Regensonett

anbas

Mitglied
Regensonett

Es ist, als ob der Regen zu mir spricht
In dieser sternenlosen Sommernacht
Bin ich aus meinen Träumen aufgewacht
Sein Tropfenprasseln klingt wie ein Gedicht

Es ist, als ob mein Herz genau versteht
Was mir der Regen heute Nacht erzählt
Geheimnisvolle Verse ausgewählt
Vom Wind, der Tropfen an mein Fenster weht

Dann bricht durch Wolken sacht der Mondenschein
Mit seiner eignen sanften Poesie
Der Schlaf fängt mich mit Träumen wieder ein

Bald singt der Morgen seine Melodie
Und führt mich an den neuen Tag heran
Der Zauber jener Nacht hält aber an
 

Walther

Mitglied
hallo anbas,

rein formal ist das gedicht wohlgeraten. das ist angesichts deiner sicherheit in der metrik auch fast zu erwarten gewesen. :)

mir fehlt ein wenig das dialogische im text. letztlich schilderst du einen ablauf einer vom regenprasseln unterbrochenen nacht. es fehlt der gegensatz der ersten beiden quartette und auch die moral von der geschicht im letzten terzett. also: formal ein sonett, aber inhaltlich noch verbesserungsfähig.

ich hoffe, dir damit helfen zu können!

lg w.
 

anbas

Mitglied
Lieber Walther,

Du hast mir damit sehr geholfen :). Bisher war mir nicht klar gewesen, dass ein Sonett auch etwas dialogisches und eine moralische Aussage haben muss.

Ich habe mich bei diesem Sonett sehr auf die Stimmung konzentriert, die ich transportieren bzw. erzeugen möchte. Dass dies nicht vorrangig das Ziel eines Sonetts ist, war mir - wie schon gesagt - bisher nicht klar gewesen.

Vielen Dank dafür - auch wenn mich Deine Antwort in meiner Selbsteinschätzung etwas zurückwirft :D. Aber wenigstens passt der formale Teil schon mal ...;)

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
moin anbas,

ersetze die moral mal lieber durch synthese oder quintessenz. das dialogische darf auch ein innen/außen-gegensatz sein. so entstehen die naturgedichte z.b. bei von platen.

gerne helfe ich dir weiter. bei dir fällt "kritik" ja auch auf fruchtbaren boden. ;)

lg w.
 

James Blond

Mitglied
Hmm,

ich teile Walthers Kritik überhaupt nicht. Auch der Inhalt passt hier sehr gut zum Sonett, denn es wird ein Gedanke und ein Bild im Sinne von These, Antithese und Synthese weitergeführt:

In Q1 íst der Regen das Subjekt. Er weckt das Lyrich und spricht zu ihm.

In Q2 wird das LyrIch zum Subjekt: Es lauscht dem erzählenden Regen.

In T1 wird das Spiel von anderer Seite beendet. Der Schlaf übernimmt wieder die Regie.

In T2 wird wiederum der Schlaf von etwas Neuem abgelöst und zugleich zeigt sich nun die Wirkung der Regenverse. Das ist Synthese.

Besser lässt sich ein Sonett kaum mit adäquatem Inhalt füllen!

Abgesehen davon ärgert mich dieses Festbeißen an einer vermeintlichen Schwäche, weil es eine grassierende Kommentierungsseuche ist.
"Dein Text ist ja ganz gut, (bzw. nicht übel) aber an der Stelle hätte (k)ein Punkt hingehört." Danach konzentriert sich alles weitere nur auf diesen Punkt. :(

Ich glaube aber nicht, dass man auf diese Weise Texten gerecht werden kann und möchte auf das Lyrische hinweisen, das hier exemplarisch aufleuchtet und immer dort entsteht, wo Natur- mit innerem Erleben zusammenfallen. Hier werden Morgen, Regen und Mondenschein nicht nur bedichtet, sie werden selbst zu Dichtern, die das LyrIch mit ihren Versen bereichern.

Welch schönes Bild! Mehr davon!

LG JB
 

Walther

Mitglied
lb. james,

deine ansicht sei dir unbenommen. die welt ist offen und frei. der regen fällt überall.

lg w.
 

Walther

Mitglied
yo,

dear james,

ich bin immer großmütig. je stärker einer meint, auf den quark prügeln zu müssen, um so großmütiger bin ich. :D

greetz w.
 

anbas

Mitglied
Hallo JB,

über Deine Rückmeldung habe ich mich sehr gefreut, und zwar aus zwei Gründen:

1. Weil sie so durchweg positiv ist und auch ehrlich rüber kommt - was will man als Autor mehr :D.

2. Weil sie den Text aus einem anderen Blickwinkel betrachtet als Walther. Für mich ist das aber kein Gegensatz sondern eine Ergänzung.

Ich bin daher Walther und Dir sehr dankbar für Eure Rückmeldungen. Noch sehe ich mich als Sonettschreiberanfänger (besonders im Gegensatz zu Walther, der wohl in Kürze sein fünfundzwanzigtausendstes Sonett schreiben wird :D ;)), und da sind für mich die unterschiedlichen Aspekte, unter denen man ein Sonett betrachten kann, besonders wichtig - auch, um einen eigenen Stil, einen eigenen Standpunkt finden zu können. Mal sehen, wohin diesbezüglich meine Reise noch gehen wird ...

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
lb anbas,

du bist ein superdichter, so sehe ich das, und das sonett bekommst du in kürze super hin, da bin ich fest überzeugt.

lg w.
 



 
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