Reinkarnation

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Klaus K.

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Reinkarnation

Verflixter Mist! Jetzt sitze ich hier an diesem verdammten Teich, als Frosch! Der elende Herzinfarkt hatte mich schlagartig aus dem Leben gerissen, und das war es dann für mich gewesen. Jahre vorher war ich aus der Kirche ausgetreten und hatte mich mal kurzzeitig mit anderen Religionen beschäftigt, vornehmlich dem Buddhismus.
Wiedergeburt also, nicht uninteressant. Entweder steigt man auf in höhere Sphären, wird Bundeskanzler oder so etwas, oder aber man steigt ab, bis herunter zur Amöbe. Je nach individueller Leistung und Vorgeschichte im vergangenen Leben. Ich war damals in guter, ja in bester Hoffnung auf höchste Weihen, denn ich hatte mir nie etwas zuschulden kommen lassen, war immer in jeder Hinsicht brav gewesen und geblieben. Und nun so etwas! Wiedergeburt als Frosch, bei vollem Verstand. Ohne Sprachvermögen allerdings, und an die Nahrungsaufnahme mit meiner jetzt klebrigen Zunge musste ich mich auch erst einmal gewöhnen. Dazu keine Freunde, keine gleichermaßen Betroffenen, eine elende singuläre Existenz am Rande eines Teiches, das alles bei klarem Verstand, dem jetzt eher für mich brutalen Relikt aus meiner harmlosen Vergangenheit. Kann man sich das vorstellen, kann man das nachempfinden? Religion ist daher grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen, so mein persönliches Fazit.

Reinkarnation verkehrt, sozusagen. Aber eine Beschwerdestelle gab es nicht. Was hatte ich also falsch gemacht, dass mich das Schicksal derart hart traf?
Mir fiel nichts ein, woran es bei mir gelegen haben könnte. Moment...aber das kann doch nicht sein! Noch einen Moment bitte, erst diese fette Fliege dort auf dem Seerosenblatt, ich hatte länger nichts gegessen. Zack, schnapp, runter damit. So, jetzt bin ich bereit.
Meine nett formulierten bitterbösen Beschwerdebriefe an unsere sogenannten Qualitätsmedien! Etwas anderes kam nicht infrage! Diese Vorabend-Quizsendungen, dieser "Moderator" mit seinen zwei "Teamkapitänen". Das hatte mich aufgeregt, wenn dieser verhinderte Massenbeglücker vom "Bildungsauftrag" seiner ihm soeben anvertrauten Verblödungsmaschine faselte! Er, gerade er!
Ein geschniegelter, hölzerner Typ, ein Emporkömmling. Ohne Geist, ohne Charme, mit äußerst bescheidenem Bildungshintergrund. Die zu beantwortenden Fragen wurden von ihm vorgelesen. Und er schaffte es tatsächlich zum wiederholten Mal innerhalb weniger Monate, den "Marianengraben" deutlichst als "Mariannengraben" zu bezeichnen. Alle "Mariannen" hat er damit sicher glücklich gemacht. Er selber weiß offensichtlich nicht, wo sich die tiefste Stelle aller Ozeane überhaupt geografisch befindet. Soviel zum Bildungsauftrag. Nicht einmal seine depperte Redaktion hat ihn bereits beim ersten Versuch eines Ausflugs in die grundlegende Allgemeinbildung danach korrigieren können. Wen wundert das? Qualitätsmedien eben. So wurde der eitle Geck also leicht mehrfacher Wiederholungstäter, für mich bedeutete das ein Verbrechen am Zuschauer. Verblödung, öffentlich-rechtlich garantiert. Das gebündelte Unvermögen macht mal wieder Programm. Pech gehabt, Marianne!

Dann sein Gang auf das Eis. "Im Jahre 374 vor Christi wurde..." von ihm, ebenfalls mehrfach wiederholt. Mit extra langem, betonten "i", einem falschen Genitiv par excellence! Mehrfach! Wenn er doch wenigstens danach sprachlich noch "Geburt" an "Christi" angehängt hätte, dann hätte er als völlig blindes Huhn versehentlich mal ein Korn gefunden und Menschen wie mir viel erspart. Und nicht nur mir, denn die Anzahl der zu lesenden kopfschüttelnden Kommentare spricht inzwischen Bände. Ein schwacher Trost, aber immerhin.

Er begreift es nicht, er hat es nie begriffen. Er kann es nicht. Das Standardwerk für alle nur halbgebildeten Moderatoren "Mit dem Dativ auf Du und Du" hätte ihm danach zumindest geholfen. Aber das Buch stand nicht mehr in der Redaktion zur Verfügung, der Intendant persönlich hatte es für seine eigene Laudatio zur erfolgreichen Gebührenerhöhung sicherheitshalber ausgeliehen. Ohne dieses bedruckte Papier wusste natürlich auch keiner seiner hochbezahlten redaktionellen Helden um was es überhaupt ging. Denn wenn man halt nicht weiß womit man die kleinen elektronischen Helferlein füttern soll, wenn also die Sucheingabe bereits am eigenen Defizit scheitert, dann ist man fast immer bei den sogenannten Medienschaffenden gelandet.
Ich könnte jetzt mit diesem Moderatoren-Verschnitt (der grundsätzlich seine erwachsenen Zuschauer auch niveaulos und arrogant persönlich duzt) stundenlang weitermachen, erspare mir das aber. Dieser dubiose Knilch ist in jeder Hinsicht völlig überbewertet.- Meine Mails dazu blieben übrigens immer unbeantwortet.
Und über die anderen Protagonisten in dieser Sendung breitet man am besten den bereits oft bemühten Schleier der Barmherzigkeit. Ein in jeder nur denkbaren Hinsicht harmloser Dicker ohne Bildungsfundament, ein Kleiner mit einer eher "Hurra, ich weiß vielleicht doch was" Dauer-Attitüde.
Da schreibt man halt mal wieder an die Verantwortlichen, diesmal nett und höflich, denn Veränderung täte dringend Not. Die Folge? Keine Antwort.

"Einschaltquote, produziert von Pfeifen, auch für Doofe!" Folgenlos? Nein, Herzinfarkt, dann Reinkarnation - als Frosch!
Und jetzt? Was ist das, was höre ich? Fremde Stimmen!
"Cuisses de grenouilles? Mais oui!"
Wo bin ich eigentlich? In Frankreich? Und wieso Froschschenkel?
Aber das Fangnetz war schon über mir, ade, du schräge Welt, demnächst also dann als Amöbe ...
 
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Klaus K.

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Die ursprüngliche Version wurde heute etwas "entschärft". Man muß diese Sendung aber überhaupt nicht kennen, die Fakten sprechen für sich und sind ohne weiteres anderweitig adaptierbar. Demnächst schreiben wir dann alle "Niveau" auch nur noch nach Gehör, mit einem satten "O". Geht doch!
 
Idee gut und Ausführung schon amüsant zu lesen, Klaus K.. Nur insgesamt ist es im Mittelteil für mein Gefühl ein wenig zu breit und ernsthaft geraten. Humor und Satire vertragen nur eine gewisse Dosis Lamentieren, wenn der Angriff souverän wirken soll.

Freundlich
 
Hallo Klaus,
Die "Froschfresser" als unrühmlicges Ende? :)
Mais ... d'outre fin comme rois grenouilles?
une horrible grenouille qui lui disait : « Je te ramènerai ta boule d'or, si tu promets de m'emmener avec toi au château, de jouer avec moi et de vivre avec moi. » La princesse lui donna sa parole et la grenouille sauta dans le puits. Elle remonta bientôt et jeta dans l'herbe la boule d'or.
Es gibt auch verträgliche Reinkarnationen für einen Frosch, vom Butterfass ganz zu schweigen, obwohl mit Knoblauch und Olivenöl.....
Gern reingelesen.
Beislgrüße
 
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Klaus K.

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Arno,

den Verlust von eventueller Souveränität nehme ich hierbei gerne in Kauf. Möglichst konkret, das war hier die kompensierende Devise!
Mit bestem Gruß und vielen Dank, Klaus
 

Klaus K.

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Hans,

wir waren kürzlich mal wieder in Colmar, nur wegen der Schnecken und Frösche. "Rois grenouilles" gab es da aber nicht, nur Touristen!
Gruß + Dank, Klaus
 

Klaus K.

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Onivido,

und ich wundere mich die ganze Zeit, was diese dunkle Limousine mit den zwei Typen drin seit Tagen vor dem Haus bei uns zu suchen hat!
Wie immer mit Dank und bestem Gruß, Klaus
 

petrasmiles

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Sehr gerne gelesen und amüsiert :). Arno hat natürlich recht, aber mir fiel das gar nicht auf, weil ich so mitgelitten habe - und heimlich noch auf einen Hinweis auf die misslungene Inkarnationsstufe gewartet habe :) Vielleicht geht es ja gar nicht nach unten, sondern nach oben - also Bundeskanzler ...

Liebe Grüße
Petra
 

Hagen

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Hallo geschätzter Klaus,
Ja, ja, irgendwas muss dran sein an dem Ding mit der Reinkarnation!
Freue Dich, dass Du nicht in der menschlichen Darmflora gelandet bist, denn die Darmflora von erwachsenen Menschen zeichnet sich durch eine Vielzahl von verschiedenen Bakteriengattungen aus. Bei einem gesunden Erwachsenen mittleren Alters besteht dieses Ökosystem aus hauptsächlich anaeroben Bakterien mit einer Gesamtzahl von 10 bis 100 Billionen!
Demnach muss die Seelensubstanz erhalten und wiederverwertet werden, die Seelen werden sozusagen recycelt. Demgegenüber steht die christliche Theorie von der ständigen Erschaffung angeblich unsterblicher Seelen seit Anbeginn dieser Welt. Das bedeutet eine ungeheure Anhäufung von Seelen! Mir wurde etwas schwindelig bei dem Gedanken daran, es mal nachzurechnen. Als gewohnt pragmatischer Denker konnte ich nicht anders, die Seelen mussten in irgendeiner Form recycelt werden, oder in einem schwarzen Loch verschwinden ...

Nun denn, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert und stets heiteren Gemütes!
Sei stets von reiner Seele, lüge niemals oder erzähle dreckige Witze!
Dann wird es beim nächsten Mal sicher etwas positiver werden; - nicht gerade zum Bundeskanzler aber immerhin zum Schlachthofarbeiter … vorausgesetzt Du kannst kein Blut sehen …

Herzlichst
Yours Hagen
_________________________________
Merke: Egal was schief geht; - tue stets so als wäre es Absicht!
 

Klaus K.

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Petra,

...merci! Bundeskanzler? Ich??? Keine vier Wochen, und der ganze Laden wäre aufgeräumt! Mit dankendem Gruß für das Vertrauen, Klaus
 

Klaus K.

Mitglied
Hagen,
deine präzisen Ausführungen sind wie immer beeindruckend! Sorry, bin in Eile, die holde Weiblichkeit hat mir eine Auftragsliste verordnet, so einen Blödsinn gab es in meinem ersten Leben vor 6287 Jahren in unserer Höhle noch nicht! Mit daher zähneknirschendem Gruß, Klaus
 



 
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