Das Rauschen des Wassers übertönte selbst die wenigen Vögel, die es noch bis hier auf eintausend Höhenfuß hoch geschafft hatten.
Zu beiden Seiten des kleines Flüsschens, das sich seinen Weg seit Anbeginn der Zeiten durch die ausgespülten Felsen suchte, ragten die Bruchkanten der massiven Felsen in den Himmel hinauf.
An dem wie mit einem Meißel senkrecht geschlagenem Gestein wuchsen nur noch wenige Bäume, die sich, mit offen gelegten Wurzeln, krampfhaft auf dem Kalkgestein festklammerten.
Hier, tief in der Sorum –Kette, der natürlichen Grenze zischen den Ländern Skonias und Brahmin, lag die Bayklamm, die größte und gefährlichste in der ganzen Bergkette.
Ein enges, tief eingeschnittenes Tal mit nahezu senkrechten, oft überhängenden Felsvorsprüngen, die sich laufend veränderte.
Auf mehreren hundert Fuß, tief im Herzen der Bergkette, entsprang die Quelle, die sich durch verschiedene Gesteinsschichten einen Weg nach unten ins Tal spülte und dabei Wasserfälle und natürlich geformte Becken hinterließ.
Bunte Bänderkalte und eindrucksvolle Strudeltöpfe, die durch stationäre Wasserwirbel, rotierende Blöcke und Kiesel aus dem Felsuntergrund im laufe der Zeit herausmodelliert waren.
Dadurch entstanden runde Felsnieschen, Kolke und tiefe Strudeltöpfe.
An den Felswänden, über die kleinere Quellen von den höhergelegenen Schneedecken auf den Gipfeln entsprangen, färbte sich der Stein bunt, fast wie Rost auf einer alten Waffe.
Patio erklomm gerade den Einstig der Klamm und blickte zum Himmel.
Er würde dem langen Weg des Gebirgsbachs zur Quelle folgen und wusste, er würde nicht mehr viel vom Himmel sehen, den die Felswände wie ein Spitzdach verdecken würden.
Schon jetzt wurde es merklich kühler und feiner Wasserstaub benetzte sein jugendliches Gesicht.
Hätte er die richtige Ausrüstung, würde er auch den etwas schnelleren Aufstieg zur Hochbayhütte nehmen, doch selbst Tevon, der wenige Fuß hinter ihm durch den Stein stolperte und langsam zu keuchen begann, hatte nicht einmal ein Seil dabei.
Patios sonnengegerbte Haut glitzerte bereits vom Schweiß, der ihm die dunklen Locken feucht über die Stirn fallen ließ.
Patio ließ seine Tasche aus Ziegenleder an einem großen Kalksteinbrocken auf die Uferkiesel fallen, rammte den Holzstecken in den Boden und setzte sich.
„Wie weit ist es noch bis zum Stauwehr“, keuchte Tevon.
Patio zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht sechshundert oder achthundert Höhenfuß.“
Tevon verzog die dunklen Augen und sah missmutig über das dahin plätschernde Wasser.
„Und das alles nur wegen dir“, grinste er.
Patio winkte ab. Fahrig griff er nach seiner Tasche und zog rauchigen Ziegenkäse und einen frischen Brotlaib heraus.
„Ich wollte von vorneherein nicht mitkommen. Soll mein Vater doch sein Reich unter den vollgefressenen Herzögen verteilen“, entgegnete er missmutig.
Tevon nickte mitfühlend.
Selbst er konnte gegen den Befehl seines Königs nicht angehen, auch wenn er einsah, dass sein Freund Patio mit seinen dreißig Jahren nach Ron, viel zu jung war, so eine Stellung anzunehmen.
Tevon griff nach dem gereichten Käse und schob ihn sich mit dem Rest vom Brot in den Mund.
„Ich will doch auch nicht dass du schon gehen musst!“ nuschelte er zwischen kauen und schlucken.
Patio erhob sich langsam und ging zu dem breiten, mit Geröll und Kies übersäten Uferstreifen.
„Es gibt noch so viel zu sehen und zu entdecken“, murmelte er, eher an sich gewand.
Er wies mit seiner Rechten über das klare, vor ihm fließende Wasser und benetzt sein Gesicht damit.
Tevon nickte traurig.
„Und erst die Frauen“, seufzte er.
Patio schnürte sich die Stiefel auf, wickelte sich das Lammfell von den Waden und hielt seine Füße in den Gebirgsbach.
„Es gibt nur eine Frau“, flüsterte er.
Tevon schob sich die letzten Bissen in den noch vollen Mund und trat neben ihn, während er ihm die Hand auf die Schulter legte.
„Du wirst eine Neue finden. Und jetzt lass uns zum Stauwehr hoch, bevor es dunkel wird.“
Patio schüttelte nur traurig mit dem Kopf, doch er zog seine Stiefel wieder an, schulterte seine Tasche und stieg den geschwungenen Pfad der Klamm hinauf.
Jeder Schritt auf dem schmalen Grad an den Felswänden entlang konnte den Tod bedeuten.
Durch das Wasser wurde der Stein feucht und damit zu einer rutschigen Gefahr.
Sie brauchten lange bis sie über die in den Felsen eingelassenen Brücken und Stegseile weiter oben das Stauwehr erkennen konnten.
Patio blieb kurz stehen und schirmte die Augen mit der Hand ab, um seine Augen vor der direkt in die Klamm einfallende Sonne zu schützen und besser sehen zu können.
Zwischen den beiden Felswänden konnte er die Staumauer erkennen. Sie war mehrere Fuß hoch, von oben schoss das Wasser herab. Seitlich lief eine Steintreppe an der Mauer entlang. Über diese konnte man die Mauer betreten.
Feiner Wasserstaub stob in alle Richtungen zur Seite und machte den Felsgrad auf dem die beide wanderten noch rutschiger.
Neben dem Stauwehr befand sich die alte verrostete Einrichtung mit der man die verschiedenen Überflutungsbecken öffnen und schließen konnte.
Tevon lächelte gütig.
„Endlich haben wir es geschafft! Von hier aus führen die Sorumhöhlen direkt durch den Rà zur Skonischen Grenze.“
Patio nickte und begann den schwierigen Aufstieg über den Steg, der sie zum Wehr bringen würde.
Sobald sie die Höhlen hinter sich hätten, würde ein neues Leben auf ihn warten, dachte Patio ernüchtert und blickte traurig über die Klamm zurück.
Weit hinten erkannte er den Say, den größten Berg der Gebirgskette an dessen Fuß ein kleines Dorf lag, in das er irgendwann zurückkehren würde.
Irgendwann, dachte Patio und ging weiter.
10 Jahre nach Ron später
*
Dichter Rauch zog durch den Raum, als die dunkle Gestallt sich dem Ofen näherte.
Hier in der Schmelze war es unerträglich warm und sein schwarzer Mantel trug nicht zur Kühlung bei.
Der Schweiß stand im auf der Stirn und seine Hand, die ein kurzes Wurfmesser hielt, wurde feucht.
Vielleicht hätte er sich einen anderen Tag aussuchen sollen. Einen Tag an dem die Öfen nicht in Betrieb waren, doch das war nicht seine Entscheidung gewesen.
Fardin schlug den Mantel zurück und duckte sich hinter einen mit Eisenerz beladenen Karren.
„Es muss bald geschehen und es ist mir egal wie“, hatte sein König gesagt.
Fardin grinste in sich hinein. Er war der beste Kopfgeldjäger weit und breit. Das stand außer Frage. Dieser Umstand erschwerte es ihm jedoch erheblich, dass der König immer wieder versuchte ihm zu sagen, wie er seine Arbeit machen sollte. So hatte er gerade heute ein ungutes Gefühl und es ärgerte ihn, dass er weisungsgebunden war.
Denn ausgerechnet heute waren die Wachen verstärkt worden, vielleicht hatte der dicke Schmelzofenbesitzer einen Tipp bekommen, doch wer außer ihm und dem König hätte ihn warnen können?
Das ganze Nachdenken machte ihn wirr. Er konzentriert sich wieder auf seine Arbeit..
„Was sollen wir denn hier?“, die schlechtgelaunte Wache trat gegen einen herumliegenden Eimer, der polternd verschwand.
„Weiß nicht“, entgegnete der Andere.
Der Moment war äußerst günstig. Fardin brauchte zwei Sekunden, um die Beiden auszuschalten.
Dem ersten warf er sein Messer in die Kehle, er brach röchelnd zusammen und fing sofort an zu bluten.
Verdutz über den Angriff und noch vollkommen überrascht spürte die andere Wache eine Klinge zwischen den Rippen, sie durchbohrte die Lunge und dem Soldaten blieb keine Zeit mehr, sich zu wehren oder dien anderen vor dem Angriff zu warnen.
Lautlos ging auch er zu Boden.
Fardin säuberte seine Waffen an den Umhängen der Toten. Er steckte eins wieder in den Gürtel, das andere behielt er in der Hand, als er weiter schlich.
Bis zum Turm war es nicht mehr weit und auf dem Weg begegneten ihm auch keine weiteren Wachen mehr.
„Gut so“, dachte er, „je weniger ich auf meinem Weg liegen lasse, desto eher werde sie mich nicht bemerken.“
Er stieg die Treppe empor, die vor einer Tür endete und horchte angestrengt. Vorsichtig öffnete er die Tür. Zum Glück quietschte diese weniger als erwartet.
Er konnte den Schmelzofenbesitzer schnarchen hören.
„Der sägt uns noch den ganzen Wald ab“, dachte Fardin leicht angewidert..
Er betrachtete den Mann. Er war ende Vierzig und lag schwerfällig und dick in seinem Bett. Er hatte ein aufgeschwemmte Gesicht, lag da, den Mund halb geöffnet, durch den immer wieder röchelnde Laute kamen. Die wenigen fettigen Haare, die ihm noch geblieben waren, lagen zerzaust über dem Kissen.
Im Schlaf hatten seine Wurstfinger die Decke zurück geschlagen und so ragte der Wanst, vom Mondlicht in silbernes Licht gesetzt, unter der Decke hervor.
Fardin setzte ihm die Klinge ans Doppelkinn, dabei überprüfte er, ob ihm die Hautlappen nicht im Weg waren.
Er übte leichten Drück aus, bis der Mann die Augen öffnete.
„Was?“ fragte dieser in einer Mischung aus Verschlafenheit und Schreck.
Fardin grinste schelmisch, wie ein Kind dem ein besonders guter Streich gelungen war.
„Gute Wachen findet man in der heutigen Zeit nicht mehr so oft. Die Jugend von heute ist auch nicht mehr das, was sie mal war.“, sagte Fardin und schüttelte in echtem bedauern den Kopf.
Der Schmelzofenbesitzter zog die Stirn in Falten und blickte ungläubig und auch ein bisschen irritiert auf. Bevor er den Mund öffnen konnte, um Wachen nach den Wachen zu rufen, zog Fardin einen sauberen Schnitt über die Kehle des Mannes. Der Tod kam schnell.
Fardin hörte einen Glockenschlag, noch weit entfernt und doch laut genug um ihn wissen zu lassen, dass die toten Wachen gefunden waren. Es dauerte nicht lange bis die Tür zum Schlafgemach aufgerissen wurde und Fardin drei stämmigen Kriegern gegenüber stand, die mit Schwertern und Schilden in den Raum stürmten.
Zumindest versuchten sie es. Die Tür war eng und der Raum dahinter bot den Kriegern nicht genug Platz um ihre Waffenkraft auszuschöpfen. Sie behinderten sich gegenseitig mit Schild und Schwert und Fardin streckte den Ersten mit einem gezielten Wurf in den Kopf nieder. Die beiden anderen waren jetzt vorsichtiger und versteckten sich hinter den wuchtigen Holzschilden. Fardin erkannte den weißen Drachen, das Emblem König Hardwigs, auf den Rundschilden.
„Also doch“, dachte er, „der Aufstand war in vollem Gange.“
Fardin sprang vor, so dicht, dass er den fauligen Atem der Krieger riechen konnte und trat dem einen Angreifer dessen Schild unter das Kinn, dieser torkelte nach hinten weg und durch die offene Deckung bohrte sich Fardins zweites Wurfmesser in dessen Kehle. Röchelnd kippe er um.
Der Letzte Krieger musste über den gefallenen Kameraden hinweg steigen und das verlieh Fardin Zeit, sein eigenes Schwert zu ziehen. Ohne großes Zögern prallte Fardin auf seinen Gegner. Der Krieger hatte aus der Situation gelernt und seinen Schild abgeschnallt, um die lange Klinge mit beiden Händen führen zu können. Die Klingen kreuzten sich, warfen Funken in den Raum und es entbrannte ein erbitterter Kampf. Doch Fardin merkte schnell, dass sein Gegner über weitaus mehr Kraft als Geschick verfügte. Als dessen Deckung ungeschützt lag bohrte sich die Fardins Klinge in dessen Bauch und er zog sie ruckartig nach oben. Der Krieger schrie. „Das war nicht gut“ ,dachte Fardin. Doch als der Koloss zu Boden sank hörte der Kopfgeldjäger bereits weitere Schritte auf der Treppe.
„Es musste noch einen anderen Weg aus diesem Turm geben“, dachte Fardin, während er sich gehetzt umsah. Auf einen Kampf mit einer Armee aus Söldnern war er nicht vorbereitet. Er griff nach dem Stuhl neben der Kommode und zerschlug das einzige Fester im Raum. Einhundert Fuß unter ihm hörte er den Bergsee gegen die Felsen branden. Ohne darüber nachzudenken griff er nach seinem Messer, schnitt dem Toten Mann im Bett eine Haarsträne ab und stopfte sie sich unter den Mantel. Er wusste, er würde seinem Herrn den Tod des Revolutionärs beweisen müssen. „Eigentlich muss ich ihm seinen Kopf bringen“, dachte Fardin unzufrieden. „Aber wo soll ich den auf der Flucht lassen? Die Haare müssen ihm als Beweise ausreichen! Soll er sich doch selbst her begeben und sich überzeugen, wenn er mir nicht glaubt!“
Er warf einen letzten Blick auf den Revolutionär, der inzwischen in seinem eigenen Blut lag, dann sprang er aus dem Fenster
Erst im freien Fall dachte Fardin an den Wind. „Wenn er aus der falschen Richtung kommt, lande ich am Turm, anstatt im Wasser!“ Aber in diesem Moment schlug sein Körper bereits hart auf der aufgewühlten Wasseroberfläche auf.
Zu beiden Seiten des kleines Flüsschens, das sich seinen Weg seit Anbeginn der Zeiten durch die ausgespülten Felsen suchte, ragten die Bruchkanten der massiven Felsen in den Himmel hinauf.
An dem wie mit einem Meißel senkrecht geschlagenem Gestein wuchsen nur noch wenige Bäume, die sich, mit offen gelegten Wurzeln, krampfhaft auf dem Kalkgestein festklammerten.
Hier, tief in der Sorum –Kette, der natürlichen Grenze zischen den Ländern Skonias und Brahmin, lag die Bayklamm, die größte und gefährlichste in der ganzen Bergkette.
Ein enges, tief eingeschnittenes Tal mit nahezu senkrechten, oft überhängenden Felsvorsprüngen, die sich laufend veränderte.
Auf mehreren hundert Fuß, tief im Herzen der Bergkette, entsprang die Quelle, die sich durch verschiedene Gesteinsschichten einen Weg nach unten ins Tal spülte und dabei Wasserfälle und natürlich geformte Becken hinterließ.
Bunte Bänderkalte und eindrucksvolle Strudeltöpfe, die durch stationäre Wasserwirbel, rotierende Blöcke und Kiesel aus dem Felsuntergrund im laufe der Zeit herausmodelliert waren.
Dadurch entstanden runde Felsnieschen, Kolke und tiefe Strudeltöpfe.
An den Felswänden, über die kleinere Quellen von den höhergelegenen Schneedecken auf den Gipfeln entsprangen, färbte sich der Stein bunt, fast wie Rost auf einer alten Waffe.
Patio erklomm gerade den Einstig der Klamm und blickte zum Himmel.
Er würde dem langen Weg des Gebirgsbachs zur Quelle folgen und wusste, er würde nicht mehr viel vom Himmel sehen, den die Felswände wie ein Spitzdach verdecken würden.
Schon jetzt wurde es merklich kühler und feiner Wasserstaub benetzte sein jugendliches Gesicht.
Hätte er die richtige Ausrüstung, würde er auch den etwas schnelleren Aufstieg zur Hochbayhütte nehmen, doch selbst Tevon, der wenige Fuß hinter ihm durch den Stein stolperte und langsam zu keuchen begann, hatte nicht einmal ein Seil dabei.
Patios sonnengegerbte Haut glitzerte bereits vom Schweiß, der ihm die dunklen Locken feucht über die Stirn fallen ließ.
Patio ließ seine Tasche aus Ziegenleder an einem großen Kalksteinbrocken auf die Uferkiesel fallen, rammte den Holzstecken in den Boden und setzte sich.
„Wie weit ist es noch bis zum Stauwehr“, keuchte Tevon.
Patio zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht sechshundert oder achthundert Höhenfuß.“
Tevon verzog die dunklen Augen und sah missmutig über das dahin plätschernde Wasser.
„Und das alles nur wegen dir“, grinste er.
Patio winkte ab. Fahrig griff er nach seiner Tasche und zog rauchigen Ziegenkäse und einen frischen Brotlaib heraus.
„Ich wollte von vorneherein nicht mitkommen. Soll mein Vater doch sein Reich unter den vollgefressenen Herzögen verteilen“, entgegnete er missmutig.
Tevon nickte mitfühlend.
Selbst er konnte gegen den Befehl seines Königs nicht angehen, auch wenn er einsah, dass sein Freund Patio mit seinen dreißig Jahren nach Ron, viel zu jung war, so eine Stellung anzunehmen.
Tevon griff nach dem gereichten Käse und schob ihn sich mit dem Rest vom Brot in den Mund.
„Ich will doch auch nicht dass du schon gehen musst!“ nuschelte er zwischen kauen und schlucken.
Patio erhob sich langsam und ging zu dem breiten, mit Geröll und Kies übersäten Uferstreifen.
„Es gibt noch so viel zu sehen und zu entdecken“, murmelte er, eher an sich gewand.
Er wies mit seiner Rechten über das klare, vor ihm fließende Wasser und benetzt sein Gesicht damit.
Tevon nickte traurig.
„Und erst die Frauen“, seufzte er.
Patio schnürte sich die Stiefel auf, wickelte sich das Lammfell von den Waden und hielt seine Füße in den Gebirgsbach.
„Es gibt nur eine Frau“, flüsterte er.
Tevon schob sich die letzten Bissen in den noch vollen Mund und trat neben ihn, während er ihm die Hand auf die Schulter legte.
„Du wirst eine Neue finden. Und jetzt lass uns zum Stauwehr hoch, bevor es dunkel wird.“
Patio schüttelte nur traurig mit dem Kopf, doch er zog seine Stiefel wieder an, schulterte seine Tasche und stieg den geschwungenen Pfad der Klamm hinauf.
Jeder Schritt auf dem schmalen Grad an den Felswänden entlang konnte den Tod bedeuten.
Durch das Wasser wurde der Stein feucht und damit zu einer rutschigen Gefahr.
Sie brauchten lange bis sie über die in den Felsen eingelassenen Brücken und Stegseile weiter oben das Stauwehr erkennen konnten.
Patio blieb kurz stehen und schirmte die Augen mit der Hand ab, um seine Augen vor der direkt in die Klamm einfallende Sonne zu schützen und besser sehen zu können.
Zwischen den beiden Felswänden konnte er die Staumauer erkennen. Sie war mehrere Fuß hoch, von oben schoss das Wasser herab. Seitlich lief eine Steintreppe an der Mauer entlang. Über diese konnte man die Mauer betreten.
Feiner Wasserstaub stob in alle Richtungen zur Seite und machte den Felsgrad auf dem die beide wanderten noch rutschiger.
Neben dem Stauwehr befand sich die alte verrostete Einrichtung mit der man die verschiedenen Überflutungsbecken öffnen und schließen konnte.
Tevon lächelte gütig.
„Endlich haben wir es geschafft! Von hier aus führen die Sorumhöhlen direkt durch den Rà zur Skonischen Grenze.“
Patio nickte und begann den schwierigen Aufstieg über den Steg, der sie zum Wehr bringen würde.
Sobald sie die Höhlen hinter sich hätten, würde ein neues Leben auf ihn warten, dachte Patio ernüchtert und blickte traurig über die Klamm zurück.
Weit hinten erkannte er den Say, den größten Berg der Gebirgskette an dessen Fuß ein kleines Dorf lag, in das er irgendwann zurückkehren würde.
Irgendwann, dachte Patio und ging weiter.
10 Jahre nach Ron später
*
Dichter Rauch zog durch den Raum, als die dunkle Gestallt sich dem Ofen näherte.
Hier in der Schmelze war es unerträglich warm und sein schwarzer Mantel trug nicht zur Kühlung bei.
Der Schweiß stand im auf der Stirn und seine Hand, die ein kurzes Wurfmesser hielt, wurde feucht.
Vielleicht hätte er sich einen anderen Tag aussuchen sollen. Einen Tag an dem die Öfen nicht in Betrieb waren, doch das war nicht seine Entscheidung gewesen.
Fardin schlug den Mantel zurück und duckte sich hinter einen mit Eisenerz beladenen Karren.
„Es muss bald geschehen und es ist mir egal wie“, hatte sein König gesagt.
Fardin grinste in sich hinein. Er war der beste Kopfgeldjäger weit und breit. Das stand außer Frage. Dieser Umstand erschwerte es ihm jedoch erheblich, dass der König immer wieder versuchte ihm zu sagen, wie er seine Arbeit machen sollte. So hatte er gerade heute ein ungutes Gefühl und es ärgerte ihn, dass er weisungsgebunden war.
Denn ausgerechnet heute waren die Wachen verstärkt worden, vielleicht hatte der dicke Schmelzofenbesitzer einen Tipp bekommen, doch wer außer ihm und dem König hätte ihn warnen können?
Das ganze Nachdenken machte ihn wirr. Er konzentriert sich wieder auf seine Arbeit..
„Was sollen wir denn hier?“, die schlechtgelaunte Wache trat gegen einen herumliegenden Eimer, der polternd verschwand.
„Weiß nicht“, entgegnete der Andere.
Der Moment war äußerst günstig. Fardin brauchte zwei Sekunden, um die Beiden auszuschalten.
Dem ersten warf er sein Messer in die Kehle, er brach röchelnd zusammen und fing sofort an zu bluten.
Verdutz über den Angriff und noch vollkommen überrascht spürte die andere Wache eine Klinge zwischen den Rippen, sie durchbohrte die Lunge und dem Soldaten blieb keine Zeit mehr, sich zu wehren oder dien anderen vor dem Angriff zu warnen.
Lautlos ging auch er zu Boden.
Fardin säuberte seine Waffen an den Umhängen der Toten. Er steckte eins wieder in den Gürtel, das andere behielt er in der Hand, als er weiter schlich.
Bis zum Turm war es nicht mehr weit und auf dem Weg begegneten ihm auch keine weiteren Wachen mehr.
„Gut so“, dachte er, „je weniger ich auf meinem Weg liegen lasse, desto eher werde sie mich nicht bemerken.“
Er stieg die Treppe empor, die vor einer Tür endete und horchte angestrengt. Vorsichtig öffnete er die Tür. Zum Glück quietschte diese weniger als erwartet.
Er konnte den Schmelzofenbesitzer schnarchen hören.
„Der sägt uns noch den ganzen Wald ab“, dachte Fardin leicht angewidert..
Er betrachtete den Mann. Er war ende Vierzig und lag schwerfällig und dick in seinem Bett. Er hatte ein aufgeschwemmte Gesicht, lag da, den Mund halb geöffnet, durch den immer wieder röchelnde Laute kamen. Die wenigen fettigen Haare, die ihm noch geblieben waren, lagen zerzaust über dem Kissen.
Im Schlaf hatten seine Wurstfinger die Decke zurück geschlagen und so ragte der Wanst, vom Mondlicht in silbernes Licht gesetzt, unter der Decke hervor.
Fardin setzte ihm die Klinge ans Doppelkinn, dabei überprüfte er, ob ihm die Hautlappen nicht im Weg waren.
Er übte leichten Drück aus, bis der Mann die Augen öffnete.
„Was?“ fragte dieser in einer Mischung aus Verschlafenheit und Schreck.
Fardin grinste schelmisch, wie ein Kind dem ein besonders guter Streich gelungen war.
„Gute Wachen findet man in der heutigen Zeit nicht mehr so oft. Die Jugend von heute ist auch nicht mehr das, was sie mal war.“, sagte Fardin und schüttelte in echtem bedauern den Kopf.
Der Schmelzofenbesitzter zog die Stirn in Falten und blickte ungläubig und auch ein bisschen irritiert auf. Bevor er den Mund öffnen konnte, um Wachen nach den Wachen zu rufen, zog Fardin einen sauberen Schnitt über die Kehle des Mannes. Der Tod kam schnell.
Fardin hörte einen Glockenschlag, noch weit entfernt und doch laut genug um ihn wissen zu lassen, dass die toten Wachen gefunden waren. Es dauerte nicht lange bis die Tür zum Schlafgemach aufgerissen wurde und Fardin drei stämmigen Kriegern gegenüber stand, die mit Schwertern und Schilden in den Raum stürmten.
Zumindest versuchten sie es. Die Tür war eng und der Raum dahinter bot den Kriegern nicht genug Platz um ihre Waffenkraft auszuschöpfen. Sie behinderten sich gegenseitig mit Schild und Schwert und Fardin streckte den Ersten mit einem gezielten Wurf in den Kopf nieder. Die beiden anderen waren jetzt vorsichtiger und versteckten sich hinter den wuchtigen Holzschilden. Fardin erkannte den weißen Drachen, das Emblem König Hardwigs, auf den Rundschilden.
„Also doch“, dachte er, „der Aufstand war in vollem Gange.“
Fardin sprang vor, so dicht, dass er den fauligen Atem der Krieger riechen konnte und trat dem einen Angreifer dessen Schild unter das Kinn, dieser torkelte nach hinten weg und durch die offene Deckung bohrte sich Fardins zweites Wurfmesser in dessen Kehle. Röchelnd kippe er um.
Der Letzte Krieger musste über den gefallenen Kameraden hinweg steigen und das verlieh Fardin Zeit, sein eigenes Schwert zu ziehen. Ohne großes Zögern prallte Fardin auf seinen Gegner. Der Krieger hatte aus der Situation gelernt und seinen Schild abgeschnallt, um die lange Klinge mit beiden Händen führen zu können. Die Klingen kreuzten sich, warfen Funken in den Raum und es entbrannte ein erbitterter Kampf. Doch Fardin merkte schnell, dass sein Gegner über weitaus mehr Kraft als Geschick verfügte. Als dessen Deckung ungeschützt lag bohrte sich die Fardins Klinge in dessen Bauch und er zog sie ruckartig nach oben. Der Krieger schrie. „Das war nicht gut“ ,dachte Fardin. Doch als der Koloss zu Boden sank hörte der Kopfgeldjäger bereits weitere Schritte auf der Treppe.
„Es musste noch einen anderen Weg aus diesem Turm geben“, dachte Fardin, während er sich gehetzt umsah. Auf einen Kampf mit einer Armee aus Söldnern war er nicht vorbereitet. Er griff nach dem Stuhl neben der Kommode und zerschlug das einzige Fester im Raum. Einhundert Fuß unter ihm hörte er den Bergsee gegen die Felsen branden. Ohne darüber nachzudenken griff er nach seinem Messer, schnitt dem Toten Mann im Bett eine Haarsträne ab und stopfte sie sich unter den Mantel. Er wusste, er würde seinem Herrn den Tod des Revolutionärs beweisen müssen. „Eigentlich muss ich ihm seinen Kopf bringen“, dachte Fardin unzufrieden. „Aber wo soll ich den auf der Flucht lassen? Die Haare müssen ihm als Beweise ausreichen! Soll er sich doch selbst her begeben und sich überzeugen, wenn er mir nicht glaubt!“
Er warf einen letzten Blick auf den Revolutionär, der inzwischen in seinem eigenen Blut lag, dann sprang er aus dem Fenster
Erst im freien Fall dachte Fardin an den Wind. „Wenn er aus der falschen Richtung kommt, lande ich am Turm, anstatt im Wasser!“ Aber in diesem Moment schlug sein Körper bereits hart auf der aufgewühlten Wasseroberfläche auf.