qui sine peccato est ... (gelöscht)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, Marker,

schön nacherzählt.
Auch so genau, daß das Rätsel vom Zeichen im Sand vorkommt.

Nun ist so eine Rätselstelle für den poetischen Offenbarungscharakter eines Gedichtes zu bedeutsam, als daß sie genau so im Erzählen unterginge wie bei einer prosaischen Inhaltswiedergabe.

Was bedeutet das, was da in den Sand geschrieben wurde? Ist es ein Zeichen? Eine Schrift? Ein Vers? Da wirds doch wirklich interessant.

Und nicht zu vergessen: der Fortgang der fabelhaften Geschichte: "Ich bin das Licht der Welt". Das ist der Anfang eines Liedes, wie jeder in der Sprachgestalt vernehmen wird, der die Charakteristika aramäisch-hebräischer Dichtung kennt. Jesus war Lehrer (ich würde "Rabbi" durch die Berufsbezeichnung "Lehrer" restituieren, die in den Evangelien für Jesus durchweg gilt), Arzt und, meistens übersehen, da die Übersetzungen die Poesie der Jesussprüche nicht pflegen und die Religion für politische Kulturkämpfe mißbraucht wird, ein Dichter. Das sind drei schöne Berufe.
(Zimmermann war er allerdings nie.)

Natürlich muß man das Rätsel nicht lösen, es wäre auch gegen den poetischen Reiz der Schreibe-Metapher bzw. der Tat-Sache. Aber der Urheber ist Johannes, nicht Lukas: Es geht ersterem nie um bloße Barmherzigkeit, sondern vielmehr darum, zu zeigen, daß die Barmherzigkeit die Lichtsubstanz des "Ich-bin" ist, in der die Erkenntnis aufgeht.

grusz, hansz
 

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morgen mondnein

der begriff des rabbi gefaellt mir hier einfach besser, als lehrer, obschon die heuchler die Bezeichnung verwenden. dieses ereignis findet (einzig) im joh.-ev. erwaehnung, wie du es ja schreibst. deshalb ist es auch umstritten. es ist bewundernswert, wie der rabbi hier die falle der pharisaeer mit psychologischem geschick umgeht, indem er die heuchler mit sich selbst und ihren eigenen suenden konfontiert. und dadurch, dass keiner in der meute seinen stein wirft, gesteht er sich vor allen anderen ein, ein solcher suender zu sein. das enigma, was denn der rabbi da in den sand gemalt oder geschrieben haben mochte, soll ein enigma bleiben. vieles ist denkbar. wahrscheinlich hat er sich bei seinem, vorerst, stummen tun die antwort an die heuchler zurechtgelegt - eine antwort notabene, die, in ihrer genialen schlichtheit, zu formulieren auch nicht ein dutzend psychologen imstande waeren, wuerden sie diese textstelle im joh-ev. nicht kennen. das, lieber hansz, behaupte ich einfach mal so.

diese geschichte ist zu schoen um nicht wahr zu sein ...

lg vom agnostiker,
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