Psychiatrien (gelöscht)

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A

Architheutis

Gast
Liebe Christina,

Willkommen in der grünen Hölle. ;-)

Ich schätze, Du bist noch sehr jung und Dein Text soll als moderner Sprechgesang gelesen werden. Liege ich falsch?

Ungeachtet dessen musst Du wissen, dass wir keine Vertonung haben. Rhythmik, das "Singende" muss sich daher allein aus den Worten Deines Textes herleiten, und zwar nur hieraus.

Poesie ist mehr als Wörter, die sich zufällig reimen. Poesie ist die Sprache der Seele, die Schlösser zu den Pforten göttlicher Orte öffnet...

...

Denn nun bist du wieder
Zuhause
Und somit auch wieder allein.
Woher soll ich blöder Hund das denn alles verstehen? Wieso herrscht Zuhause die Einsamkeit, ist Harmonie nicht der Normalfall? Wenn hier vom Normalfall abgewichen wird, warum? Das alles bleibst Du dem Lesen schuldig.

Poesie ist das Singen der Sprache, also Sprechgesang.

Poesie ist mehr als pubertäres Wortgekasper. Dessen einzige Bedeutungen sind Balz und Reviermarkierung. Stereotyp wird eine Pistole zu einer Hand geformt, welche allein die außerordentliche Fortpflanzungsfähigkeit der sich so gebärenden Primaten zum Gegensand hat.

Nichts für ungut, aber man kann Deinen Text auch deutlich straffen:

[blue][strike]Ich war voll krass in Psychatrie
die offne Tür bot Chance wie nie

Zuhause bin ich voll allein
und werde nie mehr glücklich sein[/strike][/blue]

Gruß,
Archi
 
A

Architheutis

Gast
*Pistole zu einer Hand geformt

Ja, ich bin geisteskrank, ein potentieller Amokläufer und gehe noch heute in die Pschüchatrie. Versprochen.

Es sollte natürlich heißen: "Hand zu einer Pistole geformt."
 
Vielen Dank für die Kritik!

Ja, es ist richtig, dass man den Text nicht richtig verstehen kann, wenn man das Gefühl, welches er ausdrückt, nicht bereits kennt. Oder einfühlsam ist. Oder sensibel. Oder sich zumindest ein bisschen auf andere Gefühle als die eigenen, einlassen kann.

Wenn man in einer Psychiatrie - mehr oder weniger - landet, ist man psychisch meist an einem Punkt angelangt, an dem man vom Leben erschöpft ist. Die Psychiatrie ist ein Ort, an dem man sich dann endlich fallen lassen kann, endlich wieder schlafen kann (wenn auch nur mit einer gehörigen Dosis an Medikamenten), und endlich wieder zur Ruhe finden kann.
Doch sehr bald schon, möchte man am liebsten nur noch fliehen! Man wird verrückt, vor NICHTS. Wegen Nichts. Wegen rasendem Stillstand. Alle kleinen Dinge und Empfindungen werden zu Großen, die Uhr tickt plötzlich lauter, das Zähneputzen wird zum wichtigsten Tagesereignis (ja, ich übertreibe hier natürlich!)...
Und wenn dann die Türe offen stände... wie verlockend.
Man vermisst plötzlich Menschen, die man vorher in seinem Leben für selbstverständlich gehalten hat. Man möchte plötzlich die Nähe von denen spüren, die man sich vorher ferngehalten hat.

Doch bist du dann erstmal wieder "draußen", ist alles doch nur wie zuvor. Und dann bist du wieder Zuhause. Und dann gerätst du doch nur wieder in denselben (Alltags-)Strudel, aus dem du vorher in die Psychiatrie "eingeliefert" worden bist. Denn Zuhause hat sich ja doch nichts geändert. Und ohne, dass du dich versiehst, sind die gewohnten, alten Gefühle wieder da und die Routine holt dich ein.
Wie kannst du nur jemals glücklich sein? Und diesem (Teufels-)kreis entkommen?

Ja, ich bin jung. Ich studiere noch. Schlimm, oder? ;-)
Dennoch lebe ich intensiv und habe sicherlich schon mehr erlebt, als so manch anderer "Ältere".
Ich liebe es, zu schreiben. Und hier darf ich dies.
Wem es nicht gefällt, "darf" es auch nicht lesen ;-)

Alles liebe.
 
A

Architheutis

Gast
Liebe Christiana,

ich will Dir nicht die Lust am Schreiben nehmen, um Gottes Willen. Ich will Dir nur etwas die Augen öffnen. Wenn Du es in einem Autorenforum einstellst, musst Du auch mit scharfer Kritik rechnen. Wenn Du das nicht erträgst oder willst, bist Du hier vielleicht falsch. Das hat nichts mit Deinem Alter zu tun, wenngleich ich ob des Textes nicht von einer Studentin, sondern eher von der 7. Klasse ausging.

Tipp:
Lies mal in dem Forum "Gereimtes" 5 Texte Deiner Wahl rauf oder runter. Du wirst feststellen, dass Du in einem Gedichtforum gelandet bist. Hier stellen Leute ihre Gedichte ein, andere geben Ratschläge jeglicher Art.

Ein Gedicht ist nicht deshalb gut, nur weil sich darin was reimt. Es gibt trotz künstlerischer Freiheit sowas wie ein Handwerk, so etwas wie Regeln. Das Gute: vieles davon kann man erlernen, so man denn will.

Vom guten Gedicht ist Dein Text weit entfernt. Bevor ich vergebens Zeit investiere, beschränke ich mich auf den Hauptfehler Deines Textes:

Ja, es ist richtig, dass man den Text nicht richtig verstehen kann, wenn man das Gefühl, welches er ausdrückt, nicht bereits kennt.
Das sagt alles. Dein Text muss das Gefühl dem Leser nahebringen, nicht umgekehrt.

Mich beschleicht das Gefühl, mit 3 Punkten noch deutlich zu hoch gegriffen zu haben.

Lieben Gruß,
Archi
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Christinaleben,

im Rahmen dieses Forums würde ich den Text vorerst unter experimentelle Lyrik oder in den Tagebuchbereich einstellen, jedenfalls solange dieses Unterforum - wie mein Vorredner schön deutlich gemacht hat - noch nicht reif ist für solche Ungeheuerlichkeiten, wie man sie auf Poetry-Slam-Veranstaltungen zu hören kriegt.

Beim ersten Lesen dachte ich: Kenne ich! Das ist doch die alte Geschichte vom Gras, das auf der anderen Seite vom Zaun immer grüner ist. Nach Deinem Kommentar bin ich mir nicht mehr sicher. Ich nehme an, es steckt noch etwas viel Wichtigeres in diesem Text.
Wer, so wie ich, die Psychiatrie nicht aus Sicht der Patienten kennt, kann vermutlich nicht mal erahnen, wie es sich anfühlt, hin- und hergerissen zu sein zwischen der beschützten Realität drinnen und der Realität draußen.
7 Punkte bekommst Du von mir, weil mich dieses Thema - unabhängig von der literarischen Form - interessiert und ich auch gerne mehr darüber erfahren würde.

Btw., wenn ein Text, in dem viel Herzblut steckt, einmal nicht ankommt, ist das einfach nur Künstlerpech ... in diesem Sinne: Willkommen im Club!

Liebe Grüße

NDK
 
A

Architheutis

Gast
Ich habe Zivieldienst geleistet in einer psychatrischen Anstalt. Ich kann also auf einen themenbezogenen Erfahrungsschatz zugreifen.

Nur: nichts davon finde ich im Text wieder, und das liegt alleine daran, dass er schlecht ist. Über diesen Punkt hilft ihm auch kein Genre-Gekasper hinweg, aber ich habe mich bereits jetzt mehr mit ihm befasst, als mir eigentlich lieb ist.

Lieben Gruß,
Archi
 
A

Architheutis

Gast
Nachtrag:
Wenn schon verschieben, wäre die Textklinik wohl die passende Wahl.
 

NewDawnK

Mitglied
Ich habe Zivieldienst geleistet in einer psychatrischen Anstalt. Ich kann also auf einen themenbezogenen Erfahrungsschatz zugreifen.
Ich weiß zwar nicht, was "Zivieldienst" ist, aber wenn Du ein Experte für die korrekte Darstellung von Gefühlen in lyrischen Texten bist, könntest Du einen entsprechend Thread im Lupanum aufmachen und Deine Meinung einmal zur Diskussion stellen.
 
A

Architheutis

Gast
Den Tippfehler schenke ich Dir. Deine Polemik behalte für Dich. Ich habe eine klare Meinung zum Text. Du kannst ihn ja gerne gut finden. Ich darf trotzdem in Frieden weiterleben? Danke.
 

Walther

Mitglied
moin,

ich stehe in der mitte (und kann nichts dafür). meine ansicht:

(1) der text ist formal schlecht.
(2) er ist, lt. autorin, "betroffenheitslyrik". das macht es ziemlich schwer, auf eine harte kritik eine sachliche antwort zu erwarten.

ich denke, der vorschlag mit der textklinik ist der richtige. denn wir bearbeiten hier lyrik, egal welcher natur. und die muß zuallererst einmal "gut" sein, im sinne von sprachlich, formal, metrisch. und im sinne von orginell, bildhaft, verdichtet.

davon ist, bei allem respekt, hier nichts zu lesen. es muß ja nicht alles erfüllt sein, das verlangt niemand. aber ein bißchen davon muß schon erkennbar sein.

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Für so absolut schlecht halte ich es nicht.
Es gehört aber auchn nicht zum besten, was ich je gelesen habe.
Ich denke, es ist mehr herauszuholen, insbesondere im letzten Teil.
Hier setzt Du das Thema.
Es ist nicht gar zu genau, denn es gibt verschiedene Arten. Du meinst aber die geschlossene, denke ich.
Ich habe einen Freund, der in einer geschlossenen Abteilung war, dann auch in einer offenen und jetzt ist er wieder bei sich zu Hause. Er kommt nicht gut zurecht. Er war zeitweise in einem Pflegeheim, ist dort aber wieder raus.

Aus Psychiatrien
Kannst du nur fliehen
Wenn die Türe offen ist
Und du so mutig bist
Hinauszugehen
Bis hier stimmt alles, auch der Reim (ien-ijen)

Die Rhythmik ist ungewohnt, aber sehr exakt, leicht im Hip-Hop-Stil.
Um alle die wiederzusehen
Die du glaubtest zu
vermissen
Hier wird der Zweck beschrieben.
Du hieltest dich für
besonders gerissen
Auch hier stimmt es noch.
"Du" ist dabei eine Form von "Ich", wenn man über sich selbst spricht.
Doch als du es dann
geschafft hast
Merkst du erst wie viel
Freude es dir gebracht hat
Dort zu sein
Hier stimmt es nicht mehr, die Rhythmik entflieht sozusagen dem Stil, der am Anfang gesetzt wurde, aus dem Rap-Rhythmus wird Prosa, aber das ist zu kurz, um den Übergang wirken zu lassen.
Denn nun bist du wieder
Zuhause
Und somit auch wieder allein.
Wie kannst du nur jemals
glücklich sein?
__________________
Dieser Teil lässt sich ebenfalls sehr schwer lesen.

Kannst Du eventuell das Gedicht zusätzlich als MP3 einstellen?

Ich selbst denke, ein Gedicht wirkt besonders, wenn es Erfahrungen zeigt.
In Deinem Gedicht ist diese Erfahrung aber zwar sehr pesönlich (was ich gut finde) - aber sehr abstrakt, sehr in der beschreibenden Ebene.

PS: Ich selbst mache jetzt auch Psychotherapie mit, aber ambulant.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Doch als du es dann geschafft hast, merktest du ...
oder
Doch wenn du es dann geschafft hast, merkst du ...
 

JoteS

Foren-Redakteur
Hallo,

ich persönlich halte den Text ja für einen Grenzfall zwischen Gereimtem und Experimentellem. Es ist auch durchaus Musik drin. Er ist lyrisch.

Allerdings sehe ich durchaus ein paar Stellen, wo der "Flow" arg stockt und ich denke, dass da noch einiges zu verbessern wäre.

Ich möchte den Text jetzt auch nicht in die Klinik verschieben, weil ich ihn weder für einen völlig hoffnungslosen Fall halte, noch glaube, dass hieran noch mit Gewalt gearbeitet werden müsste.

Hier bin mal einer Meinung, der ich sonst nie bin: So stehen lassen.

Gruss

Jürgen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe eine Lösung:

Der erste Teil, der in der Klinik spielt, muss wie Rap (Hip-Hop-Stil) gesprochen werden, hart und akzentuiert, empört.
dann erfolgt ein Gemütswechsel.
Dem schließt sich der Abbruch des "Flows" an und die letzten Zeilen sind enttäuscht, wehmütig.

In dieser Art gesprochen, scheint es zu funktionieren.
Schwierigkeiten mit der Metrik hatte ich nur in diesem letzten Teil, aber der Bruch scheint durch den Inhalt gerechtfertigt zu sein.
Ich werde mal versuchen, es zu rezitieren.

Bis bald.
PS: Ich kann es leider hier nicht hochladen. könnte es aber an einer anderen Stelle plazieren, wenn Du einverstanden bist.
 
Liebe Mitglieder der "grünen Hölle",

es bereitet mir sehr viel Freude, so viel konstruktive Kritik zu erhalten! Vielen Dank nochmals hierfür. Ich nehme mir jede Kritik zu Herzen - manche mehr, manche weniger. Aber jede kommt an, das ist sicher.

Nochmals kurz zu dem Gedicht: "Psychiatrien" ist extra ohne Form, ohne Punkt und Komma, Schema oder Metrik geschrieben. Eben weil es keine feste Form hat, bzw. "braucht". Es ist formlos. Menschen die in einer Psychiatrie leben, passen doch auch nicht in unsere "Lebensform". Das Gedicht ist so wenig poetisch und schön, wie es ein Aufenthalt in der Psychiatrie ist.
Experimentell ist es vielleicht - wenn es ein Experiment ist, so formlos Gefühle zu schreiben die niemand versteht. ;-)

Auf die Idee, dass man es auch rappen könnte, bin ich auch noch nicht gekommen - sehr interessant!

Bitte verschiebt es dorthin, wo es für euch hinpasst (es wird ja doch nirgendwo hineinpassen als in die Klinik/Psychiatrie :-D )

Herzlichst,
Christina
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Christinaleben,

vielleicht würde es dem Text etwas bringen, wenn die Zeitformen aufgeräumt werden.
Es ist in solch einem Text nicht unbedingt notwendig eine Zeitabfolge durch den Wechsel der Zeitform auszudrücken. In der jetzigen Form stimmt es nicht recht.

Präteritum
Du hieltest dich für
besonders gerissen
Perfekt
Doch als du es dann
geschafft hast
Präsens
Merkst du erst wie viel
Perfekt
Freude es dir gebracht hat
Dort zu sein
Präsens
Denn nun bist du wieder
Zuhause
Überlege Dir, ob Du die Geschichte der angesprochenen Person kommentieren lassen möchtest, oder ob Dir die Analyse des Lyri wichtiger ist. Konzentriere Dich erst einmal auf eines.

Wenn Reime dazu nicht passen, lass sie weg.

cu
lap
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Zusatzbetrachtung (Alternative) wäre, die Form "wenn" statt "falls" zu verwenden, das räumt die Zeitbeziehungen ebenfalls teilweise auf.
Ich habe weiter oben schon Beispiele geschrieben.

Ich denke nicht, dass hier die Konfusion in den Gedanken beschrieben werden soll.
 
Status
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