Reim oder Nichtreim

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James Blond

Mitglied
Reim oder Nichtreim –
Das ist oft die Plage:
Ob's edleres Geblüt,

Stolz sich mit Daktylen
In die Lyrik einzuwühlen
Oder doch mit freien Phrasen
Über sie hinwegzurasen?

Stammeln, schwafeln, nur nichts weiter
Und zu hoffen, dass es heiter
Bis zur letzten Strophe geht,
Dass ein Vers sie endet spät,

Uns erlöst aus dem Zuviel –
Dies zu wünschen bliebe Ziel!
Träumen, dichten, ewig schweigen,
Allem Irdischen entsteigen,

Wenn es nur Gewissheit gäbe,
Dass der Geist dann höher strebe,
Spät befreit vom Joch des Lebens –

Oder ob man hofft vergebens
Auf ein unentdecktes Land,
Das erblüht im Ruhestand?

Feige tragen wir noch Kübel,
Abgefüllt aus altem Übel,
Grübelnd ins Gesichterziehen,
Statt aus dem Gedicht zu fliehen.
 

Ubertas

Mitglied
Lieber James,
sehr schön, wie sich von Reimes Plage jemand mal nach unten wage.
Ich habe ja viele Eindrücke zu deinem Gedicht - durchwegs positive:)
Sehr gut gefällt mir (sowieso alles!!!):

Stammeln, schwafeln, nur nichts weiter
Und zu hoffen, dass es heiter
Bis zur letzten Strophe geht,
Dass ein Vers sie endet spät,
Da sehe ich schon die Inschriftenverfasser mit schlichtem Goldton einritzen:
Hier ruhet in Frieden zwischen... samt FersFüßen begraben, Dichter "XY".
Mögen ihn die Reime hinauftragen!

Doch Petrus war schon immer experimentell aufgestellt und verfasste den Vierzeiler:
All die mit den Übel-Kübeln,
die himmelwärts im Kübeln grübeln,
die sich stammelnd umerziehen,
nachts sich neue Kerzen ziehen,
statt bei Zeile Vier verweilen,
stets bedächtig Himmel teilen,
ob sie zählen oder nicht:
steht niemals nicht
weder hier noch im Gedicht.
Bewundernde und ernst gemeinte liebe Grüße, ubertas.
 

James Blond

Mitglied
Liebe ubertas,

wie schön, dass es dich unter meinen Versen zum Reimen reizt! :)
Habe ich das auch verdient? Sicher nicht. Es ist ja selbst nur eine persiflierende Replik auf unseren Dichterurgroßvater August Wilhelm von Schlegel.

Hier ist es still geworden.
Denn es ist Herbst und man schaut mit den Winden nach den bunten Blättern.
Aber im November wird es ruhiger und der Blick richtet sich auf polierten schwarzen Granit mit goldenen Lettern darauf. Dort ist dann der Platz für manch lapidare Auskunft. Der Rest ist Schweigen.

Liebe Grüße
JB
 

Ubertas

Mitglied
Lieber James,
ich zitiere:
Habe ich das auch verdient? Sicher nicht. Es ist ja selbst nur eine persiflierende Replik auf unseren Dichterurgroßvater August Wilhelm von Schlegel.
Aber freilich hast du das verdient, vielleicht nicht mein Reimkompott:))). Aber auf deine nachfolgenden Zeilen:
Hier ist es still geworden.
Denn es ist Herbst und man schaut mit den Winden nach den bunten Blättern.
Aber im November wird es ruhiger und der Blick richtet sich auf polierten schwarzen Granit mit goldenen Lettern darauf. Dort ist dann der Platz für manch lapidare Auskunft. Der Rest ist Schweigen.
(so ist es!)
will ich mit einem Gedicht antworten. Hämmere es gleich in die Tastatur oder besser gesagt klopfe es sanft auf den Monitor.
You will find:) it soon im leselupenmoon
Liebe Grüße zurück, ubertas
 



 
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