hallo @hino,
ich bin hier zwar nur der walfisch (und manche fürchten sich vor mir), aber lass dich dennoch herzlich begrüßen und dir wünschen, dass du in der leselupe viel spaß hast und daneben für dich oder dritte literarisch gewinnen kannst.
offenbar berherrscht du die sprache exzellent und kannst dich sehr gut ausdrücken - grundvoraussetzungen für jede gute geschichte. der opa des prot kommt gut rüber, und auch der "schauspieler" ist mit viel aufwand und liebe gezeichnet.
was man sich fragt, ist, weshalb der dialog ausgerechnet in einem winterlichen zoo stattfinden muss, warum wir so umständlich dort hineingeführt werden und warum man sich ausgerechtnet einen medizinstudenten als gesprächspartner gewählt hat. zum einen ist zu bemerken, dass medizinstudenten nach dem physikum in den ferien so gut wie keine zeit mehr zum bummeln oder zum tiere pflegen haben, weil sie entweder pausenlos büffeln oder praktika ableisten müssen; zum anderen ist kaum glaubhaft, dass ein ausgewachsenes kamel, auch wenn's eine kleinere art ist, in einem wildgehege still hält, bis es von einem allein(!) behandelnden medizinstudenten(!) wieder "entlassen" wird. übrigens: "jod" streicht man schon lang nicht in offene wunden - es gibt in der veterinärmedizin besseres und billigeres, und man "streicht" bei freilaufenden tieren nicht, auch wenn man sie gefesselt hat, sondern sprüht. dass wir den namen der stute erfahren müssen (ausgerechnet "nena"...*ächz*...) ist ebenso überflüssig wie eine ganze reihe weiterer details, die keinen rechten sinn machen - wie z. b. der "typische" kamelhaarmantel des schauspielers und der "typische" schlapphut..
der alte ist im übrigen, wie schon gesagt, recht hübsch gezeichnet und seine in allen zeitgeschichten immer wieder gehörte und diskutierte ansicht, der schauspieler sei nichts als ein werkzeug, kommt gut rüber. was nicht passt, ist die aufgesetzte klugheit des jungen tierfütterers - hier wünschte man sich einen, der wirklich etwas mit dem anzufangen wüsste, was der alte da vorbringt.
ein bisschen arg konstruiert (und hölzern beschrieben) auch der auftritt der nichte; wir erfahren nicht, was sie wohl wirklich dazu bewegt haben mag, den herrn studenten über die intima der famile aufzuklären. eine solche form von mitteilungsbedürfnis erscheint für ein junges mädchen, nota bene über einen zaun hinweg, doch ein wenig sonderbar - vor allem dann, wenn der onkel nach vielen jahren plötzlich wieder zu sprechen beginnt. dass man den dann einfach davonlaufen lässt und statt dessen mit dem verdreckten tierpfleger zu flirten beginnt, erscheint auch nicht recht glaubwürdig.
der schluss ist ein wenig arg melodramatsich geraten. weshalb der angehende mediziner nur den opa hat, mit dem er bei der "dichterlesung" aufscheinen kann, wundert. näherliegend wären doch ein paar konsemester, darunter insbesondere die weiblichen, die im zeitalter "nenas" (ich wette, das kamel steht in berlin) ja längst in der überzahl sind.
tipp: einen anderen gesprächspartner wählen oder ihn wenigsten anders platzieren. einen gegenpart einführen, damit der onkel was hat, um sich zu ereifern - wenn's schon ein mediziner sein muss, dann nimm doch einen fertigen, einen chirurgen zum beispiel, der keiner regie folgt ausser seiner eigenen und der felsenfest davon überzrugt ist, er wäre der größte künstler auf der ganzen welt. und wenn's unbedingt (der beginn) eine(r) schmonzette sein soll: lass das mädel von anfang an teilnehmen an der debatte, zumindest als erkennbar anwesend - das würde die "kontaktaufnahme" plausibilisieren.
so! das war jetzt kein verriß, mein lieber, sondern eine ermunterung. ich sag immer: das schöne an der kritik ist, dass keiner sie beherzigen muss. weitermachen!
nichts für ungut und liebe grüße aus münchen
bluefin