Professor Timelipse

Ich sitze an meinem Schreibtisch und bin in meine Recherche vertieft, als ich von einem Klopfen gestört werde.
Kaum hebe ich meinen Kopf ein Stück an, beginnt Andreas, mein Kollege, auch schon zu sprechen: „Du, Frederick, hast du schon gesehen, was am schwarzen Brett hängt?“ Als ich den Mund öffne, um zu verneinen, redet er schon weiter: „Der Chef sucht einen Freiwilligen oder eine Freiwillige, der oder die sich mit einem besonderen Thema befassen wollen. Jetzt rate mal, worum es geht!“ Seine Stimme überschlägt sich, als er weiterspricht: „Es geht um Zeitreisen! Wäre das nicht etwas für dich? Ich glaube, dir würde er das zutrauen.“
Gebannt blickt er mich an. „Das klingt natürlich spannend. Aber warum bewirbst du dich nicht?“ Er scheint etwas enttäuscht von meiner Antwort und zögert, als er antwortet: „Naja, es gab da diesen einen Vorfall, als ich am Dienstag vorgeladen war. Er wollte mir wohl ein neues Thema auftragen, aber ich hatte Angst, es könnte etwas mit der Stellenkürzung zu tun haben. Deshalb bin ich nicht hingegangen. Jetzt weiß ich nicht, wie wir gerade stehen…“ Ich nicke und werfe einen Blick aus dem Fenster. Als ich wieder zur Tür blicke, ist Andreas verschwunden.
Ich vertiefe mich wieder in das Buch, das ich für meine derzeitige Recherche nutze, kann mich aber kaum konzentrieren. Meine Gedanken schweifen ständig zu diesem Aushang.
Ich beschließe, in meiner Mittagspause einmal am schwarzen Brett vorbeizuschauen.
Ich gehe am schwarzen Brett vorbei und der einzige Zettel, der dort hängt, lässt verlauten, dass ich mich bis in einer Stunde im Büro des Chefs einzufinden habe. Ich ärgere mich über Andreas, der sich das mit der Zeitreisethematik bestimmt ausgedacht hat und begebe mich auf den Weg zum Treppenhaus, um in den 2. Stock zu gelangen.
Als ich das Büro betrete, treffe ich meinen Chef und eine Frau, die ich nicht kenne, in eine Unterhaltung vertieft, an.
Als sie mich bemerken, unterbrechen sie ihre Unterhaltung und wenden sich mir zu.
„Das ist Professor Timelipse. Sie wird Sie in ihr neues Recherchegebiet einführen.“, sagt mein Chef, Herr Christon, und verlässt das Büro.
„Ich bin Frederick Circular.“, stelle ich mich vor, um die unangenehme Stille zu brechen. „Das weiß ich bereits. Lassen Sie uns beginnen, ich habe nicht allzu viel Zeit.“, entgegnet sie mir kühl. Ich nicke, ärgere mich aber innerlich über ihre unfreundliche Art und Weise.
„Haben Sie sich schon einmal mit der Thematik Zeitreise beschäftigt? Sonst beschäftigen Sie sich mit?“, fragt sie. Total überrumpelt antworte ich: „Erstens Nein, Zweitens momentan beschäftige ich mit der Inquisition im Mittelalter.“
„Gut, dann gibt es jetzt eine Schnelleinführung.“, sagt sie und öffnet ihre Aktentasche, die ich bis dahin noch nicht bemerkt hatte.
Eine halbe Stunde später verlasse ich das Büro mit den Armen voller Zetteln und dem Kopf mit vielen neuen Gedanken gefüllt.
Ich verfrachte die Zettelmengen in den Kofferraum meines schwarzen Kleinwagens, schmeiße die Aktentasche hinterher und setzte mich hinter das Lenkrad. Ich bin erschöpft und lege meinen Kopf auf das Lenkrad.
Gerade als meine Gedanken zurück zu Professor Timelipse wandern, dringt das penetrante Klingeln meines Weckers zu mir durch und ich öffne meine Augen.
 



 
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