verstehst Dus selbst?
und wie?
Hallo Hansz,
das "Verstehen" von Gedichten auf rein rationaler Ebene ist ja nicht so unproblematisch. Ich will es Dir zuliebe gerne versuchen:
Refraktive Chirurgie meint als Oberbegriff grob gesagt jeden Eingriff der konventionelle, optische Korrekturen (zB brillen) ersetzt.
Gemeint ist ein Eingriff, der die "originäre Sehkraft" wieder herstellt.
Im Gedicht begegnet uns eine Frau beim Einräumen der Spülmaschine. Ein alltäglicher Vorgang für sie ("wie immer.."). Als ihr Blick auf das bereits saubere Weinglas fällt, das eigentlich nicht mehr gespült werden muss, das aber so nah an den "Borsten" ist, so bedrohlich nah, dass es dadurch zerkratzt werden könnte, wird ihr etwas bewusst, nämlich, ihre eigene Blindheit dafür, dass sie "hier falsch" ist WEIL "sie stimmt".
Das Spiel mit Sicht, Brechung, trübem, blinden Glas und reinem, durchsichtigen Glas ist eine Anspielung auf das Thema der Wiederherstellung der "inneren Sehkraft"! ohne Hilfsmittel.
Der Moment der Bewußtwerdung, des "Begreifens", wird durch den einbrechenden Sonnenschein nicht nur verstärkt, sondern im Sinne eines kataklysmischen Paradigmenwechses ("Sintflut") geradezu unentrinnbar.
Nun wird ihr eine offenbar sehr wichtige Szene aus der Kindheit bewusst, es setzt ein (spirituelles) Wiedererinnern ein und kulminiert in der Akzetanz der eigenen Autonomie gepaart mit einer lebensverändernden Ergriffenheit. Der "Papa" spielt eine wichtige Rolle, sei es als echter Vater, sei es als Metapher. Das Wesen des Wassers wird letztlich wieder aufgegriffen und harmonisiert die Sintflut in eine progressive, wachstumsfördernde Richtung.
Es bleibt auch für mich die Frage offen , ob die Selbstheilung als "Chirurgischer Eingriff" vielleicht doch eines spirituellen Agens bedarf, der sie "in Gang setzt und begleitet", wie der Chirurg die operation.
mes compliments
Dio