Hallo!
Es fällt mir schwer, hier adäquat zu antworten. Dies ist mit ein Grund, weshalb ich mich so lange nicht zu Wort gemeldet habe.
Über die Diskussion an sich freue ich mich - das bedeutet, dass dieser Text etwas auslöst. Daher bedanke ich mich für die vielen Rückmeldungen und die eingegangenen Wertungen. Mir war durchaus bewusst, dass es nicht nur Applaus geben wird. Umso mehr freue ich mich über die Zustimmung, die der Text (auch) erhalten hat.
Dank auch an Orlando, LeseWurm und Zeder für die konstruktiven Anmerkungen. Meine immer mal wieder kreisenden Gedanken zu diesen Vorschlägen und die Unentschlossenheit, ob ich etwas davon übernehmen möchte, waren weitere Gründe, weshalb ich mich nicht meldete.
Das Thema "Kleinschreibung" ist, denke ich, erledigt. Es bleiben die vorgeschlagenen Streichungen und das Ausrufezeichen

. Im Moment möchte ich nichts ändern. Den letzten Teil will ich auf jeden Fall behalten (dazu später mehr). Das Ausrufezeichen hat was - meine Gedanken kreisen weiter ...
Nun zu den kritischen Rückmeldungen, die eher den Inhalt bzw. die Form des Inhalts betreffen:
Das Wort "Gutmensch" scheint zum Totschlagargument zu mutieren. So kann man künftig jeden, der zu einem Missstand Stellung bezieht, als "Gutmenschen" bezeichnen, ohne weiter auf den Inhalt einzugehen. Auch bei der Auseinandersetzung mit diesem Gedicht fällt auf, dass die eigentliche Textarbeit im Grunde beendet war, nachdem der "Gutmensch" "in den Raum geworfen" wurde (abgesehen von Zeders Vorschlag). Aber Vorsicht: Künftig zeigt der Einsatz des Wortes "Gutmensch", dass derjenige, der es einsetzt, nicht Willens oder fähig ist, sich mit dem eigentlichen Thema auseinanderzusetzen (so, wie man früher mal sagte: "Wenn es Dir hier nicht passt, dann geh doch nach drüben" (Waren übrigens meistens die senilen Ewig-Gestrigen, die das sagten - aber wir werden ja alle älter, gell?

))).
Was den erhobenen Zeigefinger betrifft, so übernehme ich gerne Pattips Formulierung
(mir ist ein zeigefinger lieber als ein erhobener arm!)
Aus dem Fehlen von konkretem "guten Tun" kann man natürlich schließen, dass das LyrIch nur das Maul aufreißt. Doch das ist ein subjektiver Eindruck, der natürlich auch seine Berechtigung hat. Man könnte aber auch auf den Gedanken kommen, dass das LyrIch bereits Gutes tut und über diejenigen, die statt Zeigefinger schon längst den rechten Arm hochhalten entsetzt und genervt ist. So genervt, dass dieser Text herausbricht. Wie gesagt, man kann es unterschiedlich sehen (außer diesen beiden Sichtweisen gibt es sicherlich noch mehr).
Ich räume aber ein, dass die Nutzung dieses Zeigefingers eine Gratwanderung ist (und schnell mal zum Mittelfinger überwechselt). Ja, viele Texte aus der Friedens- und Umweltbewegung waren sehr belehrend. Für mein Empfinden, ist dieser Text diesbezüglich grenzwertig. LyrIch weiß nämlich nicht alles besser, revilo. Besserwisser servieren Vorschläge und Ratschläge. Das ist hier eher nicht der Fall. Das LyrIch erhebt seine Stimme gegen diejenigen, die (nicht nur) verbal Feuer legen und Werte wie "Humanität" mit den Füßen treten. Mögen andere - Achtung, es wird wieder polemisch - dann über "Gutmenschen" und "Zeigefinger" lamentieren. Sollen sie - solange sie denen, die versuchen, auf das Feuer und seine Brandstifter aufmerksam zu machen und selber mit dem Löschen beginnen, nicht im Wege stehen.
Der letzte Teil des Gedichtes, der - so vermute ich - vor allem zu dieser erbärmlichen "Gutmensch-Diskussion" führte, sollte provozieren. Ja, vor allem hierdurch kommt eine moralisierende Note in den Text. Aber aus meiner Sicht ist das an dieser Stelle in Ordnung. Mit rationalen Argumenten ist Pegida, AFD und der übrigen braunen Soße eh nicht beizukommen. Dieses hier ist ein "Wut-Gedicht", das durch den letzten Teil (abgesehen vom "Gutmenschblabla") auch einen ironischen Zug bekommt - wenn man den denn sehen will und kann.
Ich denke, dass ich auf die meisten Punkte eingegangen bin - gerne auch als Rechthaber, wenn es dem Wohlbefinden einiger, von mir durchaus geschätzten, Lupianern dient

.
Herzlichst
Anonymus