proklos

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]proklos


wer ist fragst du der der verkannteste ist
zugleich auch der fruchtbarste lehrer der weisen?
mag sein dass wir jenen nicht kennen den zwölften
imam der im brunnen der jugend verborgen

doch einen nur würd ich dir nennen der hat
die wurzeln gefasst zu dem stamm zu dem einen
vernunft überlieferungs baum der von platon
bis hin zum gottseibeiuns kant seine säfte

hinauf gespült so als wär uns der gott
im buchen stab bast leit gefäsz aufgestiegen
im sog des all sagenden satzes: im einen
vereinigen sich die gedanken zum einen

bewusstsein in dem sich begründungen teilen
den grund ihrer einsicht – weil sie durch ihr denken
vereinigt sind wenn sie sich finden im einen
teil nehmen wie zahlen teil haben am einen



http://12koerbe.de/pan/proklos1.htm#Knospe
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Kleine Erklärung zum "gottseibeiuns" - das zielt auf Kants Vornamen "Immanuel" - hebräisch für "Gottmituns", aber hier ein wenig verschoben zum Teufelseuphemismus.
Kant gilt ja (vor allem den Kantianern) als Gegenmittel gegen die theologisierende Tradition, vor allem in der Aufhebung der alten Gottesbeweise z.B. in der Antinomienlehre der Kritik der reinen Vernunft.
In der Tat hat aber das Zentralkapitel in der Kritik der reinen Vernunft, die "Deduktion der reinen Verstandesbegriffe" mit dem Schlüsselbegriff der "ursprünglichen Einheit der Apperzeption" eine derart frappierende Nähe zu dem alten Proklos, nämlich zu dessen Prinzip von der Bewußtseinseinheit, daß man die Vermittlungsstraße aufzusuchen begierig wird.

Diese wird wohl am ehesten in der Leibniz-Tradition zu finden sein, in dem "Monaden"-Konzept. "Monas" bzw. "Monade" ist ein Proklos-Begriff, zu finden in dessen Hauptwerk, der "Stoicheiosis theologikê", der gotteskundlichen Elementarlehre. Eine Monas bzw. (französisierter Wortstamm) "Monade" ist eine "Einheit, Einzigkeit", abstrahiert aus dem Adjektiv "monos, monê, monon", "allein, einzig". Gerade bei Leibniz sind die Monaden nichts anderes als Bewußtseinseinheiten, die die ganze Welt hohlspiegelartig in sich fassen.

grusz, hansz
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Mondnein,

danke für Deine Erläuterungen!

Für mich ist das ein tröstliches Gedicht in der Zerrissenheit der Welt, die wir gerade erleben.

Ich lese da, dass sich letztlich alles findet im Strom einer Einheit, so wie auch ich es für mich selbst als eine Wahrheit erkannt habe. Von welcher Seite man auch immer die Welt enträtseln möchte, je weiter man dabei vorankommt umso mehr erkennt man die Einheit in allem, was ist.

Liebe Grüße
Vera-Lena

PS. Die neun Punkte gebe ich nur, weil der Text erklärungsbedürftig ist. Wäre er schlichter angelegt, gäbe ich 10 Punkte.
 



 
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