Du musst es dem Redakteur mundgerecht herrichten. Ich weiß, wovon ich rede, ich bin selbst einer…
Ich sag mal, was ich tue:
Ich krieg einen Pressetext und gucke als erstes drüber, ob das Thema in "meine" Zeitung passt. Wenn nicht, fliegt weg, ohne dass ich in der Agentur rumfrage, wen es noch so interessieren könnte.
* Der Wirtschaftsredaktuer deiner Tageszeitung wird dein Anschreiben also wegwerfen – und sich vermutlch nicht die Mühe machen, damit zum Kultur- oder Jugend-Redakteur zu rennen. Schick das Anschreiben also gleich in die Kulturredaktion! Am besten an den Herrn Sowieso persönlich.
Wenn ich beim Drüberlesen merke, dass es mich selbst interessiert, lese ich noch mal genauer und lege es in den "Merke!"-Stapel. Den durchforste ich, wenn mal Zeit ist und manchmal überleg ich, ob ich dieses spannende Thema nicht doch irgendwie so ummodeln kann, dass es in die Zeitung passt.
* Mach den Redakteur neugierig. Das kann zum Beispiel auch der Umstand sein, dass der Autor aus der Region stammt – der Lokal-Kultur-Redakteur wittert da vielleicht so was wie einen (werdenden) Lokal-Star und das ist sehr interessant!
Wenn es ein Text in die Interessant-Ablage geschafft hat, hat derjenige die größte Chance, der am wenigstens Arbeit (gemessen an der Ausbeute) bedeutet. Ich will keine zusätzliche Rechereche anstellen (und der Redakteur will die Rezi nicht selber schreiben).
* Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nicht-Kultur-Redakteur dein Buch zwecks Rezension „abfordert“ ist relativ gering. (Es sei denn, dein Anschreiben hat ihn so überzeugt, dass er das Buch selbst lesen will.) Liefre dem Redakteur also einen Text, wie man ihn in die Zeitung übernehmen kann. Vielleicht ist ein Bekannter bereit, eine Kurz-Rezi zu verfassen, vielleicht sogar jemand, der schon einen Namen hat. Oder jemand, der dir beim Schreiben geholfen hat, lässt sich von dir zitieren… Liefre irgendwie eine Abbildung des Buches mit – selbst wenn sie nicht gedruckt wird, hat das einen Werbeffekt.
* Die Wahrscheinlichkeit, dass der Redakteur dein Buch "abfordert" (um es einem freien Mitarbeiter zum Rezensieren zu geben) steigt mit deinem Bekanntheitsgrad oder/und mit der Kopplung an andere (lokal) interessante Themen (z.B. Veranstaltungstipp: Lesung mit "Wackelbär" am …in …) Vielleicht kannst du dir sowas organisieren…
Beim Planen deiner Strategie: Erwarte nicht dass du eine Antwort kreigst, vor allem aber nicht, dass du sie schnell kriegst. Ein Buch ist kein tagesaktuelles Thema – das hat immer noch Zeit. Wenn mal „ein Loch“ ist. Oder es grad irgendwie thematisch passt. Oder solche Bücher gerade in sind. Oder…
Wenn du den Punkt erreicht hast, an dem das Buch "abgefordert" wird, kann eigentlich nichts mehr schief gehen (es kann aber dauern, bevor die Rezi erscheint). Dann ist es "egal", was du schreibst – solange es in lesbarem und orthografisch-grammatikalisch vertretbaren Deutsch passiert und keine Beschimpfungen enthält. Ein kurzer PR-Text (zur Erinnerung und Orientierung) und ein paar Autorendaten können allerdings nicht schaden…