen beobachtet hatten, konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die anderen schauten entsetzt über den Tischrand.
Als die Gefahr vorüber war kamen die beiden wieder hervor. Aus dem Mülleimer konnte man laut und deutlich die Hilfeschreie der fünf Pommes hören.
„Wir müssen ihnen helfen“, drängte Pommfrieda.
„Laß doch die eingebildeten Pommes wo sie sind. Die haben es nicht anders verdient“, kam es von den Kroketten auf dem Tisch gerufen.
„Eingebildet hin oder her, ich gehe jetzt hin und helfe ihnen“, sagte Pommfrieda entschlossen.
„Und ich helfe mit“, fügte Pommfritz hinzu. Zum Entsetzen ihrer Familien öffneten die beiden mit einem beherzten Sprung auf den Fußtreter des Mülleimers den Deckel und warfen ein langes Seil hinein, dass Pommfritz neben dem Eimer liegen sah. An dem Seil konnten sich alle fünf verunglückten Pommes hochziehen und retten.
Als sie sich alle aus dem Eimer retten konnten und sich stürmisch bei Pommfritz und Pommfrieda bedankten war die Freude natürlich riesengroß. Die Kroketten auf dem Tisch hatten alle ein schlechtes Gewissen gegenüber den Pommes und man sah es ihnen an.
Denn ihre roten Köpfe konnten sie nicht verbergen.
Gemeinsam kletterten Pommfritz und Pommfrieda mit den fünf Pommes an der Tischdecke hinauf zu den anderen. Oben angekommen wurden sie alle stürmisch von allen Pommes empfangen. Pommfriedas Familie entschuldigte sich bei allen für ihr Verhalten.

Pommfritz und Pommfrieda schauten sich tief in die Augen.
„Freunde?“, fragte Pommfritz und hielt ihr seine Hand hin.
„Freunde!“, sagte Pommfrieda nahm seine Hand zog ihn zu sich und drückte ihn ganz fest. Auch die Pommes und Krokettenfamilien reichten sich freundschaftlich die Hände.
Nun konnte doch noch eine gemeinsame Superparty steigen. Hand in Hand sprangen Pommfritz und Pommfrieda glücklich in die langersehnte Friteuse.
 



 
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