Ridiculo ergo sum

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Als ich nach Hause kam, fand ich die Wohnung nahezu leer vor. Till hatte die meisten Möbel mitgehen lassen. Ich besaß kein Bett mehr, keine Töpfe, kein Duschgel, kein Danach. Es blieb mir die verstörte Katze. Ihr verängstigtes Miauen erfüllte den hohlen Raum nur spärlich. Ich nahm sie auf den Arm, und sie zerkratzte mir den linken Busen. Nun, da das Herz eh schon blutete... Es gibt halt solche Tage.

Aber das Wichtigste war noch nicht verloren. Ich fand ein Glas, Eiswürfel im Kühlschrank und einen Rest von Tills Whiskey im Stil guter alter Westernfilme. Ich setzte mich auf den Boden und fasste meine Lage zusammen. Das Gute an Trennungen ist das reinen Tisch machen. Man kann sich selbst auf den Punkt bringen. Ich habe mich also ganz schön auf den Punkt gebracht und schlief dann irgendwann in der Mitte ein. Das Telefon weckte mich aus einem Miss Marple Traum. Es war Benno. Tausendprozentige Versprechen, ewige Schwüre. Mein Ohr hing an seinen Lippen. Da kappte er die Leitung dazwischen. Aber das Wichtigste war noch nicht verloren. Ich fand ein Glas (immer noch das gleiche).... Wieder zum Anfang des Absatzes. Leider.

Ich hasse die unverletzlichen Typen. Ich habe nur Respekt vor den Loosern, jenen, die mit Laufmasche oder offenem Hosenstall auf einer Snobgala erscheinen, denen weiße Taubenkacke auf den Kopf fällt, wenn sie sich umarmen. Die jeden Morgen auf Hundescheiße ausrutschen. Der Lächerliche ist der wahre Mensch. Ich gehe sogar noch weiter: Das einzige Mittel zu wissen, ob man existiert, besteht darin, grotesk zu werden. Das sind die grauen Zellen des modernen Menschen. Ridiculo ergo sum. Ähm, ich werde mir meiner Existenz sehr oft gewahr...
 
R

Rote Socke

Gast
Halli Hallo Femi!

Perfekte Umsetzung der Übung ist Dir da gelungen. Aber erwartet man von einem Profi anderes? *schmunzel*

Und wie Du siehst, die olle Socke ist noch aktiv. Ich grüße Dich ganz lieb.

Volkmar
 



 
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