Pünktlich zu Weihnachten

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Arcos

Mitglied
Dieses Jahr schlängelt sich die Lichterkette
zu kleinen Herzchen
und leuchtet nur noch rot.
Ich weiß nicht, was sie damit sagen will.

Der Baum steht traurig in der Ecke,
als hätte man ihm persönlich
seinen Lieblingsast geklaut.

Die Plätzchen riechen nach Abenteuer,
das man eigentlich nicht erleben wollte.

Der Hund trägt einen Pullover,
der ihm nicht passt,
aber er akzeptiert sein Schicksal
mit philosophischer Größe.

Der Schnee kommt nicht,
schickt aber freundliche Grüße
aus einer Region,
die offenbar besser bezahlt.

Der Adventskranz hat eine leichte Schlagseite,
behauptet aber,
das sei Ausdruck seiner Persönlichkeit.

Die Geschenkbänder verschwinden
auf mysteriöse Weise,
vermutlich in derselben Dimension
wie einzelne Socken.
Jeder im Haushalt beschuldigt jeden,
bis man merkt, dass das Band
die ganze Zeit am eigenen Ellenbogen klebt.

Der Glühwein ist heiß,
aber nicht heiß genug,
um die Diskussion über
vegane Würstchen zu verhindern.
Man nippt daran,
als wäre er eine Art
diplomatische Maßnahme
zur Entschärfung familiärer Konflikte.

Das Krippenspiel der Nachbarskinder
erreicht ungeahnte Länge.
Maria verliert irgendwann ihren Text,
das Jesuskind beschimpft die drei Könige
wegen inakzeptabler Geschenke
und der Erzengel stolpert in die Heizung.

Ich hörte Geräusche aus dem Kamin
und legte gleich Feuer
um die Biester auszuräuchern.
Kurz darauf stank es
nach verbranntem Fleisch und Plastik.
Ich lächelte in mich hinein.
Habe ich sie endlich erwischt!

Der Weihnachtsmann lässt sich aber
diesmal reichlich Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:

Arcos

Mitglied
Vielen Dank Petra für deinen Besuch und Korrektur.
Hatte irgendwie zu viel Glühwein oder so…bin noch am Recherchieren….

Grüße
Önder
 

Arcos

Mitglied
Ich glaub ich hab’s jetzt:

Der Genitiv Plural kämpft hier gegen den Akkusativ Singular, während der Dativ tatenlos am Satzrand zuschaut
und der Nominativ behauptet, er sei sowieso für alles zuständig.

Der Vokativ ruft laut dazwischen,
obwohl ihn seit Jahrhunderten niemand mehr eingeladen hat, und der Instrumental versucht verzweifelt,
sich als „historisch wertvoll“ ins Gespräch zu bringen.

In der Mitte des Satzes stolpert der Konjunktiv über eine Möglichkeit,
der Imperativ brüllt Befehle,
und der Indikativ rollt nur mit den Augen
und fragt, warum eigentlich immer er die Arbeit machen müsse.

Schließlich erscheint das Partizip,
halb fertig, halb verendet,
und erklärt, es sei erschöpft worden.

…oder so…
 

Tula

Mitglied
Lieber Arcos
Wir haben (fast) alle, eine schöne Erinnerung an Weihnachten, weil man eben halt Kind war und da ist Weihnachten schön. Wenn die eigenen Kinder klein sind und unsere Eltern noch bei guter Gesundheit, dann ist Weihnachten ebenfalls wieder schön. Enkel habe ich noch nicht, aber irgendwann kommen sie hoffentlich und dann ....

Zwischendurch und nur unter Erwachsenen lässt sich Weihnachten eigentlich nur mit gutem Essem, Wein und viiieeel Schokokade ertragen. Dann bin ich auch nicht traurig, wenn da wieder nur neue Socken kommen. Bei einer ausschliesslich roten Lichterkette überlege ich ebenfalls, was für ein Wink mit dem Zaunpfahl das sein soll. Vielleicht solltest du dich jetzt schämen :p

Fazit: zu Weihnachten auf Wein achten!

LG Tula
 

Arcos

Mitglied
Ja, ich bin jetzt ganz rot und schäme mich…
Warum habe ich nur…
Wie konnte ich…
Wird nicht wieder passieren…:cool:

Aber vielen Dank Tula für deinen Besuch und die funkelnden Sterne. Wenigstens habe ich jetzt Licht in der Finsternis meiner Gedanken, wenn ich durch düstere Träume wandle…so mit Ungeheuer, die unter dem Bett…

Grüße
Önder
 



 
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