Lieber HerbertH!
Als jemand der sein halbes Leben schon mit der "Flamencokultur" (eigentlich leben im Flamenco) verbunden ist, danke ich Dir sehr herzlich daß Du in Deinem Text dieses Phänomen aufgreifst und damit auch Aufmerksamkeit für diese Kultur erweckst.
Zwei Vertreter die auf unterschiedlichen Gebieten sehr viel für den Flamenco getan haben benennst Du...beide könnte man auch als Innovatoren des Flamenco bezeichnen...jeweils auf ihrem Gebiet.
Du weist, daß ich auch versuche Bildsprache aus der andalusisch - maurischen Kultur und dem Flamenco in deutscher Sprache wiederzugegben. Ich kenne langjährig beide Kulturen, bin lange selbst Akteuer gewesen (u.a. vom Spiel Paco´s motiviert)...Und hoffe, daß dieser Text auf jemanden der die Flamencokultur nicht aus direktem Erleben kennt, berührend und interessant wirkt.
In meiner Wahrnehmung klingt er befremdlich...vielleicht ist es das beschreibene statt dem Erlebbarem, vielleicht sind es die ungenauen Übertragungen wesentlicher Begriffe ins Deutsche, vielleicht sind es die Metaphern, die das mythisch-spirituelle ...und auch besitzergreifende Moment (Duende) nicht berühren...
Ein paar Hinweise zu Übersetzungen:
die "stampfenden" Schritte. eigentlich Golpes = Schläge..."Fußschläge" gegen die Erde/ oder auch in die Erde...sie drücken Stolz, Kraft, Freude...aber auch die Kraft des Leides aus.
Klacken, rasselnd, tönend sind n.M. schwache Attribute für direkt / nah erlebten Flamenco
ebenso:
tackend, dröhned, fesselnd
vielleicht auch weil diese Adjektive in der Häufung und ihrer schon häufigen Bemühung nicht mehr die Strahlkraft haben...
und so geht es weiter im Text...
Anregung:
Eine Möglichkeit wäre von einem zentralen Begriff des Flamenco auszugehen und ihn möglichst genau in seiner Bedeutung zu erfassen und um diesen zentralen Begriff herum den Text aufzubauen. Z.B.
grito. Schrei, steht im Flaenco auch für die Seguiriyas, einem der tieftragischten und ältesten Stilen der die tiefe innere Seele des Flamenco aufzeigt. Seine Themen sind zwischenmenschlich - tragischer Natur. Tod, Trauer, Verlust, Schicksalsmacht..(mein Text "Asche, Wut und Honig spielt darauf an)
"jondo" das tief in der Seele liegende, meist verborgen, das alle ergreift, dem man sich nicht entziehen kann, etwas sehr persönliches...dieses "jondo" ist es das wahrhaften Flamenco ausmacht.
Duende: Ein zentraler mythischer begriff in der Vorstellung der Flamencos. Der Dämon des Flamenco...der aus den bergen kommt und um die Häuser streift, der Besitz von den Akteuren ergreift und sie zu "Leistungen" treibt die sie ohne "Duende" niemals leisten könnten...dies ist keine Ektase!...da die Aktuere bewußtseinsklar sind...und Duende kommt meist nur wenn der Tod in der Nähe ist...wenn also der Boden für wWahrhaftigkeit bereitet ist. So die Mystik...
Ein alter Flamencosänger sagte mal zu mir: Niemand redet über Duende...alle haben Angst vor ihm! Aber jeder Flamenco möchte einmal im Leben von ihm erfaßt werden um in die Seele des Flamenco zu schauen.
jaleo: die Rezipientenseite des Flamenco, der Flamenco ist zwar eine zutiefst individualistische Kunst - aber eine die ohne die Kommunikation mit den "Gleichgesinnten" oder besser den "Eingeweihten"(aficionados) in ihrer Tiefe unmöglich wäre...Diese Rezipienten kommentieren das "Gesagte" (im Gesang), feuern an, ermutigen die Akteure sich in die seelischen Tiefen hinab zu trauen...weil sie auch für sich eine Katharsis erhoffen...sie begleiten die Compases (nicht Rhythmen...sondern den Gestus eines Stiles) mit unterschiedlichen Tönen von Händeklatschen, Finger- und Zungenschnalzen und an bestimmten Stellen auch Zurufe: Es ist die Wechselseitige verständige Kommunikation zwischen Akteure als Akteur der "Gemeinde" und der Gemeinde selbst.
So weit ein paar Kurzhinweise dazu...
Jeder dieser Anhaltspunkte wäre geeignet um einen aussagekräftigen Text über das Erlebnis Flamenco (in Film oder live, / Gitarre von Paco etc.) zu schreiben.
Besonder im Mittelteil ist mir Dein Text eine bloßeAnhäufung von Adjektiven die nicht in eine Aussagetiefe in deutscher Sprache reichen....und ganz allgemein: weg vom BEschreiben - hin zum "Wiedererlebarem"...Das LyrICH erscheint mir in diesem Text sehr unentschlossen darin.
Grüße aus dem Taunus
gitano