Reich

Der schlammige Badesee
gaukelte uns das Meer
Kein Plan wischte
die Sonne vom Himmel
nur ich die Tropfen
von deiner weichen Haut

Die letzten Krümel Tabak
machten die Runde
dazu ein Schluck
vom billigsten Wein

So reich war ich
nie wieder

lieber manfred,
warum eigentlich nicht. was ist unterwegs passiert, dass wir so arm geworden sind.
gefällt mir sehr gut.
liebe grüße
charlotte

Batavia? Lambrusco? Keine Pläne zu haben, am Seemeer mit Sonne ... das Genügende.

Die Ambivalenz von Reich passt.

Sehr schön eingefangen!

Rudi

Deine Zeilen lassen meine Gedanken wunderbar zurückgleiten.
Wer kennt sie nicht, die Zeit in der wir einfach nur mit uns beschäftigt waren.
Nicht mit dem Smartphone.
Auch wenn nicht alles besser war, es war für manche - mich eingeschlossen - einfacher,
mit weniger zufrieden zu sein als heute.

Charlotte hat es schön aufgefangen;
"was ist unterwegs passiert, dass wir so arm geworden sind".

Mir gefällt dein Gedicht sehr, Manfred.

Liebe Grüße in den Sonntag
Trist

Hallo!

Ich danke euch für eure Gedanken und Wertungen.
Ja, was ist passiert? ich kann es nicht sagen, aber ich denke, dass ich mir innen diesen Reichtum bewahrt habe.

Rudi: Es war Drum oder Bison und ein Flasche Lambrusco.

Liebe Grüße
MAnfred

.... Javaanse Jongens und Stierblut/Amselfelder/andere Sorte mit dem für Roten entlarvenden Hinweis "aus verschiedenen Weinen der EG, kann auch gekühlt getrunken werden". Hat ein paar zwiespältige Erinnerungen in mir ausgelöst, schön... weil wir wunderbare Momente erleben durften, traurig, weil die Zeiten und einige der damit verbundenen Menschen unwiederbringlich verloren sind. Aber für diese Art Gedanken sind Sonntagvormittage im April ja vielleicht gemacht worden. Danke Dir, lGS

Franke schrieb:

Kein Plan wischte uns
die Sonne vom Himmel

Zum Vergrößern anklicken....

Das Strahlen unbeschwerter Tage, das einen im Inneren wärmt, lese ich hier, lieber Manfred.

Schön, wenn man sich das bewahren und darauf zurückgreifen kann! Da steht man glücksbilanzmäßig immer auf der richtigen Seite.
Das kleine Glück in seiner Größe wundervoll verdichtet! Sehr gerne gelesen.

Ich kann gut verstehen, dass der Geruch des schlammigen Badesees sich in die Erinnerung eingepflanzt hat.

LG,
Claudia

Hallo Claudia,

vielen Dank für die schöne Anmerkung zu meinem Gedicht.
Ja, es sind vor allem die Gerüche, die uns erhalten bleiben.

Ich habe jetzt im Nachgang noch ein überflüssiges "uns" aus dem Gedicht gestrichen.

Liebe Grüße
Manfred

Hm, wenn es die Gerüche waren - welche ?
Die Gerüche vom billigen Wein, von der Haut - oder die - besonders einprägsamen - vom "Tabak", der damals "die Runde" machte ... ?

Lieben Gruß
Scal

Hallo Scal,

es waren nicht unbedingt nur die Gerüche, sondern insgesamt die Leichtigkeit, die wir damals gelebt haben.
Das wollte ich in meinem Gedicht zum Ausdruck bringen.

Liebe Grüße
Manfred

Das ist wirklich ein sehr fein gesponnenes Momentum. Und Du hast recht, es ist ja da in uns.
Wir werden nicht unbedingt 'ärmer', nur weiter entfernt von dem Selbst, das wir mal waren.
Selbst, wenn wir so sehr bei uns sind, wie zum Beispiel in der Natur, können wir nicht daselbe fühlen wie damals. Es bleibt eine Reminiszenz.
Aber das Heraufbeschwören sorgt vielleicht für einen Plan, wieder einmal für sorglose Momente zu sorgen.
Sehr gerne gelesen!
Liebe Grüße
Petra

Hallo Petra,

danke für deinen schönen Kommentar. Ich habe noch Kontakt zu einigen Leuten aus dieser Zeit und wir tun unser Bestes.

Liebe Grüße
Manfred

Hallo Franke,

du scheinst lange nichts geschrieben zu haben, da muss ich also ein bisschen graben und finde direkt einen Schatz. Ein Gedicht, dass mit jeder Zeile besser wird und am Ende eine Melancholie zu bieten hat, die ich so schon eine ganze Weile nicht mehr in einem Gedicht gefunden habe. Großartig!

Allein, dass du das Wort gaukeln ohne das dazugehörige vor benutzt hast, wundert mich etwas. Ich kann es beim Lesen zwar ertragen, aber ein bisschen stolpere ich dann doch darüber.

Aber das soll die Qualität deines Textes nicht schmälern!

Liebe Grüße
Frodomir

Hallo Frodomir,

danke, dass du ausgerechnet dieses Gedicht ausgegraben hast.
Ja, ich schreibe im Moment nicht mehr. Nach diesem Gedicht hatte ich das Gefühl, dass nun endlich alles gesagt ist.

Liebe Grüße
Manfred