Professionelle Hilfe bei der Buchveröffentlichung gesucht.

Caspi

Mitglied
Vermutlich geht es mir wie vielen Schreibnovizen; man schreibt, tüftelt, feilt, verarbeitet Feedback aus dem Freundeskreis, bis man nach Jahren endlich zum Entschluss kommt: Fertig! Nach einer kurzen Atempause und etwas Recherche wird einem jedoch klar; der schwierigste Teil kommt erst noch: Die Veröffentlichung.

Für meinen Debüt-Roman hatte ich blöderweise ein Nischen-Genre (Soft-SF) erwischt. Im Nachhinein betrachtet, bereue ich es jedoch nicht, da ich nach wie vor für das Konzept und die Story brenne. Und das ist für mich Allerwichtigste. Wie gesagt, „Nischen-Genre“, deshalb dachte ich mir, besser eine Literaturagentur, als direkt zum Verlag.

Also verschickte ich Bewerbungen an verschiedene Agenturen, jede akkurat auf den Adressaten zugeschnitten. Und ihr ahnt es schon, keine einzige Rückmeldung. Und langsam frage ich mich: Liegt es an mir? Meinem Werk? Oder wie ich beide präsentiere? Wie viele Agenturen soll ich noch anschreiben? Oder sollte ich besser aufhören diese zu „verbrennen“ und mich vorher professionell coachen lassen?

Die litmedia.agency bietet beispielsweise ein „Vorab-Kurz-Coaching für Romaneinsendungen“ und ein „Feedback-Coaching für abgelehnte Einsendungen“ für 100€ bzw. 150€ an. Wie seriös sind solche Angebote?

Apropos Seriosität. Vom Konzept denkbar wäre für mich auch ein Zuschussverlag, bei dem ich mich an den Kosten für Lektorat, Druck und Marketing beteilige. Doch diese scheinen nicht den besten Ruf zu haben. Wie finde ich einen, der tatsächlich auch Interesse dran hat, mein Werk in einer entsprechenden Qualität, einer möglichst großen Leserschaft zugänglich zu machen, anstatt nur meinen Zuschuss abzukassieren?

Ich habe auch schon öfters gelesen, dass das „klassische Verlagswesen“ kaputt sei und man sowieso nur noch selbst Publizieren sollte. Auch gut. Jetzt habe ich so viel Lebenszeit und Herzblut in mein Manuskript investiert, da sollte es später nicht wenigen Formalitäten zerrissen werden. Also muss ein Lektorat her. Angebote gibt ja es genügend. Sogar hier in der LeLu. Aber wie finde ich das Richtige? Worauf muss ich achten? Gibt es eventuell Lektor/innen, die auch Erfahrung mit Self-Publishing haben, also Tipps für Design, Produktion, Vertrieb und Marketing geben können?

Viele Fragen also. Danke, dass du bis hierhin durchgehalten hast. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir einen Kommentar dalassen könntest. Egal aus welcher Perspektive. Manchmal hilft auch schon ein, „Ja, geht mir genauso“. :)

Hab‘ noch einen schönen Sonntag!
 

ARIIOOL

Mitglied
Hallo Caspi,
für die Veröffentlichung eines Romans Geld auszugeben, wird einem heutzutage leicht gemacht. Du bist darüber mittlerweile gut informiert. Es ist immer hilfreich, bei solchen Dingen zu wissen, worüber man redet, bevor Empfehlungen gegeben werden können. Also eine Leseprobe, die Aufschluss über die Qualität deiner Schreibe gibt.
mein Werk in einer entsprechenden Qualität, einer möglichst großen Leserschaft zugänglich zu machen,
Verlage, Agenturen und andere Dienstleister sind gewinnorientiert. Müßig, das weiter auszuführen. Es gibt Nischenverlage, die sich auf SF konzentrieren und auch vor Newcomern nicht zurückschrecken. Ob diese dein Buch einer breiten Öffentlichkeit sichtbar machen, bezweifle ich, habe aber der Fairness halber erwähnt, keine Erfahrung. Wenn es dir darum geht, ist BoD oder ähnliches breiter aufgestellt. Werbung, Marketing ist bei beiden Varianten eh dein eigener Part.
Ich habe mich ganz bewusst für Self Publishing entschieden. Die Möglichkeit, alles selber zu gestalten, vom Cover bis zum Buchsatz usw. sind reizvoll.
Allerdings ist es mir ziemlich egal, ob meine Bücher gelesen werden. Ich habe meinen Spaß beim schreiben und bin zufrieden. Bin jetzt beim dritten Roman, habe den ersten (Zufall) gestern zur Veröffentlichung an BoD geschickt. Also für dich nicht der ideale Ratgeber. Aber wie gesagt, bevor du vierstellige Euros verballerst, solltest du dir von jemandem, der Qualität erkennt, eine Meinung einholen. Eine schlechte Schreibe kann auch ein Lektorat und ein bezahlter Buchsatz nicht retten. Damit will ich dir um goddeswillen nichts unterstellen ..., dass die Agenturen keine Rückmeldungen geben, ist völlig normal.
 

Caspi

Mitglied
Hallo nochmal ARIIOOL,

auch hier, DANKE für dein offenes Feedback. Ich konnte nicht ganz herauslesen, ob das:

Es ist immer hilfreich, bei solchen Dingen zu wissen, worüber man redet, bevor Empfehlungen gegeben werden können. Also eine Leseprobe, die Aufschluss über die Qualität deiner Schreibe gibt.
Eine Aufforderung zur Zusendung einer Leseprobe war, oder eine Relativierung. Meine Kurzgeschichte hast du hier ja schon gefunden, vielleicht finde ich demnächst die Zeit, noch etwas für die LeLu zu schreiben.

Auf jeden Fall waren deine geschilderten Erfahrungen mit BoD sehr interessant. Auch wenn es inzwischen zahlreiche Selfpublish-Distributoren gibt, scheint BoD der Standardanbieter zu sein. Ob das auch gerechtfertigt ist, habe ich allerdings noch nicht herausgefunden... :D

Beste Grüße,

Caspi
 

ARIIOOL

Mitglied
Hallo und guten Morgen,
deine Kurzgeschichte habe ich natürlich gelesen und fand sie sehr gut.
BoD hat mich nicht enttäuscht, über andere Vertriebswege kann ich nichts sagen, ohne etwas nachzuplappern. Was ich ziemlich cool fand, es gab online in der Autorenbeschreibung einen von denen verursachten Fehler. Ein Anruf, keine 2 Minuten gewartet, und eine kompetente Stimme hat es korrigiert. Eine weitere Anfrage belangloser Art wurde ebenso schnell beantwortet. Der Upload selbst war minimalistisch.
 

jon

Mitglied
Hallo Capsi,

du hast hier wenige Antworten bekommen, was in erster Linie an der Allgemeinheit, der Vielfalt und schlechten Beantwortbarkeit der Fragen liegt. Das ist kein Vorwurf, sondern ein Erklärungsversuch. Ich verstehe dein Problem – „Hilfe, ich stehe vorm Wald und suche den einen richtigen Baum!“ – und versuche mal, ein bisschen Licht in die Sache zu bringen.

Punkt 1: Du hast Agenturen angeschrieben. Hätte ich auch getan. Über die Gründe der Nicht-Antwort kann man nur spekulieren. Was nun tun?
Punkt 1b: Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Wenn du nicht immer hanebüchenen Murks, der schon aufgrund der ersten Seite in den Papierkorb flog, eingereicht hast, wird dir meiner Vermutung nach so ein „Vorab-Kurz-Coaching für Romaneinsendungen“ nicht viel bringen. Andererseits hast du kaum was zu verlieren – 100 Euro sind nicht viel, wenn du finanziell so dastehst, dass du einen „Bezahlverlag“ bzw. Selfpublishing nicht ausschließt.
Punkt 1c: Ein „Feedback-Coaching für abgelehnte Einsendungen“ lohnt wahrscheinlich höchstens, wenn du wirklich eine Ablehnung in die Hand bekommen hast.

Punkt 2:
Vom Konzept denkbar wäre für mich auch ein Zuschussverlag, bei dem ich mich an den Kosten für Lektorat, Druck und Marketing beteilige.
Rein theoretisch kann man das machen, klar. Und natürlich gibt es immer Leute, die sich zufrieden zeigen. Praktisch ist jedoch die Chance sehr hoch, dass so ein Anbieter dein Geld nimmt, dafür aber nur mäßige Leistungen erbringt. Diese Firmen leben von dem Geld, das du ihnen bezahlst, die Einnahmen aus Buchverkäufen sind denen zwar ein nettes Zubrot aber mehr auch nicht. (Eine Spielart ist: Du bekommst erst ab dem 501. verkauften Buch (geringe) Tantiemen. In dem Fall will der Anbieter das Buch zwar ein bisschen verkaufen – aber du hast nichts davon.) Also:
Wie finde ich einen, der tatsächlich auch Interesse dran hat, mein Werk in einer entsprechenden Qualität, einer möglichst großen Leserschaft zugänglich zu machen, anstatt nur meinen Zuschuss abzukassieren?
Nur durch Hexerei. ;)

Intermezzo:
In Sachen Marketing darf man von keinem Anbieter Wunder erwarten, auch von Verlagen nicht. Es sei denn, die Entscheider wissen quasi schon, dass das Buch sich gut verkaufen wird, dann wagen sie es auch, zusätzlich Geld in die Hand zu nehmen, damit es sich grandios verkauft. Alles andere ist aus kaufmännischer Sicht zu riskant.

Punkt 3:
Also muss ein Lektorat her. Angebote gibt ja es genügend. Sogar hier in der LeLu. Aber wie finde ich das Richtige? Worauf muss ich achten?
Den richtigen Lektor/Die richtige Lektorin findest du, indem du als erstes jemanden wählst, der zu deinem Genre passt. Also nicht jemand für Kinderbücher, sondern für SF und da auch vielleicht auch nicht gerade für Military-SF. Als zweites: Nimm die Infos, die du bekommen kannst (Homepage, Werke des Betreffenden, Referenzen), und lass sie auf dich wirken. Dann höre auf deinen Bauch und bitte den/die Ausgewählte/n um ein Probelektorat. (Manche lassen es sich bezahlen und verrechnen das bei Auftragserteilung am Ende gegen das Honorar, andere bieten es kostenlos an, dann aber meist weniger Seiten.) Wenn du den Eindruck hast, ihr passt zueinander, kläre noch die Bedingungen und los geht's.

Punkt 4:
Gibt es eventuell Lektor/innen, die auch Erfahrung mit Self-Publishing haben, also Tipps für Design, Produktion, Vertrieb und Marketing geben können?
Die meisten Lektoren haben Erfahrungen, denn nicht wenige sind selbst Autoren. Die wenigsten werden aber als Coach zur Verfügung stehen, denn sie wissen zwar, was sie gemacht haben, aber nicht, ob es für dich nicht eine bessere Option gibt.
Punkt 4a: Was meinst du mit Design? Cover und Buchsatz? Dafür gibt ggf. Profis. Falls du es dir selbst zutraust: Informiere dich über die wichtigsten Anforderungen, also frage Profis oder Semiprofis.
Punkt 4b: Was meinst du mit Produktion? Da kommt es auf den Weg an, den du wählst. Willst du selbst drucken lassen (in einer Druckerei) und selbst das E-Book erstellen? Beschäftige dich damit und frag Profis oder Semiprofis.
Punkt 4c: Das Gleiche gilt für den Vertrieb und bis zu einem gewissen Grad fürs Marketing.
 

jon

Mitglied
Nachtrag:
Du hast nur von Zuschussverlagen geschrieben, die Kosten für Lektorat, Cover und Druck geltend machen. Es gibt auch welche, bei denen das Lektorat nicht automatisch im Paket ist. Am häufigsten werden aber wohl Dienstleister in Anspruch genommen, die wirklich nur (on demand) produzieren und verkaufen, bei denen du also Cover und fertigen Buchblock abliefern musst. Da bezahlst du für das Vorhalten der Daten und die "Maschinerie" - die konkreten Produktionskosten behält sich der Anbieter ein, wenn er ein Buch verkauft, du bekommst einen Anteil vom Verkaufspreis.
Inzwischen haben diese Anbieter oft auch einen Pool an Lektoren und Designern, die sie vermitteln, aber die Nutzung ist optional.
 



 
Oben Unten