Regen

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Andri Vento

Mitglied
Noch bevor ich heut erwachte
noch nichts erkannte oder erdachte
fühlt ich ein Klimpern feine Netze weben
leise prickelnd klingt sein Eigenleben

Es ist Geräusch und doch völlig still
ich fühle, dass ich nichts muss, oder will
Eine tiefe Ruhe und sanftes Gleiten
in den Halbschlaf, in dämmrige Weiten

Erahne wie alle Pläne zerrinnen
es endet glücklich alles Sinnen
erträume die Erde seit Äonen
und selige Wesen die hier wohnen
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Andri,

eine rein formelle Sache:
Lies dir dein Gedicht einmal laut vor und du wirst merken, dass es ganz gewaltig holpert.

Liebe Grüße
Manfred
 

molly

Mitglied
Hallo Andri,

Dein Text in Jamben, wie fändest Du das?

Bevor ich heute noch erwachte
und nichts erkannte oder dachte
fühlt ich ein Klimpern Netze weben
so leise klang sein Eigenleben.

Ohne Gewähr;)

Viele Grüße

molly
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nein nein, nicht doch!

Es mag ja ein Gesetz geben, das verlangt: Gereimtes muß von Zweibeinern abgeschritten werden können. Es soll ja auch Engels geben, die einen Hegel vom Geistkopf auf die Marschfüße stellen wollen.

Aber näherliegend als die Auflösung der Reime in Libers freiere Verse liegt doch gewiß einfach die Auflockerung der Metrik.

grusz, hansz
 

Walther

Mitglied
Nein nein, nicht doch!

Es mag ja ein Gesetz geben, das verlangt: Gereimtes muß von Zweibeinern abgeschritten werden können. Es soll ja auch Engels geben, die einen Hegel vom Geistkopf auf die Marschfüße stellen wollen.

Aber näherliegend als die Auflösung der Reime in Libers freiere Verse liegt doch gewiß einfach die Auflockerung der Metrik.

grusz, hansz
Hi Hansz,
metren muß man nicht auf zwei abschneiden. da wären die anderen metren und z.b. der knittel, dem vier hebungen genügten. leider klappt keiner der angebotenen varianten.
formlyrik, du weißt das sehr gut, schafft erwartungen, die man erfüllen sollte, es sei denn, man kann so souverän darüber hinweggehen wie du (oder Rilke, um einen altvorderen zu bemühen, der aber in einer anderen liga spielt als wir). also: erstmal das handwerk draufhaben. und dann darrüberhinausgehen.
hier paßte vm style her der vers libre nicht.
bleib gesund, mein lieber!
hg W.
 

Andri Vento

Mitglied
Vielen Dank für eure Kommentare!
Tatsächlich gefällt mir Mollys Variante sehr gut (danke für deine Mühe!!), aber ich störte mich etwas am nachgestellten "noch" in der ersten Zeile das klingt leicht unpassend, metrisch ist es gewiss besser. Generell zum Metrum und der Diskussion, ja sicherlich fehlt es mir da an Technik und Gehör und ich sollte daran arbeiten. Auf der anderen Seite erlebe ich oft das meine Gedichte bei dem Bemühen darum, ihren klaren Satzbau und ihre Einfachheit verlieren und letztlich (zumindest für mich) in der Qualität abfallen. So gesehen stell ich das Handwerk frech hinten an und lerne nicht von der Pike auf.
Was mir bei der ersten Strophe zunehmend selbst missfiel war das Wort klimpern, das irgendwie unschön ist. Ich würde die erste Strophe jetzt so schreiben:

Noch bevor ich heut erwachte
noch nichts erkannte oder dachte
fühlt ich es feine Netze weben
leise prickelnd klingt sein Eigenleben

Hansz vielen dank für deine freundliche Bewertung!

Andri
 



 
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