Rechthaber

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G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Mir scheint, "es haben ja alle so recht" (K.T.). Besonders auffällig recht hat wieder einmal Aligaga. Er hat sogar unangenehm auffällig recht.

P.
 
A

aligaga

Gast
... da fällt @ali ein noch schöneres Synonym für den "Gutmenschen" ein als Pharisäer: Der Scheinheilige.

Das trifft's wohl am besten. Im Deutschen Bundestag sitzen 630 solche, stets bemüht, ihrer Sprachpolizei zu Einsätzen zu verhelfen.

Momentan, so hört man, reden die Gutmenschen gar nicht mit den "besorgten Bürgern", jedenfalls nicht öffentlich und so kurz vor den Wahlen. Difficilest satiram non scribere ...

Quietschend vor Vergnügen

aligaga
 

Pattip

Mitglied
die botschaft ist direkt und trifft (offensichtlich) ins mark...botschaft angekommen...ziel erreicht...reicht, reicht reicht! mehr dürfte es da nicht zu kommentieren geben, außer vielleicht: ein dreifaches HURRA auf den autoren, der mit emotion und leidenschaft mutig seine wut zeigt und zu erkennen gibt: ja, ich empöre mich!...á la stéphane hessel oder konstantin wecker in „sage nein"...

danke dafür, dass du meine gedanken und gefühle in worte gefasst hast...es tut gut zu wissen, dass es menschen wie dich gibt...das lässt hoffen...

man, leute...wie beknackt sind wir deutschen eigentlich?...
in bundesweiten ecken müffelt es penetrant nach kristallnacht (BAP „kristallnaach“)...und da regen sich einige, wohl unter anosmie leidende „literatis“, über einen angeblich moralisch erhobenen zeigefinger auf?

(mir ist ein zeigefinger lieber als ein erhobener arm!)

interessant allemal, anonymus, welch eine lawine du ins rollen gebracht hast...scheinst in ein bösmenschelndes wespennest gestochen zu haben...oder mitten ins schwarze...

falls nötig: meinen segen haste!

und besonders liebe grüße
patricia
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
K.T.

KT?

Ja, tut mir leid, ich nahm an, Tucholskys Spruch sei weitgehend bekannt:

Der Deutsche fährt nicht wie andere Menschen. Er fährt, um recht zu haben. Dem Polizisten gegenüber; dem Fußgänger gegenüber, der es übrigens ebenso treibt - und vor allem dem fahrenden Nachbar gegenüber. Rücksicht nehmen? um die entscheidende Spur nachgeben? auflockern? nett sein, weil das praktischer ist? Na, das wär ja... Es gibt bereits Frageecken in den großen Zeitungen, wo im vollen Ernst Situationen aus dem Straßenleben beschrieben werden, damit nun nachher wenigstens theoretisch die einzig »richtige Lösung gestellt« werden kann - man kann das in keine andere Sprache übersetzen. Als ob es eine solche Lösung gäbe! Als ob es nicht immer, von den paar groben Fällen abgesehen, auf die weiche Nachgiebigkeit, auf die Geschicklichkeit, auf die Geistesgegenwart ankäme, eben auf das Runde, und nicht auf das Viereckige! Aber nichts davon. Mit einer Sturheit, die geradezu von einem Kasernenhof importiert erscheint, fährt Wagen gegen Wagen, weil er das »Vorfahrrecht« hat; brüllen sich die Leute an, statt sich entgegenzukommen - sie haben ja alle so recht!

P.
 

revilo

Verboten
“)...und da regen sich einige, wohl unter anosmie leidende „literatis“, über einen angeblich moralisch erhobenen zeigefinger auf?

(mir ist ein zeigefinger lieber als ein erhobener arm!)

uuuuuiiiii...jetzt hast Du es mir aber gegeben.....na ja, auf Qualität kommt es halt es nicht an, wenn die Botschaft stimmt...

Übrigens: Das Gedicht heißt " Rechthaber"......:)......

und der Hinweis auf Wecker ist entzückend....:)

amüsierte Grüße an die Rechthaberin......:)
 
A

aligaga

Gast
Fein - jetzt kann man den ????????? wieder so schreiben, wie sich's gehört.

Danke, vielmals danke, lieber Technik-Frank!

Gruß

aligaga
 

Anonym

Gast
Hallo!

Es fällt mir schwer, hier adäquat zu antworten. Dies ist mit ein Grund, weshalb ich mich so lange nicht zu Wort gemeldet habe.

Über die Diskussion an sich freue ich mich - das bedeutet, dass dieser Text etwas auslöst. Daher bedanke ich mich für die vielen Rückmeldungen und die eingegangenen Wertungen. Mir war durchaus bewusst, dass es nicht nur Applaus geben wird. Umso mehr freue ich mich über die Zustimmung, die der Text (auch) erhalten hat.

Dank auch an Orlando, LeseWurm und Zeder für die konstruktiven Anmerkungen. Meine immer mal wieder kreisenden Gedanken zu diesen Vorschlägen und die Unentschlossenheit, ob ich etwas davon übernehmen möchte, waren weitere Gründe, weshalb ich mich nicht meldete.
Das Thema "Kleinschreibung" ist, denke ich, erledigt. Es bleiben die vorgeschlagenen Streichungen und das Ausrufezeichen ;). Im Moment möchte ich nichts ändern. Den letzten Teil will ich auf jeden Fall behalten (dazu später mehr). Das Ausrufezeichen hat was - meine Gedanken kreisen weiter ... :rolleyes:

Nun zu den kritischen Rückmeldungen, die eher den Inhalt bzw. die Form des Inhalts betreffen:

Das Wort "Gutmensch" scheint zum Totschlagargument zu mutieren. So kann man künftig jeden, der zu einem Missstand Stellung bezieht, als "Gutmenschen" bezeichnen, ohne weiter auf den Inhalt einzugehen. Auch bei der Auseinandersetzung mit diesem Gedicht fällt auf, dass die eigentliche Textarbeit im Grunde beendet war, nachdem der "Gutmensch" "in den Raum geworfen" wurde (abgesehen von Zeders Vorschlag). Aber Vorsicht: Künftig zeigt der Einsatz des Wortes "Gutmensch", dass derjenige, der es einsetzt, nicht Willens oder fähig ist, sich mit dem eigentlichen Thema auseinanderzusetzen (so, wie man früher mal sagte: "Wenn es Dir hier nicht passt, dann geh doch nach drüben" (Waren übrigens meistens die senilen Ewig-Gestrigen, die das sagten - aber wir werden ja alle älter, gell? :D))).

Was den erhobenen Zeigefinger betrifft, so übernehme ich gerne Pattips Formulierung
(mir ist ein zeigefinger lieber als ein erhobener arm!)
Aus dem Fehlen von konkretem "guten Tun" kann man natürlich schließen, dass das LyrIch nur das Maul aufreißt. Doch das ist ein subjektiver Eindruck, der natürlich auch seine Berechtigung hat. Man könnte aber auch auf den Gedanken kommen, dass das LyrIch bereits Gutes tut und über diejenigen, die statt Zeigefinger schon längst den rechten Arm hochhalten entsetzt und genervt ist. So genervt, dass dieser Text herausbricht. Wie gesagt, man kann es unterschiedlich sehen (außer diesen beiden Sichtweisen gibt es sicherlich noch mehr).

Ich räume aber ein, dass die Nutzung dieses Zeigefingers eine Gratwanderung ist (und schnell mal zum Mittelfinger überwechselt). Ja, viele Texte aus der Friedens- und Umweltbewegung waren sehr belehrend. Für mein Empfinden, ist dieser Text diesbezüglich grenzwertig. LyrIch weiß nämlich nicht alles besser, revilo. Besserwisser servieren Vorschläge und Ratschläge. Das ist hier eher nicht der Fall. Das LyrIch erhebt seine Stimme gegen diejenigen, die (nicht nur) verbal Feuer legen und Werte wie "Humanität" mit den Füßen treten. Mögen andere - Achtung, es wird wieder polemisch - dann über "Gutmenschen" und "Zeigefinger" lamentieren. Sollen sie - solange sie denen, die versuchen, auf das Feuer und seine Brandstifter aufmerksam zu machen und selber mit dem Löschen beginnen, nicht im Wege stehen.

Der letzte Teil des Gedichtes, der - so vermute ich - vor allem zu dieser erbärmlichen "Gutmensch-Diskussion" führte, sollte provozieren. Ja, vor allem hierdurch kommt eine moralisierende Note in den Text. Aber aus meiner Sicht ist das an dieser Stelle in Ordnung. Mit rationalen Argumenten ist Pegida, AFD und der übrigen braunen Soße eh nicht beizukommen. Dieses hier ist ein "Wut-Gedicht", das durch den letzten Teil (abgesehen vom "Gutmenschblabla") auch einen ironischen Zug bekommt - wenn man den denn sehen will und kann.

Ich denke, dass ich auf die meisten Punkte eingegangen bin - gerne auch als Rechthaber, wenn es dem Wohlbefinden einiger, von mir durchaus geschätzten, Lupianern dient :D.

Herzlichst

Anonymus
 

revilo

Verboten
Hallo,

ich habe den Text nach langer Pause noch einmal gelesen...er wurde dadurch leider nicht besser....ein politisches Gedicht mit einem aktuellen Themenbezug zu schreiben, ist ungeheuer schwierig.......ich traute mir das nicht zu.....denn du läufst immer Gefahr, in Platitüden zu verfallen.....und genau das ist hier passiert.....außerdem halte ich den Text vom rein "handwerklichen" Standpunkt her gesehen für stark verbesserungsbedürftig.....wie gesagt, ich habe in den Achtzigern zu Hauf solche Texte gelesen....in dieser Zeit ging fast jeder Text als "gutes" Gedicht durch...er musste nur die "richtige" politische Intention haben.....aber egal....du hast diesen Text geschrieben und das ist auch gut so...

LG revilo
 

JoteS

Foren-Redakteur
Hallo allerseits,

ich bin durchaus mit einigem (Lob) meiner Vorredner einverstanden.

Schöner Text, nur ein Gedicht ist das nicht, nicht einmal im weitesten Sinne. Die Form wirkt auf mich affektiert und mindert eher den Wert, als dass sie ihn steigert. Die vollkommen willkürlichen Zeilenschaltungen sind einfach nur albern.

Gruss

Jürgen
 

Anonym

Gast
Hallo revilo,

welche Passagen oder Formulierungen empfindest Du genau als Platidüde(n)?

Was die Texte aus den 80igern angeht, so weiß ich genau, was Du meinst - würde es allerdings nicht ganz so verallgemeinern wollen.

Auf jeden Fall danke ich Dir, dass Du noch mal vorbeigeschaut hast.



Hallo Jürgen,

zwar sind die Zeilenumbrüche nicht willkürlich gesetzt, aber den Kritikpunkt, dass es sich um keine Gedicht handelt, kann ich annehmen. Ich schrieb irgendwo, es wäre ein Wut-Gedicht. Von mir aus nenne es einen Wut-Text. Hinsichtlich der Form, denke ich schon länger drüber nach - bisher allerdings ohne Ergebnis. Als reinen Fließtext möchte ich ihn nicht haben.

Danke für Deine Anmerkungen!


LG

Anonymus
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe(r) Anonymus,

am allerbesten an diesem thread fand ich Deine erste umfassende Stellungnahme. Das ist mit das Feinste, was ich als Erwiderung auf 'gemischte' Resonanz gelesen habe - jede Zeile adäquat und was Du darüber hinaus zu der Gut-Mensch-Problematik gesagt hast, findet auch meine volle Zustimmung.
Den Text selbst nehme ich als Annäherung, eine Art Versuch, in unsere heutige, oft anzutreffende Haltungsmimikri ein Schlaglicht zu werfen. Wenn man das tut, kommt man zunächst ohne Moralisieren nicht aus. Viel, viel später, wenn das Thema durchgekaut und verdaut ist, wird man vielleicht nur noch einen Satz sagen müssen, und jeder versteht; vielleicht bleibt das aber nur ein Traum, weil es Teil der Haltungsmimikri ist, nicht verstehen zu wollen.
Ich bin gespannt auf Deine weiteren Versuche.

Liebe Grüße
Petra
 

revilo

Verboten
Hallo, ich schrieb Dir schon, dass ich vor allen Dingen die Conclusio als misslungen empfand......wirklich gute politische Gedichte schrieb für mich eigentlich nur Erich Fried.....

natürlich kann man meine Aussage über die achtziger Jahre nicht verallgemeinern....aber damals ging alles als Gedicht durch, was mit Frieden und Emanzipation zu tun hatte.....

in der Zeitschrift einer Jugendorganisation, deren Mitglied ich war,( damals noch auf Matritze...Soifz...) veröffentlichen 2 Damen aus dem Leitungsgremium seitenweise schlechte Texte über Männer, die den Namen Gedicht nicht verdienten...das habe ich auf einer Tagung mal leise kritisiert, bekam aber natürlich die Chauvie-Karte gezeigt.....das würde man neudeutsch als (mündlichen) Shitstorm bezeichnen.....meine damalige Freundin schenkte mir " Tod eines Märchenprinzen"...ich quälte mich pflichtgemäß durch dieses Machwerk, las aber heimlich unter der Bettdecke das Antwortbuch (" ich war der Märchenprinz"), welches Henning Venske unter einem Pseudonym verfasst hatte.....

ich weiß nicht , wie alt du bist...aber wenn du wie ich in den Achtzigern Deine Adoloszenz hattest, wirst Du Dich vielleicht erinnern...

was ich damit sagen will: Du darfst niemals die Qualität der Botschaft opfern, niemals den Leser beleeren...das ist der Nährboden für schlechte Lyrik......

aber dieser Text ist keine Lyrik......LG revilo
 

Anonym

Gast
Liebe Petra,

ein Lob für eine Stellungnahme gibt es auch nicht alle Tage. Ich danke Dir dafür.

Was den Text betrifft, so ist es auf jeden Fall eher ein Aufschrei, eine emotionale Reaktion. Denken und analysieren kommt später. Wobei auch dann noch Emotionales bleibt - man kann z.B. das, was im 3. Reich passiert ist, noch so sachlich aufarbeiten, es bleiben trotzdem Empfindungen zurück, die wütend oder traurig machen können.



Hallo revilo,

ja, altersmäßig spielen wir wohl in der gleichen Liga. Grundsätzlich gebe ich Dir Recht. Aber, wie man auch an den hier sehr gemischten Wertungen sieht, spielt Geschmack auch eine Rolle. Wenn Dir dieser Text nicht so schmeckt, ist es völlig in Ordnung. Damit kann ich leben.


Danke und Gruß an Euch beide

Anonymus
 



 
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