Reflexion über das Verbundensein (Sonett)

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sufnus

Mitglied
Reflexion über das Verbundensein

Ich wäre alt? Oh nein, die Spiegel lügen,
so lange Du und Jungsein eines gilt!
Erst wenn die Zeit sich zeigt in Deinen Zügen,
schuld ich dem Tod, was meine Tage füllt.

Denn sieh, Dein Wesen birgt der Schönheit Zier
und wird mein Herz in süßen Anschein kleiden:
Was an Dir lebt, bleibt lebenslang bei mir,
wie sollt ich da zur Unzeit von Dir scheiden?

Drum hüte Dich, mein Trost, vor jeder Not,
wie ich mein Glück will Deinetwegen schützen!
Von Herz zu Herz: Die Vorsicht ist Gebot,
wie Mütter nachts beim Kind am Bettchen sitzen.

Dein Herz umschließt doch meines Herzens Glück:
Geht meins entzwei, gewinnst Du keins zurück.

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Sonett Nr. 22 von Shakesspeare
 

Walther

Mitglied
salute collegae
kongeniale übersetzungsnachdichtungen des großen Shakespeare finden sich hier: https://www.zugetextet.com/so-richtig-nett-von-hoffmann-und-shakespeare/
ich hoffe, das bändchen ist nicht vergriffen. die obige gelungene erweckt reminiszenzen. ich denke, das bändchen will nochmals gelesen und genossen werden werden, das wunderbare ist das nebeneinanderstehen von original und übertragung. seitdem versuche ich mich immer wieder in dieser speziellen ausprägung des sonetts. die armen lupianer müssen das ja gelegentlich ertragen. danke für eure leidensfähigkeit.
lg W.
 

sufnus

Mitglied
Ihr Lieben, Fee, Tula und Walther, :)
hab mich sehr über Euer großes Lob gefreut! Und lieben Dank auch, Walther, für den coolen Link!
LG!
S.
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
Hallo sufnus,

1a, besser als meine von anno dazumal, die zweite Strophe war schon nicht so einfach.
Deine sollte auf deutschlyrik zu finden sein und nicht meine.

Da ich die Shakespeare-Arbeit kenne (und mittlerweile mehrere übersetzt habe), ziehe ich vor allem bei Nr.22 den Hut und verneige mich.
 

sufnus

Mitglied
Ach... das ist wirklich freundlich von Dir!
Und die Ausgrabung bringt mich auf den Gedanken, dass ich eigentlich mal wieder ein altes Gedicht übersetzen sollte.
Wobei... das sind manchmal echte Langstreckenläufer... ich bin an einem Shake-Sonett schon seit ca. 10 Jahren dran (ich glaube, das wird am Ende ganz gut) und an einem von Dante seit > 15 Jahren (und ich fürchte, das wird nix mehr).
Vielleicht sollte ich mir mal den Ur-Ur-Meister vornehmen... da Lentini...
LG!
S.
 
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
und an einem von Dante seit > 15 Jahren (und ich fürchte, das wird nix mehr).
Ich kenne solche lauwarmen Gefühle, Befürchtungen und Zweifel sehr gut. Sie wachen jeden Morgen mit mir auf. Und manchmal lohnt es sich von einem alten Weg abzukommen, ne scheiß Hecke niederzumähen, um dann zu erkennen, dass es auch nur wieder nur ein Weg ist auf dem man steht. xD Ach, es ist so frustrierend...
Allerdings bin ich kein Fan davon aufzugeben. Und ich finde, dass, wenn man sich nicht an einer Sache aufgibt, wird sie früher oder später Gold regnen lassen.
So oder so ist es immer eine Erfahrung wert. Bemessen an deinem Werk (22) aber... Hau den Dante noch nicht in die Tonne oder beginne von 0. Die 15 Jahre wären mir zu wertvoll. Aber gefragt hat mich ja auch keiner.
Aber wahnsinn was für eine Geduld du hast. Die hätte ich auch gern. Ich schreibe eher wie Meese malt. (Tempolimits sind schwierig...)
Nuja! Bonne nuit!
 



 
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