Resignation

aliceg

Mitglied
Resignation

Die Menschen wollen alle glücklich sein,
ein Wunsch so einfach und doch kompliziert,
seine Erfüllung ist nicht vorgesehen, nein,
willst du erzwingen, was dir nicht gebührt?
Willst du die Ewigkeit schon hier auf Erden
so wie einst Faust: 'Verweile doch, du bist so schön'?
Dann wirst du auch nicht ewig glücklich werden,
denn schöne Augenblicke sind nicht ewig schön.

-ag
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Interessant, Aliceg, erwägenswert:

Die Menschen wollen alle glücklich sein,
ein Wunsch so einfach und doch kompliziert,
"einfach" meinst Du gewiß im Anspruch, aber zugleich "kompliziert" in der Erfüllung, da die an Bedingungen gebunden ist. Das Glücklichseinwollen ist frei, kann sich schöpferisch ausformen, kann sich in Taten stürzen. Das hat eine einfache Seite im Glücksgefühl, aber gerade die Tatenseite des Glücklichseinwollens nimmt sich gern Schwieriges vor, Aufgaben, Leistungen. Wo irgendeine Persönlichkeit sich die individuellen Aufgaben selber stellt, Eigenes leistet, ist die Täterinnenkraft frei.

seine Erfüllung ist nicht vorgesehen, nein,
willst du erzwingen, was dir nicht gebührt?
Das ist die Art von Glücklichseinwollen, die sich nicht in schöpferisches Handeln umsetzt: Sie wartet auf Vorsehung. Sie will etwas "erzwingen"? Also von anderen stehlen, was sie selbst nicht verwirklichen will? Ganz schön blöd.

Willst du die Ewigkeit schon hier auf Erden
so wie einst Faust: 'Verweile doch, du bist so schön'?
Als Verewigung des Augenblicks habe ich das noch nicht gesehen, nur als gestreckte Dauer. Aber Du hast recht: Faust will ewige Dauer dessen, was er erlebt. Die hat als öde Zeitstrecke natürlich keinen Sinn. Es wird sinnvoll, wenn der unendliche Wert des Augenblicks erkannt wird. Er ist so schön, daß er sich dem Himmel einschreibt, dem Intelligenzgefüge der Deussive Natura. Der menschenfreisetzenden Resignation.

Kunstwerke sollten diese in den Himmel geschriebene Schönheit haben.
Gedichte selbstverständlich, sprachvermittelte ewige Bedeutung der Verse. Bei Musik versteht es sich von selbst, sie ist unmittelbare Bedeutung.

Dann wirst du auch nicht ewig glücklich werden,
denn schöne Augenblicke sind nicht ewig schön.
Doch, sind sie. Sie können jederzeit wieder aufgerufen werden, aus der ewigen Schatztruhe der Dichtung.
Verrückterweise zeigt sich das Ewige in der Schönheit in seiner Originalität, seiner Frische, Neuartigkeit, Überraschung und Informationstiefe. Das noch nie Gesagte, das bis zu dem Offenbarungsmoment Unaussprechbare, Unerhörte zu hören, zu sagen, zu singen.

grusz, hansz
 

aliceg

Mitglied
hallo Hansz,
Danke fürs Lesen, interessant, was alles du zwischen den Zeilen zu lesen vermagst. Mal abgesehen davon, dass Glücklichsein für Jeden u.a. 'körperlich und auch seelisch Wohlfühlen' bedeutet (einfach), aber bei Jedem unterschiedlich ausgelöst wird, bei Manchem sogar auf dem Rücken anderer (kompliziert).
Das mit der nicht ewigen Dauer glücklicher Momente (außer in vorgestellter Wiederholung) habe ich auch bei Goethe entliehen: Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von schönen Tagen!

lg alice
 

Arianne

Mitglied
Schönen Tag, aliceg!

Ein interessantes Thema hast Du gewählt.

Es wird nur auf mich zutreffen, aber von den darin vorkommenden Aussagen bezweifle ich diese:
'seine Erfüllung ist nicht vorgesehen, nein'
Mondnein schrieb bereits
Das ist die Art von Glücklichseinwollen, die sich nicht in schöpferisches Handeln umsetzt: Sie wartet auf Vorsehung. Sie will etwas "erzwingen"? Also von anderen stehlen, was sie selbst nicht verwirklichen will? Ganz schön blöd.
Das unterstreiche ich und füge mit anderen – meinen Worten – hinzu, dass ich Annahmen von Schicksal oder Vorsehung stets widerspreche, da Ereignisse nichts als anderes als Resultate etlicher physikalischer Prozesse und ihrer Verkettungen sind, somit absolut keine vorbestimmen Vorkommnisse.
Weiters füge ich hinzu: Nur die Ewigkeit ist ewig, da sie alles je Gewesene beinhaltet und alles Kommende beinhalten wird.

Gruß
Arianne
 

aliceg

Mitglied
Schönen Tag, Arianne,

schwieriges Thema, ich weiß, wahrscheinlich gibt es so viele Stellungnahmen wie Leser.
Aber schön, dass du dich damit auseinandersetzt
lg aliceg
 

Arianne

Mitglied
Eine Selbstverständlichkeit, liebe(r) Aliceg, mich damit zu beschäftigen. Alleine schon die Annahme, es gäbe Vorbestimmung, erweckt in mir Widerstand. Doch habe ich schon längst resigniert, da Argumentationen vielerorts zu mühselig wären.
 



 
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