Rhetorischer Husten

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Plejadus

Mitglied
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"Sie haben gehustet."
"Nein, habe ich nicht."
"Natürlich haben sie gehustet, ich hab's doch gehört."
"Was immer Sie gehört haben, mich husten jedenfalls nicht."
"Also, ich bitte Sie, ich stehe hier genau neben Ihnen, Sie husten, ich bemerke es und sage es Ihnen ..."
"Hätte ich tatsächlich gehustet, was keineswegs der Fall ist, so wäre es reichlich überflüssig gewesen, mich darauf hinzuweisen. Nun, da ich jedoch nicht gehustet habe, könnte es der Einfachheitshalberkeit vielleicht dahingehend abgekürzt werden, sich nicht weiter darüber auszutauschen."
"Ich bleibe dabei."
"Sie bleiben wobei?"
"Dass ich Sie husten hörte."
"Spricht nicht gerade für Flexibilität innerhalb ihres Mindsets."
"Sich jetzt mit spitzfindigen Beleidigungen heraus zu retten, spricht nicht gerade für Souveränität, sondern eher dafür, dass ich recht habe."
"Hören Sie, was ja offenbar nicht gerade Ihre Stärke ist, halten Sie sich doch einfach an die Fakten. Die Fakten sind: A: Ich habe nicht gehustet. B: Wenn ich huste, huste ich. C: Huste ich nicht, huste ich nicht. "
"Ich sehe keine Fakten, nur den einen Fakt: dass Sie mich anlügen!"
"Sie unterscheiden sich kaum von denen, die kennzeichnet, dass, wenn jemand etwas nicht tut, diese denjenigen sofort der Lüge bezichtigen, etwas zu verheimlichen. Eine überaus perfide Strategie, deren einziger Vorteil ist, scheitern zu müssen."
"Jetzt garnieren Sie Ihre mangelnde Souveränität auch noch mit Selbstmitleid. Ein ganz schwaches Bild, nur von Ihrem Hustenanfall verzerrt, psychisch bedingt, wenn Sie mich fragen ..."
"Hustenanfall? Lächerlich! Das ist ungefähr so, als würden Sie mich bezichtigen, ich hätte geraucht, obwohl ich nicht geraucht habe, nur, um im Verlauf plötzlich und hinterhältig anzumerken, ich hätte soeben wie eine Fackel gebrannt! Sie entlarven sich mit jedem weiteren Wort, ohne es wahrzunehmen."
"Sie sind Raucher? Das erklärt ja so einiges. Keine weiteren Fragen."
"Nein, bin ich nicht, war ich nie, werde ich nie sein."
"Und warum unterdrücken Sie dann Ihren Husten?"
"Ich unterdrücke gar nichts."
"Sehen Sie, und genau das habe ich gehört."






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Marker

Mitglied
Das ist erheiternd + und spitzfindig + hat mich gut unterhalten. Bisschen mit Loriot-Humor durchzogen.
Huestel und LG, Marker
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
Hallo Plejadus

Ein richtig guter Text.

Hätte ich tatsächlich gehustet, was keineswegs der Fall ist, so wäre es reichlich überflüssig gewesen, mich darauf hinzuweisen. Nun, da ich jedoch nicht gehustet habe, könnte es der Einfachheitshalberkeit vielleicht dahingehend abgekürzt werden, sich nicht weiter darüber auszutauschen
Diese Stelle gefällt mie vielleicht am besten. Das ist schön kafkaesk in seiner Redeart und Argumentation.

Und warum unterdrücken Sie dann Ihren Husten?"
"Ich unterdrücke gar nichts."
"Sehen Sie, und genau das habe ich gehört."
Das Ende ist nicht eindeutig genug. Diese Wendung sollte stärker hervorgehoben werden!

Hören Sie, was ja offenbar nicht gerade Ihre Stärke ist, halten Sie sich doch einfach an die Fakten. Die Fakten sind: A: Ich habe nicht gehustet. B: Wenn ich huste, huste ich. C: Huste ich nicht, huste ich nicht. "
Diese Passage ist dir nicht so gut gelungen. Ich wünsche mir hier weniger Fachlichkeit und Ordnung - unrealistisch.

LG,
Peter

PS: das Beispiel mit dem Rauchen kommt ganz aus dem Nichts, unerwartet, vielleicht ist das schlecht.
Länger würde ich mir den Text auf keinen Fall wünschen. An einem gewissen Punkt bin ich schon gedanklich abgeschweift. Schau dir dir drei von mir hervorgehobenen Stellen nochmal an und sag mir ob du noch mehr Feedback willst.

Es ist die Grundidee die dieses Werk hervorhebt - Die auseinandergezogene Diskussion über eine scheinbare Banalität.
 

Plejadus

Mitglied
Hi Marker,

erstmal beste Genesungswünsche nebst Dank fürs Sich-Reinpfeiffen und das Lob.
Loriotisch - das kommt wohl durchaus hin, wenngleich ich mir keinen konkreten VvB-
Text zur Vorlage herausgesucht habe. Aber die Schiene ist's gewiss.

Gruß
Plej.






Hallo Peter,

erstmal vielen Dank für Deine Textbeschäftigung und die Anregungen. Feedback ist selbstverständlich immer willkommen!
Obgleich ich mit diesem kleinen Stück eigentlich recht zufrieden bin, gewinne ich Deinem Einwand bezüglich der Passage

"Hören Sie, was ja offenbar nicht gerade Ihre Stärke ist, halten Sie sich doch einfach an die Fakten. Die Fakten sind: A: Ich habe nicht gehustet. B: Wenn ich huste, huste ich. C: Huste ich nicht, huste ich nicht."

doch hilfreich und berechtigt, mindestens, was die etwas dialogferne Aufzählung mit A/B/C
betrifft, weshalb ich hier eine kleine Änderung vornehmen werde.
Das Ende scheint mir - als abrundende Pointe - eigentlich schon eindeutig genug. Letztlich wollte ich den Text nicht durch einen allzu starken Abgang zum Pointen-'Zubringertext' degradieren,
da ich den Schwerpunkt eher im absurden 'rhetorischen' Abtausch an sich verorten wollte.
Ich werde aber nochmal drüber nächtigen...
Jedenfalls, wie geschrieben, vielen Dank für Kritik und Lob!
Gruß
Arne
 

Plejadus

Mitglied
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"Sie haben gehustet."
"Nein, habe ich nicht."
"Natürlich haben sie gehustet, ich hab's doch gehört."
"Was immer Sie gehört haben, mich husten jedenfalls nicht."
"Also, ich bitte Sie, ich stehe hier genau neben Ihnen, Sie husten, ich bemerke es und sage es Ihnen ..."
"Hätte ich tatsächlich gehustet, was keineswegs der Fall ist, so wäre es reichlich überflüssig gewesen, mich darauf hinzuweisen. Nun, da ich jedoch nicht gehustet habe, könnte es der Einfachheitshalberkeit vielleicht dahingehend abgekürzt werden, sich nicht weiter darüber auszutauschen."
"Ich bleibe dabei."
"Sie bleiben wobei?"
"Dass ich Sie husten hörte."
"Spricht nicht gerade für Flexibilität innerhalb ihres Mindsets."
"Sich jetzt mit spitzfindigen Beleidigungen heraus zu retten, spricht nicht gerade für Souveränität, sondern eher dafür, dass ich recht habe."
"Hören Sie, was ja offenbar nicht gerade Ihre Stärke ist, halten Sie sich doch einfach an die Fakten. Die Fakten sind, erstens: Ich habe nicht gehustet. Weiterhin: Wenn ich huste, huste ich. Und schließlich: Huste ich nicht, huste ich nicht."
"Ich sehe keine Fakten, nur den einen Fakt: dass Sie mich anlügen!"
"Sie unterscheiden sich kaum von denen, die kennzeichnet, dass, wenn jemand etwas nicht tut, diese denjenigen sofort der Lüge bezichtigen, etwas zu verheimlichen. Eine überaus perfide Strategie, deren einziger Vorteil ist, scheitern zu müssen."
"Jetzt garnieren Sie Ihre mangelnde Souveränität auch noch mit Selbstmitleid. Ein ganz schwaches Bild, nur von Ihrem Hustenanfall verzerrt, psychisch bedingt, wenn Sie mich fragen ..."
"Hustenanfall? Lächerlich! Das ist ungefähr so, als würden Sie mich bezichtigen, ich hätte geraucht, obwohl ich nicht geraucht habe, nur, um im Verlauf plötzlich und hinterhältig anzumerken, ich hätte soeben wie eine Fackel gebrannt! Sie entlarven sich mit jedem weiteren Wort, ohne es wahrzunehmen."
"Sie sind Raucher? Das erklärt ja so einiges. Keine weiteren Fragen."
"Nein, bin ich nicht, war ich nie, werde ich nie sein."
"Und warum unterdrücken Sie dann Ihren Husten?"
"Ich unterdrücke gar nichts."
"Sehen Sie, und genau das habe ich gehört."






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