Rauchen – aber richtig!

Hagen

Mitglied
Rauchen – aber richtig!

Da saßen wir, die Wunderbare Ulrike und ich, mal wieder an der ScheinBAR bei einem ‘Belly landing‘ und kamen auf das Rauchen zu sprechen, weil ich mir zum Belly landing einen Zigarillo entzündete. Die Wunderbare Ulrike wollte unvermittelt von mir wissen, warum ich überhaupt rauchen würde.

Ja, warum eigentlich?

Während ich hart darüber nachdachte, warum ich eigentlich rauche, stellte die Wunderbare Ulrike mir die Frage, ob sie mal ‘Kuchikamizake‘ zur Abrundung unseres exquisiten Getränkebestands mitbringen sollte. Da ich nicht so recht multitaskingfähig bin und mich allgemein als ‘Universalversager‘ bezeichne, nickte ich beim Denken nur mit dem Kopf. Bis wir schlafen gingen, ging das Gespräch wie üblich hochgeistig weiter. Jedenfalls erinnere ich mich, wegen des intensiven Denkprozesses, nicht mehr daran, werde aber bei Gelegenheit drüber berichten.

Nach dem Frühstück wollte ich, wie Üblich, an meinem potentiellen Weltbestseller arbeiten, geriet aber wieder mal ins googeln. Dabei stieß ich unversehens auf einen sehr interessanten Artikel:
>…Zur Finanzierung der Sicherheitspolitik beschloss die Bundesregierung die Tabaksteuer um zwei Cent je Zigarette zu erhöhen. Seit dem 1.1. 2002 fließen große Geldsummen aus der Tabaksteuer direkt in sogenannte Anti-Terror-Maßnahmen; 1,5 Mrd. Euro allein im Jahre 2002 an die Bundeswehr…<
(Tagesspiegel)

Normalerweise wird irgendein Gesetz erlassen, dann festgestellt, dass es so nicht funktioniert, und dann wird nachgebessert bis den ganzen Kram kein Mensch mehr versteht. Aber die Nummer mit der Tabaksteuererhöhung funktioniert allemal, aber dass unsere Regierung derart weitsichtig ist, fand ich schon bemerkenswert. Anti-Terror-Maßnahmen schon im Jahre 2002!

Ich zündete mir eine Zigarette an, fand Anti-Terror-Maßnahmen gut und recherchierte in dieser Richtung weiter.

In Deutschland gibt es rund 20 Millionen Raucher. Das heißt auch: Das Bundesfinanzministerium hat von April bis Ende Juni rund 6,2 Milliarden Euro aus der Tabaksteuer eingenommen. Das waren 306 Millionen Euro beziehungsweise 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Wenn man sich also eine Schachtel Zigaretten mit 22 Stück für 7,00 Euro kauft, werden insgesamt rund vier Euro als Steuern abgeführt. Davon entfallen 1,33 Euro auf die Mehrwertsteuer. Feinschnitt wird von der Tabaksteuer vergleichsweise gering belastet, also ein Grund, seine Zigaretten selbst zu drehen, zudem hat mir mein Arzt mehr Bewegung verordnet.

Ein Teil des Geldes geht an die Krankenkassen, der größte Teil in den Steuertopf und wird für diverse Sachen eingesetzt. Zum Beispiel für das Arbeitslosengeld ehemaliger Wirte.

Interessant, denn seit in einigen Kneipen nicht mehr geraucht werden darf, bleiben den Wirten die Gäste weg. Die Wirte werden arbeitslos; - erhalten aber wiederum aus dem Topf der Tabaksteuern Geld ... ???

Irgendwie kriegt das Sprichwort: ‘Wer nichts wird, wird Wirt.‘, eine völlig neue Bedeutung. Dumm war nur, dass ich auch mal mit dem Gedanken spielte, Gastwirt oder Barkeeper zu werden und dieses Ansinnen meiner Oma mitteilte. Die war entsetzt, kannte sie doch nur finsterste Spelunken und verwies auf meinen Urururururgroßvater, der in Holland Kretschmer war und irgendwann mal Wein gepanscht hatte. Als die Gäste kamen und ihn deswegen hauen wollten, lief er weg und schwamm durch den Rhein nach Deutschland. Dort soll er, bevor er noch nicht ganz trocken war, schon wieder eine Kaschemme eröffnet haben.

Naja, das Leben kann schon ziemlich komplex sein, oder noch ein Beispiel: Das Taxi, in dem auch nicht mehr geraucht werden darf!

Wenn ein Taxifahrer dabei erwischt wird, dass er seine Fahrgäste im Taxi rauchen lässt, kriegt der Taxifahrer ein Bußgeld. Wenn sich jetzt drei Typen, die stärker sind als der Taxifahrer, während der Fahrt eine Zigarette anzünden und dem Taxifahrer Prügel androhen, wenn er anhält oder sie nicht rauchen lässt, hat der Taxifahrerwieder mal wieder die Arschkarte. Sowas ist, als ich noch Taxi fuhr, einem Kollegen passiert, er hat gleich eins in die Fresse gekriegt!

Dann lieberer, um beim Rauchen zu bleiben, für die Terrorbekämpfung oder die Krankenkassen!

Wenn ich mal mit einem Lungenleiden oder einem Raucherbein ins Krankenhaus muss, kann ich sagen, dass ich meinen Anteil der Behandlungskosten schon bezahlt habe und zwar reichlich, da ich schon seit meinem sechzehnten Lebensjahr rauche.

Anders sieht es bei Sportlern, Bergsteigern, oder Höhlenforschern, Skiläufern und so weiter aus, die meistens nicht rauchen, aber bei Unfällen immense Kosten verursachen, die der Raucher, nämlich ich, mit bezahlt!

Auch würde die bisherige Argumentation, die Steuern würden nur aus Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung erhöht, bei zum Beispiel einer Erhöhung der Mehrwertsteuer, nicht greifen!

Die Finanzierung eines Krieges (siehe Terrorbekämpfung) würde also ohne die Tabaksteuer schwerer. Auch andere Maßnahmen des Bundes, zum Beispiel der Ausbau der Geheimdienste, die auch über die Tabaksteuer finanziert werden, wären ohne diese kaum möglich. Nun bin ich aber der Ansicht, dass die Geheimdienste schon so manchen Krieg, oder zumindest Militäraktionen verhindert haben …

Eine verflixte Sache, aber dann kam ich bei einer Pfeife Tabaks und hartem Nachdenken, das kann ich nämlich am besten beim Pfeife rauchen, auf die Sache mit der Prokopfverschuldung.

Zurzeit hat meine Heimatstadt Bremen, eine Prokopfverschuldung von 35.150 Euro je Einwohner (Vor der Corona-Pandemie). Ich brauche gar nicht groß nachzurechnen: Ich bin jetzt über siebzig Jahre alt und wieder gesund. Nur das Altwerden ist nervig, und ich rauche seit meinem sechzehnten Lebensjahr. Damit habe ich mit der Tabaksteuer meinen Anteil an der Prokopfverschuldung, trotz meiner Operation, dicke abbezahlt!

Und dann kommen noch die Gewissensgründe dazu, denn wenn hundert Deutsche Raucher aufhören zu rauchen, verliert irgendwo auf der Welt eine Tabakpflanzerfamilie ihre Existenzgrundlage!

Ich kann jedenfalls mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, meinen Anteil dazu beizutragen, dass eine arme Tabakpflanzerfamilie ihre Existenzgrundlage verliert!

Ehe ich’s vergesse, denn etwas Satire will ich noch versuchen einzubringen: Der Schriftsteller Zé do Rock hat Passanten über das Rauchverbot-Volksbegehren aufgeklärt. Er forderte das Verbot von Stühlen und Büstenhaltern, da sie Studien zufolge ein höheres epidemiologisches Todesrisiko aufweisen!

Er hat Recht, denn anderen Studien zufolge soll Rauchen Alzheimer vorbeugen und stundenlanges Sitzen (auf Stühlen und leider auch auf Barhockern) dem Alzheimer, Fettsucht etc. Vorschub leisten.

Also: Hoch die Zigarette, Pfeife, Zigarre und was man sonst noch so legal rauchen kann und nieder mit dem Büstenhalter!

Die Wunderbare Ulrike ist der Ansicht, dass ich an dem letzten Satz noch arbeiten müsste, hat mir aber von ihrem letzten Einkauf ein Päckchen guten Pfeifentabak mitgebracht, weil sie es schätzt, wenn ich, zum Beispiel nach dem Billardspielen und beim Philosophieren an der ScheinBAR, Pfeife rauche, da es wohnlichen Duft und eine trauliche Atmosphäre verbreitet.

„Außerdem“, meinte die Wunderbare Ulrike, „habe ich Kuchikamizake mitgebracht.“

„Was ist den ‘Kuchikamizake‘ noch mal?“, fragte ich.

„Kuchikamizake wird auch als ‘bijinshu‘, zu Deutsch etwa ‘Schöne-Frauen-Sake‘, bezeichnet. Dies geht auf eine im Man’yōshū aus dem 8. Jahrhundert beschriebene Praxis zurück, dass zur Herstellung der Reis von jungen Frauen gekaut wird, was bei dem entstehenden Speichel zur Verzuckerung der Stärke dient. In Südamerika stellen die Ureinwohner auf diese Weise ‘Chicha‘, das ist ein Maisbier, oder ‘Masato‘ aus Maniok her. In Mexiko wird unter anderem auf diese Art auch Agavenwein produziert. – Das Zeug kannst du alleine trinken!“

Da die Wünsche einer schönen Frau so vielfältig sind, wie die Ausstattungsvarianten eines Rolls-Royce Silver Ghost, erfülle ich der Wunderbaren Ulrike diesen Wunsch gerne. Ich wagte auch nicht, ihr einen Indonesischen Kopi Luwak zu kochen …


Für den interessierten Leser,
der einen von mir kreierten Cocktail, ohne Kuchikamizake, zu schätzen weiß:

Belly landing
1 Spritzer Greandinesirup
1 Spritzer Angostura
4 cl Vermouth Extra oder Dry Martini
1 cl Campari
1 cl Obstler
Auffüllen mit Ginger Ale
1 Eiswürfel
Deco Zitronenscheibe
 

Gudrun

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Lieber Hagen! Ein amüsanter Text mit interessanter Recherche. Endlich mal ein Statement für mich Raucherin. Solltest du mit der Wunderbaren Ulrike zu mir Backhendl essen kommen, würde es mich freuen, aber BITTE - bringt keine Getränke mit! Auch den Kaffee werde ich selbst zubereiten! Bis dahin, lesen wir uns weiter, Gudrun.
 

Hagen

Mitglied
Hallo Gudrun,
ja, ja, mit der Recherche ist das so eine Sache, sie ist wie ein guter Butler; - sie fällt erst auf, wenn sie nicht da ist.
Ich finde es immer doof, wenn z.B. ein Schiff im Hafen 'ankert' e.t.c.
So schrieb eimal ein angeblicher 'Bestsellerautor' dass ein paar Typen in meiner Heimatstadt Bremen aus dem Zug stiegen und sofort an Bord eines Auswandererschiffs gingen, welches an der 'Balge in Bremen' umgehend nach Amerika lossegelte. Wo waren da die Gesundheitstests, warum haben die Typen keinen Proviant gakauft? u.s.w.
Oder wenn in einem Film, der im Weltkrieg II spielt, die Landser in Autos Baujahr 1955 rumfahren? U.s.w.
Goethe ist auch so ein Kandidat, nicht nur dass er zu blöde war Aktion zu beschreiben; - von ordentlicher Recherche hat er noch nie was gehört!
Oder Jules Verne, der zugunsten einer angeblich guten Story sogar die Nuturgesetze vergewaltigte ...
Ich bin der Ansicht, dass wenn die Recherche nicht stimmt, der Rest nur Wortmüll sein kann!
Mach Dir bitte mal die Mühe 'Eddis zerbrochener Traum' zu lesen (Liegt bei Erzählungen).
Kurz und Schlecht; - Du musst erstmal wissen, dass es 'Sowas' gibt, (die Sache mit dem 'Halbwissen') und kann dieses dann z.B. mit Tante Googel vertiefen und in eine Story einbringen. - Die hohe Schule der Recherche ist, diese so einzubringen, dass der geneigte Leser es nicht merkt.
Trotzdem macht mir die Recherche Spaß und eröffnet unzählige Möglichteiten für weitere Stories ...
In diesem Sinne,
wir lesen uns weiterhin!
Herzlichst
yours Hagen

P.S. Das mit dem Backhendl essen haben die Wunderbare Ulrike und ich nicht vergessen!

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Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts!
 
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