Prolog - Stürmische Nacht

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Kittyflausch

Mitglied
Paradise-Saga

1. Buch


“Ein weißes Pferd
die Wolken erklimmt,
getragen auf engelhaften Schwingen.
Ein glockenhelles Wiehern erklingt,
das goldene Horn erstrahlt hell im Sonnenlicht,
Pegasus – Retter des Lichts!“




Prolog – Stürmische Nacht


Fensterscheiben klirrten, der Regen - vom Sturm aufgepeitscht - trommelte dagegen. Es war pechschwarze Nacht, Blitze zuckten über den Himmel und tauchten die Blockhäuser in bläuliches Licht. Gleich darauf hörte man Donnergrollen. Und dann – durch die gewaltige Geräuschkulisse der Natur fast nicht hörbar – drang das Schreien eines Babys nach draußen. Die Fenster einer Blockhütte waren noch erleuchtet, man konnte zwei Frauen im schwachen Licht der Petroleumlampe erkennen. Eine der beiden hatte ein kleines Bündel im Arm, sie lag auf dem Bett, ihre Stirn glänzte schweißnass und die Laken unter ihr waren blutgetränkt.
„Sie trägt das Mal,“ flüsterte sie kaum hörbar und betrachtete mit Tränen in den Augen ihre kleine Tochter, auf deren Stirn kurz ein helles Mal aufgeleuchtet war, und die ihre Mutter mit großen blauen Augen anschaute.
„Kleine Paradise, du bist auserwählt…“
„Stardust? Was redest du da? Du hast viel Blut verloren…“ murmelte die Amme, die Stardust bei der Geburt beigestanden hatte. Sie dachte wohl, die Mutter würde im Fieberwahn reden. Behutsam nahm sie ihr das glucksende Baby aus den Armen.
„Sie ist auserwählt…“ Stardusts Stimme brach.
„Ruhe in Frieden, geliebte Freundin…“ Die Amme schloss ihrer Freundin sanft die Augen.
 
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Hallo Kitty,

dein Einführungstext macht neugierig.

Allerdings: ich bin ein Gegner von Prologen; empfinde sie als Krücken, da ich der Meinung bin, mind. 90 % von Prologen können in die Story verwebt werden - so auch bei deinem Prolog (rein persönliche Ansicht). Er liest sich so, wie sich ein Filmemacher eine (Einstiegs)Szene vorstellt: stürmische Nacht, Blitze, Donner, Blockhütten, dazwischen ein Babyschrei, zwei Frauen im Raum etc. Sie lässt mich als Leser nur *außen vor*, mich als Beobachter fungieren; zieht mich nicht wirklich rein.

Du könntest aus deinem Prolog ein tolles 1. Kapitel aus der Sicht der Hebamme machen, mich ihre Ängste, Freude, Hoffnung und Trauer greifbar mitfühlen/miterleben lassen.

M. M. nach verliert ein Text an Gewicht, wenn ich Dinge lese wie:
pechschwarze Nacht (es ist ein ausgelutschter Vergleich/eine Phrase)
Gleich darauf hörte man (wer ist *man*? Wer hört das?)
gewaltige Geräuschkulisse (was ist *gewaltig*, wo legt der Autor den Massstab dafür an? Für ein Floh ist ein Bernhardiner gewaltig, für den Menschen das Universum, für Gott ist die Erde nur ein Staubkorn; es ist eine Wertung des Autors und dazu noch eine Ungenaue/Relative - beides sollte vermieden werden)
fast nicht hörbar (warum soll ich dann darauf achten? Anders wäre es, wenn z. B. die Aufmerksamkeit des Protas auf das kleinste Geräusch über Leben und Tod entscheidet)
Eine der beiden (ungenau; welche? Du hast noch keine näher beschrieben, persönlich gemacht. Es sind, um es krass zu sagen, zwei figur- und gesichtslose Röcke im Raum

Eine der beiden hatte ein kleines Bündel im Arm, sie lag auf dem Bett, ihre Stirn glänzte schweißnass und die Laken unter ihr waren blutgetränkt.
das ist nur eine *Aufzählung/Aneinanderreihung*, nichts, das mich mitfühlen/mitleiden lässt.

flüsterte sie kaum hörbar und betrachtete mit Tränen in den Augen ihre kleine Tochter, auf deren Stirn kurz ein helles Mal aufgeleuchtet war, und die ihre Mutter mit großen blauen Augen anschaute.
Nicht böse sein, aber das empfinde ich als kitschig. Schon wieder ist etwas *kaum hörbar*; Tränen in den Augen einer Mutter kurz nach der Geburt - lässt bei mir 2 Gedanken aufkommen: 1.) ist das nicht normal? 2.) wenn es nicht *normal* sein soll, warum hat sie dann Tränen in den Augen?
Ein *helles Mal* - wie soll ich mir das vorstellen? Harry Potter hatte eine *Narbe wie ein Blitz*, das ist ein *Bild*; oder in einem Film hatte ein Kind einen Leberfleck in der Form der *franz. Lilie* - auch das ist für mich vorstellbar. Aber hier habe ich den Eindruck: der Autor weiß selbst nicht, WIE das Mal aussehen soll. Auch wenn es für andere nicht sichtbar ist, die Mutter hat es gesehen, sie muss eine Form erkannt haben und wenn es nur ein Kreis oder Punkt war. Und *große blaue Augen* für ein Baby - auch nichts außergewöhnliches.

„Kleine Paradise, du bist auserwählt…“
Ich denke, jede Mutter hält ihr Kind für etwas Besonderes, für *auserwählt*. Du willst damit ein Rätsel andeuten, dass das Kind etwas Besonderes ist, aber du solltest dann noch einen weiteren Hinweis einflicken: du bist auserwählt, den Fluch von uns zu nehmen; den Frieden zu bringen; etc. Denn dann will ich als Leser wissen: Welchen Fluch? Wer liegt im Krieg mit wem? usw.

Sie dachte wohl, die Mutter würde im Fieberwahn reden.
Aus welcher Sicht erzählst du, damit der/diejenige diese Vermutung anstellt? Aus der Sicht der sterbenden Mutter? Wäre logisch - da sie nur irgendwelche Vermutungen anstellen könnte (Baby ist ja noch zu klein) und gleichzeitig unlogisch - da sie ja mit dem Tod nichts weiter mehr mitbekommt. Aus der Sicht der Hebamme? Die muss ja wissen, was sie denkt. Aus der Sicht eines allwissenden Erzählers? Wenn er allwissend ist, MUSS er es ebenfalls genau wissen. Warum soll ich einem *Führer* vertrauensvoll in eine Geschichte folgen, wenn er selbst nur Vermutungen anstellt und zweifelt?

Behutsam nahm sie ihr das glucksende Baby aus den Armen.
„Sie ist auserwählt…“ Stardusts Stimme brach.
Na ja, davon abgesehen, dass ich an Stelle der Hebamme der Mutter bis zum letzten Atemzug das Kind in den Armen gelassen hätte, gehe ich auch davon aus, dass eine Frau und Hebamme *behutsam* mit einem Baby umgeht. Erwähnenswert wäre es, wenn das Gegenteil der Fall wäre: z. B. eine Hebamme, die grob mit dem Säugling hantiert oder ein eiskalter Brutalo, der sanft und vorsichtig mit dem Baby umgeht.

„Ruhe in Frieden, geliebte Freundin…“ Die Amme schloss ihrer Freundin sanft die Augen.
Wortwiederholung: Freundin
Du hast mir kein sonderlich inniges Verhältnis zwischen den Frauen gezeigt. Kein Bangen, Hoffen, Trauern der Amme; keine Gefühle der Sterbenden: ihre Hoffnung, dass ihre Tochter Großes bewirkt, Liebe für ihre Tochter, Sorge um ihre Zukunft, Trauer, dass sie selbst jetzt sterben muss; dass sie ihre Tochter der Freundin anvertraut usw. Du behauptest, dass sie eine *Freundin* sogar eine *geliebte Freundin* gewesen sein soll, aber du bleibst mir die gefühlsmäßigen Beweise schuldig, deswegen bin ich so gehässig und glaube es dir nicht ;)

Ich hoffe, die Anmerkungen helfen dir bei der Überarbeitung weiter. Wie gesagt, es ist meine persönliche Meinung. Übernimm, was dir richtig erscheint und vergiss den Rest. Das nächste Kapitel nehme ich mir später vor.
 



 
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