Pubertät

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Ihr Leib war warm geworden
Die Becher glühen im Schrank
Die Rosenteller dorren
Das ganze Zimmer wankt

Und auf der Couch die Puppen
sie rutschen in den Herd
Brave Grinse-Gruppen
die nun das Licht verzehrt

Im Käfig schreit der Beo
reißt sich die Federn aus
Ich bin der Beo, Beo
Die Welt ist bloß ein Haus


Das Haus mit seinen Wänden
wie -ismen seine Flächen
Die schon unter den Händen
der Brütenden zerbrechen

Sie blickt in eine Leere
die ist im All zerflossen
Die formt sich so als wäre
ihr Auge bloß
geschlossen
 
Zuletzt bearbeitet:

Tula

Mitglied
Hallo Dionysos
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich hier richtig deute. Zumindest hatte ich einen Suizid am Anfang nicht erwartet. Liest sich auch so, als ob das Zimmer schon in Flammen steht. Oder liege ich völlig daneben?
Trotz alledem, diese Jahre können in der Tat zur Zerreißprobe werden. Mir fällt jetzt der eine oder andere Fall ein, von jungen Menschen meines Alters (damals), die "nicht mehr weiter wussten" und niemand wusste warum überhaupt.

LG
Tula
 
Hi @Tula

eine sehr interessante Deutung, an die ich selber so noch gar nicht gedacht hatte und die wie ich finde gut funktioniert. danke dafür !

Meine Lesart war etwas progressiver: Erwachen der Individualität, feststellen dass die ganze bisherige kleine und berechenbare und nicht in frage gestellte welt (-ismen) nicht mehr trägt, aufbrechen dieser kleinen kinderwelt und dann sprung ins große unbekannte (als wäre ihr auge bloß geschlossen..) dabei steht das „Brennen„ für die hitze der jugend, das schwer kontrollierbare gemüt. der drang zur individuation wird nicht nur als positiv erlebt sondern auch als bedrohlich. die fast unerträgliche ambivalenz der pubertären phase sollte durch All - Leere eingefangen werden.

mes compliments

dio
 



 
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