[ 5]Kurze Vorabbemerkung: Nachfolgende Geschichte habe ich zusammen mit einer anderen vor einigen Jahren für einen Wettbewerb einer Uhrenfirma geschrieben. Vorgabe waren die Themen Präzision und Geschwindigkeit. Vor kurzem habe ich sie wieder entdeckt. Leicht überarbeitet möchte ich sie hier vorstellen.
Präzision
[ 5]Hinter der kleinen Brücke laufe ich los. Links von mir strömte die Weißeritz durch ihr breites Bett, gemächlich an dieser Stelle, zu dieser Jahreszeit. Aber ich sehe nicht hin, laufe mir statt dessen die Woche aus dem Leib und meinen Kopf frei. Vor mir das kleine Kraftwerk. Jetzt habe ich meinen Rhythmus gefunden.
[ 5]Noch vor der weiten Biegung des Wegs wird der Wald dichter. Der kleine Picknick-Platz ist leer um diese Zeit. Das Tal verengt sich, der Fluss tönt lauter. Mein Körper funktioniert jetzt automatisch. Meine Beine bewegen sich von selbst. Wieder überquere ich die Gleise der Schmalspurbahn. Hier beginnt der schönste Teil des Wegs. Bis zum esten Haus von Rabenau.
[ 5]Der hässliche Hund stürmt laut bellend zur schmiedeeisernen Pforte. Jedes mal. Sogar er müsste inzwischen gelernt haben, dass seine Schnauze nur wenige Zentimeter weit durch die Gitterstäbe ragt. Er hat keine Chance, irgend jemand zu erreichen. Aber er versucht es immer wieder. Wütend lässt er seinem Ärger freien Lauf. Ich habe ihn erwartet. Keinen Millimeter weiche ich von meinem Weg ab, warum auch.
[ 5]Niemand stört meinen Lauf. Rabenau hinter mir. Für ein kurzes Stück gehe ich über Stock und Stein, Stufen und Baumwurzeln. Die einzige Stelle, an der ich meinen Laufrhytmus ändern muss. Die ersten Schweißtropfen erscheinen, doch der kalte Felsen neben mir lässt mich frösteln.
[ 5]Der Weg wird jetzt breiter, das Tal offener. Noch ein abrupter Richtungswechsel hinter der Holzbrücke und eine fast gerader Strecke liegt vor mir. Dann ein weiter Bogen. Ich komme zügig voran obwohl es ständig bergauf geht.
[ 5]Eine Straße stört die bisherige Idylle. Ich passiere sie ungehindert. Zwei Drittel des Wegs sind geschafft.
[ 5]Der Wald auf der rechten Seite ist nur wenige Bäume tief. Trotzdem wird es wieder dunkel. Endspurt. Eine lange Gerade und dann die letzte S-Kurve vor dem Viadukt. Einer seiner Bögen überspannt den Fluss, der andere den Weg. Fast da. Die erste Weiche das Bahnhofs liegt am Beginn des steinernen Gewölbes. Wäre da nicht der weite Bogen bis zum anderen Ende des Bahnsteigs. Doch endlich: geschafft!
[ 5]Erschöpft stütze ich mich an der Wand des Wartehäuschens ab. In der Ferne höre ich schon das Läuten und Pfeifen des Zuges. Er wird mich zurückbringen. 9847 Schritte, sagt mein Smartphone. Fast 100 über meinem Durchschnitt.
[ 5]Würde ich so präzise laufen wie meine Uhr, dann müsste ich mein Ziel mit einem halben Schritt Abweichung erreichen. Jedes mal. Sommers wie Winters, bei Hitze, bei Regen oder bei Kälte. Aber ich muss nicht so exakt funktionieren wie meine Uhr. Aber es ist gut, dass sie es tut.
Präzision
[ 5]Hinter der kleinen Brücke laufe ich los. Links von mir strömte die Weißeritz durch ihr breites Bett, gemächlich an dieser Stelle, zu dieser Jahreszeit. Aber ich sehe nicht hin, laufe mir statt dessen die Woche aus dem Leib und meinen Kopf frei. Vor mir das kleine Kraftwerk. Jetzt habe ich meinen Rhythmus gefunden.
[ 5]Noch vor der weiten Biegung des Wegs wird der Wald dichter. Der kleine Picknick-Platz ist leer um diese Zeit. Das Tal verengt sich, der Fluss tönt lauter. Mein Körper funktioniert jetzt automatisch. Meine Beine bewegen sich von selbst. Wieder überquere ich die Gleise der Schmalspurbahn. Hier beginnt der schönste Teil des Wegs. Bis zum esten Haus von Rabenau.
[ 5]Der hässliche Hund stürmt laut bellend zur schmiedeeisernen Pforte. Jedes mal. Sogar er müsste inzwischen gelernt haben, dass seine Schnauze nur wenige Zentimeter weit durch die Gitterstäbe ragt. Er hat keine Chance, irgend jemand zu erreichen. Aber er versucht es immer wieder. Wütend lässt er seinem Ärger freien Lauf. Ich habe ihn erwartet. Keinen Millimeter weiche ich von meinem Weg ab, warum auch.
[ 5]Niemand stört meinen Lauf. Rabenau hinter mir. Für ein kurzes Stück gehe ich über Stock und Stein, Stufen und Baumwurzeln. Die einzige Stelle, an der ich meinen Laufrhytmus ändern muss. Die ersten Schweißtropfen erscheinen, doch der kalte Felsen neben mir lässt mich frösteln.
[ 5]Der Weg wird jetzt breiter, das Tal offener. Noch ein abrupter Richtungswechsel hinter der Holzbrücke und eine fast gerader Strecke liegt vor mir. Dann ein weiter Bogen. Ich komme zügig voran obwohl es ständig bergauf geht.
[ 5]Eine Straße stört die bisherige Idylle. Ich passiere sie ungehindert. Zwei Drittel des Wegs sind geschafft.
[ 5]Der Wald auf der rechten Seite ist nur wenige Bäume tief. Trotzdem wird es wieder dunkel. Endspurt. Eine lange Gerade und dann die letzte S-Kurve vor dem Viadukt. Einer seiner Bögen überspannt den Fluss, der andere den Weg. Fast da. Die erste Weiche das Bahnhofs liegt am Beginn des steinernen Gewölbes. Wäre da nicht der weite Bogen bis zum anderen Ende des Bahnsteigs. Doch endlich: geschafft!
[ 5]Erschöpft stütze ich mich an der Wand des Wartehäuschens ab. In der Ferne höre ich schon das Läuten und Pfeifen des Zuges. Er wird mich zurückbringen. 9847 Schritte, sagt mein Smartphone. Fast 100 über meinem Durchschnitt.
[ 5]Würde ich so präzise laufen wie meine Uhr, dann müsste ich mein Ziel mit einem halben Schritt Abweichung erreichen. Jedes mal. Sommers wie Winters, bei Hitze, bei Regen oder bei Kälte. Aber ich muss nicht so exakt funktionieren wie meine Uhr. Aber es ist gut, dass sie es tut.