Robothrill

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Kyra

Mitglied
Robothrill


Wie immer stellte sich Ron eine Flasche Gin neben die beiden Joysticks in seiner Ecke des Schneideraums. Anfangs hatte es deswegen Ärger gegeben, inzwischen hat sein Boss kapiert, Rons Arbeit wurde dadurch nicht schlechter, sondern besser. Die Zuschauerzahlen stiegen immer noch. Das war nicht selbstverständlich, schließlich zeigten auch andere Sender solche Liveshows. Aber er war eben besser. Während Ron sich den ersten Drink genehmigte, verfolgte er über die acht Monitore, wie sich die Arena langsam füllte. Von den fünfzig Leuten waren sicher schon die Hälfte drin. Der Einlass dauerte wegen der Sicherheitsmaßnahmen immer lange. Jeder Teilnehmer wurde auf gefährliche Waffen untersucht. Robokiller war zwar sehr robust gebaut, aber ein Hammerschlag in eines seiner Objektive wäre sehr ärgerlich. Drei der Kameras waren in den Roboter eingebaut, im Kopf, in einem der Greifarme und eine weitere fast auf Bodenhöhe, zwischen den Raupenketten. Als Erich, sein Kollege vom Schnitt, den Raum betrat, wurden grade die letzten Personen mit Metalldetektoren abgetastet. In einer halben Stunde begann die Sendung. Wie üblich verteilten sich die Menschen erst einmal über die ganze Arena, die Familien bildeten kleine Gruppen, Einzelkämpfer versuchten lässig zu wirken. Ron amüsierte sich immer über diese Typen. Meist waren sie so um die zwanzig, kauten Kaugummi, hielten die Hände in den Jackentaschen und blähten den Brustkorb auf. Als würde sich eine Maschine von so etwas beeindrucken lassen. Natürlich war eigentlich er, Ron, die Maschine, aber solche Typen mussten sowieso häufig als erste daran glauben. Das wollten die Zuschauer so. Erst die jungen Männer zum Einstimmen.

Iris und Marco waren die letzten in der Reihe vor dem Eisentor. Keiner von ihnen sprach. Beide fühlten die Angst des anderen, fast so stark wie die eigene Panik. Jedes Wort hätte sie sofort umkehren lassen. Zweimal waren sie schon auf dem Weg hierher stehen geblieben und hatten sich in lange Diskussionen verstrickt. Darum wären sie auch fast zu spät gekommen. Iris beobachtete die Familie vor sich. Die Eltern waren auch verstummt, die drei Mädchen – die Älteste mochte gerade in die Pubertät kommen, die beiden jüngeren, offensichtlich Zwillinge, waren wohl kaum über zehn. Wie konnte man als Mutter nur die eigenen Kinder hierher mitnehmen. Sicher, die Lage draußen war für sie alle verheerend. Und dies war für viele die einzige Möglichkeit, aus dem Elend herauszukommen. Für jeden Überlebenden gab es fünfhunderttausend. Damit könnte sie mit Marco aus den Slums wegziehen und ein normales Leben führen. Da pro Kopf abgerechnet wurde, brachten viele ihre Familien mit. Eine Sippe war mal mit zwölf Personen in die Arena gegangen. Am Ende hatten immerhin neun von ihnen überlebt. Das war der höchste Gewinn, der jemals an eine Familie ausgezahlt worden war. Sie hatten nur den Säugling und zwei alte Frauen eingebüßt. Keine schlechte Bilanz. Trotzdem würde sie nie ihre Kinder hierher bringen. Sicher, man konnte sich anschließend Klone einpflanzen lassen. So gesehen war es nicht so schlimm. Die Kosten für reproduktionsfähiges Genmaterial der Kinder wurden vom Sender übernommen. Aber immerhin steckte ja in jedem älteren Kind auch die Mühe der Aufzucht. Darum wurden auch am häufigsten Großeltern und Bebies geopfert. So war das Leben. Natürlich wussten die Macher der Show das auch. Sie versuchten diese Manipulationen so gut sie konnten zu verhindern. Marco sah die Sendung immer gerne an, sie war immer bis zum Schluss spannend. Immer gab es einige Personen, die von der Regie besonders ins Bild gerückt wurden. Damit die Zuschauer sich stärker mit ihnen identifizierten. Bei fünfzig Menschen war das ja auch wichtig. Iris wusste, diese Show war die einzige Möglichkeit an Geld zu kommen, wenn man aus dem Slum kam. Das Risiko war eins zu fünf. Fünfzig gingen rein, am Ende, nach einer Stunde waren noch vierzig übrig. Außerdem gab es ja die zwei Werbepausen – wenn man die abzog, waren es nur noch vierzig Minuten, die man überleben musste.

Marco beobachtete besorgt seine Freundin. Iris sah sehr blass aus. Hoffentlich fing sie nicht wieder mit dieser Debatte an. Wie glücklich sie zusammen doch auch in der Unterstadt leben könnten, dass es vor allem auf die Liebe ankäme und solchen Schrott. Er wusste, was er wollte, und hier bekäme er seine Chance. Natürlich liebte er Iris, darum wollte er auch ein besseres Leben für sie beide. In den letzten zwanzig Jahren hatten es nicht einmal fünf Prozent der Slumbewohner nach oben geschafft – obwohl die meisten arbeiteten. Hier hatte jeder eine Gewinnaussicht von achtzig Prozent. Außerdem haben sie monatelang für diesen Tag trainiert. Sprinten, ducken, wegrollen und springen. So schnell würde dieser Roboter sie nicht einfangen können. Aber wenn…, daran durfte er jetzt nicht denken. Sie hatten vereinbart, sobald es losging, war jeder nur für sich verantwortlich. Marco hatte es oft genug in der Sendung beobachten können, wer versucht, andere zu retten, geht selber drauf. Und die anderen mit. Die Familie vor ihnen ging ihm durch ihr mutloses Schweigen auf die Nerven. Es war schon in Ordnung seine Kinder mitzunehmen. Schließlich hatten sie am Ende ja auch was vom Gewinn. Aber das ältere Mädchen sah so zart und verträumt aus, die würde wahrscheinlich die ersten zehn Minuten nicht überstehen. Er fand es unverantwortlich, ohne ausreichendes Training hierher zu kommen. Diese Leute schienen sich direkt von ihren Fernsehsesseln hierher begeben zu haben. Die Frau war fett und unbeweglich, der Mann roch nach Alkohol. Die Zwillinge schienen einigermaßen fit zu sein, aber die ältere Schwester – schmale Schultern, lange Haare und so in sich versunken, dass sie schon mehrmals gerufen werden musste, als sich die Schlange weiterbewegte. Sie war sehr hübsch, stellte Marco sachlich fest. Solche schafften es manchmal durchzukommen – oder grade nicht. Wie der Typ, der den Roboter bediente, eben gelaunt war. Trotzdem wirkte das Mädchen so, als würde sie nicht hierher gehören. Was hier passierte, schien sie nichts anzugehen. Er legte den Arm um Iris Schultern. Sie schmiegte sich nicht an ihn wie sonst. Aber das war gut so.

Ron beobachtete, wie die letzten Mitspieler in den Ring gingen. Der runde Platz war von einer hohen Betonmauer umgeben. Keiner sollte vor Ende der Show türmen können. Der Boden war weiß gefliest, zum einen, weil es gut zu reinigen war aber vor allem, damit das Blut auch richtig zur Geltung kam.
Er erinnerte sich noch an die Zeit vor zehn Jahren, als diese Spiele aufkamen. Damals fand alles draußen auf einem Fußballplatz statt. Er selber war zufällig an diesen Job gekommen, als Baggerführer. In dieser Anfangsphase war alles noch nicht so perfekt organisiert gewesen. Er hatte die Leute mit der Maschine über den Rasen gejagt. Das Problem dabei war, sie mit den Schaufeln zu packen und sie nicht eher zufällig damit zu erschlagen. Damals war er noch empfindlicher. Um das Schreien und Kreischen nicht mitzubekommen, trug er Kopfhörer und drehte die Musik so laut auf, dass sein ganzes Gehirn im Rhythmus mitzuschwingen schien. Diese Sendung hatte sich fast zwei Jahre gehalten, obwohl sie ihm im Nachhinein unerträglich primitiv erschien. Wenn er schließlich ein Opfer gepackt hatte, war meistens schon alles vorbei. Damit sich die Leute nicht wieder herauswinden konnten, musste er die Schaufelblätter direkt fest schließen, was meist zum sofortigen Tod führte, manchmal fiel der abgetrennte Unterleib herunter – das gab dann etwas Stimmung. Aber größtenteils hingen die Leute wie nasse Säcke da und das Blut lief in die Höhlung der Schaufel. Sicher, auch damals gab es ein paar Tricks um die Sache spannend zu machen. Zum Beispiel eine Familie mit dem Bagger in eine Ecke zu drängen, aus der sie nicht mehr heraus konnten. In solchen Situationen hing der Erfolg von seiner Kreativität ab. Ängstigen, verletzten, einen töten. Dann abdrehen und wenn die Idioten nicht mehr damit rechneten, mit voller Geschwindigkeit zurückkommen und gleich zwei oder drei an der Wand zerquetschen. Das gab immer Applaus. Damals gab es noch Zuschauer. Das war schon vor Jahren abgeschafft worden, nachdem einige so genannte Menschenrechtler ihre Transparente aufgespannt hatten. Natürlich alle aus der Oberstadt. Die hatten keine Ahnung. Wollten doch tatsächlich diese Shows als menschenverachtend verbieten lassen. Daraus ist zum Glück nichts geworden. Ron selber kam aus den Slums, er wusste wie das Leben dort war. Dieser Job hat ihn von dort herausgeholt, dafür würde er dem Sender immer dankbar sein. Er hatte es sogar geschafft, eine Frau aus der Oberschicht zu heiraten. Ihre Familie war zwar aristokratisch – aber das ganze Vermögen hatten die Brüder geerbt. Sie hatte sich in ihn verliebt und er war es wert geliebt zu werden, er verdiente inzwischen viel Geld. Ein Historiker hatte ihm bei einer dieser langweiligen Partys einmal erzählt, es hätte vor Jahrhunderten eine Gesellschaft gegeben, die noch andere Maßstäbe als Geld kannte. Merkwürdig, er hatte dem Typen nicht mehr genau zugehört – es muss verdammt kompliziert gewesen sein. Er war zufrieden damit, wie es jetzt war. Oben und unten – das war einfach und natürlich. Nicht so ein verdrehtes Zeug.
Ron sah auf, als Erich sich die Kopfhörer überstülpte. Gleich würde es losgehen. Wie morgen die Quoten waren, hing zum wesentlichen Teil von ihm ab. Zwar hatte er etwas gespart, aber so einen Job würde er nie wieder bekommen, dazu war die Führung des Roboters zu speziell. Andere Sender hatten zwar ähnliche Spielkonzepte, aber völlig andere Umsetzungsformen. Bei manchen wurde tatsächlich noch geschossen, die mussten sich natürlich nicht über niedrige Einschaltquoten wundern. Schussverletzungen machen in Fernsehen wirklich nicht viel her, etwas Blut, das ist alles. Andere ließen die Leute durch Minenfelder gehen, nicht schlecht, aber häufig passierte dabei zuviel gleichzeitig. Außerdem wirkten solche Explosionen nur in Zeitlupe. Was nützen einem die schönsten abgerissenen Gliedmassen, quellende Gedärme, wenn es nicht richtig gefilmt wird? Bei diesem Konzept war zu viel dem Zufall überlassen. Sehr erfolgreich war eine Show, bei der ein ehemaliger Boxer mit Machete und Morgenstern auf die Kandidaten losging. Er galt als kultig, weil er bei allem Sadismus auch komisch war. Einmal hatte er einem alten Mann die Gedärme herausgerissen und sie seiner verängstigten Frau wie Würste um den Hals gelegt. Für so etwas betete ihn sein Publikum natürlich an. Der war ein Star, den konnte man nicht so einfach ersetzten.
Erich gab ihm ein Zeichen. Ron machte wie ein Klavierspieler einige Fingerübungen, setzte sich vor den Joysticks zurecht und schloss die Augen. Er wurde zu Robokiller.

Clara machte sich Sorgen wegen ihrer kleinen Schwestern. Die Zwillinge waren zwar robust und sportlich, aber das nütze oft genug nicht viel. Sie hatte sich vorgenommen, ihre Geschwister so gut sie konnte zu schützen. Als die Familie darüber abgestimmt hatte, ob sie an diesem Spiel teilnehmen sollten, war sie als einzige dagegen gewesen. Aber das wunderte keinen, sie galt sowieso als etwas verrückt. Clara hatte sich auch geweigert, ihre langen Haare zusammenzubinden, damit der Roboter sie nicht so leicht greifen konnte. Natürlich hatte sie auch Angst – aber vor allem hatte sie das Gefühl, mit dem gewonnenen Geld nicht glücklich zu werden. Falls sie es denn gewinnen sollten. Darüber konnte sie aber mit niemandem sprechen, sonst hätte sie keiner mehr ernst genommen. Dabei wünschte sich Clara nichts inniger, als ernst genommen zu werden. Sie beobachtete das Pärchen, das hinter ihnen in der Reihe stand. Die Frau hatte große Angst, das hatte sie sofort bemerkt. Der Mann neben ihr schien sich schon als Sieger zu sehen. Er machte sich sicher nicht so komische Gedanken wie sie. Seine Augen waren so kalt und klar, er hatte keine Illusionen, er würde in die Oberstadt passen. Dies war Claras größte Sorge, mit denen da oben leben zu müssen. Die würden es ihr nicht nachsehen, dass sie manchmal verächtlich über Geld dachte. Sie wäre dort zum Schweigen verurteilt, zu einer noch größeren Einsamkeit als bisher. Das Beste wäre sich zu opfern, für ihre Familie oder für ein anderes Kind. So würde sie es machen. Erleichtert passierte sie das Tor zur Arena.

Ron sah zu Erichs Bildschirmen hinüber, der Eingang wurde grade geschlossen. Der Roboter wurde eingeschaltet und die vier Monitore über seinem Arbeitsplatz schalteten sich ein. Robokiller stand noch in seinem Verschlag, damit die Zuschauer ihn nicht gleich sehen konnten. Mit dem Joystick hob er Robos Arm. Durch die Kamera auf seiner Hand sah er die Menschenmenge. Unten ragten die messerscharfen Krallen ins Bild. So konnte man jederzeit eine Nahaufnahme zeigen, wenn er seine Klauen in das Fleisch schlug. Sinnigerweise hatte das Objektiv eine Selbstreinigungsautomatik, sonst hätte man nach wenigen Minuten nur noch rote Schleier sehen können. Im Schneideraum war es völlig still, Erich bekam den Ton über die Kopfhörer und er arbeitete lieber ohne Geräusche. Dann bekam er nach kurzer Zeit das Gefühl, es wäre so etwas wie ein Tanz. Ein Totentanz den er, Robokill, mit immer neuen Partnern darbot. Hierbei half ihm der Alkohol. Selbst die verlangsamte Reaktionszeit, die sich nach einigen Gläsern einstellte, machte die Sache nur spannender. Außerdem wurde seine Phantasie beflügelt.
Zum Glück konnte Robokill nicht umkippen, sein unterer Teil war einem Panzer nachempfunden, breite, mit Gummi beschichtete Antriebsketten und dicht über dem Boden eine dicke Metallplatte. Den konnte niemand umwerfen.

Als Ron sein Startzeichen bekam, fühlte er sich wie ein Jagdhund, den man von der Leine ließ. Er ließ Robo eine Runde drehen, machte einige kleine Scheinangriffe und stellte sich schließlich zu einer Verbeugung in die Mitte des Ringes. Dann ging es los. Ron orientierte sich erst einmal über die Kamera in Robos Kopf, um sein erstes Opfer zu wählen. Ein altes Paar stand ganz in seiner Nähe, die sind sicher von ihren Verwandten hierher geschleppt worden. Er schwenkte den Kopf herum und konnte unschwer die dazugehörige Sippe entdecken. Die hofften natürlich, dass die Alten direkt dran glauben müssten, damit wären es nur noch acht Personen, die die Show nicht überleben würden. Solche Dinge zu vereiteln machte Ron zu Beginn immer Spaß. Er ließ Robo erst langsam auf die Greise zurollen, um dann unerwartet zu den anderen abzudrehen. Damit hatten sie nicht gerechnet. Der Mann und zwei Jungen flohen, die Frau war wie hypnotisiert. Sie starrte Robo mit aufgerissenen Augen an. Vor ihr stand ein kleines Mädchen, vielleicht acht oder neun Jahre alt. Das Kind versuchte auch wegzulaufen, aber die Mutter hielt es mit eisernem Griff an den Schultern fest. Eigentlich begann Ron lieber mit einem Mann. Aber diese Situation war einfach unwiderstehlich. Er ließ den Roboter einen Augenblick vor den beiden verharren, damit Erich genug Zeit hatte, einige schöne Bilder von den angstverzerrten Gesichtern auszuwählen. Dann griff er nach dem Mädchen. Leider hielt die Mutter es nicht einmal fest, sondern schob es ihm geradezu in die Arme. Er hob das Kind so behutsam er konnte hoch, natürlich drangen die scharfen Krallen trotzdem tief in seine Haut ein. Dann drehte er sich um und drückte die Frau mit Robos Rückseite an die Mauer. Sonst würde sie sich in der Menge verdrücken, bevor er mit ihrer Tochter fertig war. Am weit geöffneten Mund konnte er sehen, wie das Mädchen schrie. Sie zappelte zwischen seinen Fängen und trieb sich die Klauen immer tiefer ins Fleisch. Als erstes riss er ihr das Kleid herunter, je mehr Fleisch zu sehen war, umso besser. Die Kunst bestand jetzt darin, sie so langsam wie möglich zu töten und sie bei Bewusstsein zu halten. Er hatte sich lange mit Anatomie und Medizin beschäftigen müssen, um diese Fehler zu vermeiden. Er hielt sie mit einer Hand an den Beinen und ließ ihren Kopf herunterbaumeln, wie ein Neugeborenes Baby. Dann tat er so als würde er ihre Fußsohlen kitzeln. Natürlich war es in Wirklichkeit kein Kitzeln, denn jede Berührung schnitt tief in ihre Fußsohlen ein. Sie zappelte und wand sich. Es sah komisch aus. Als er sie wieder umdrehte war sie schon recht blutig. Damit nicht alles in einer roten Einheitssoße verschwamm, kam ein Helfer und spritze sie mit Wasser ab. Dann begann Robo mit dem nächsten Spiel, er warf das Mädchen hoch in die Luft und fing sie mit seinen Krallenhänden wieder auf. Es sah so beschwingt aus, Ron musste lächeln. Bevor sie zu stark verletzt wurde, hörte er damit auf und begann ihr Gesichtchen zu untersuchen. Ron hatte lange gebraucht, bis er das mit einer so anmutigen Naivität der Bewegung tun konnte, dass die Zuschauer ihm dafür mit Fanpost überhäuften. Er ließ Robo selber wie ein unschuldiges Kind agieren. Er fingerte im Mund des Mädchens herum und förderte immer neue Zähne hervor. Dann zog er erst sanft an ihrer Zunge, um sie dann langsam immer weiter in die Länge zu ziehen. Bis sie schließlich abriss. Dann pulte er vorsichtig ihre Augen heraus, ließ sie wie Murmeln in der Handfläche rollen und zerdrückte sie schließlich. Die Tonregie würde ein schönes Geräusch unterlegen. Er ließ das Kind fallen und kratzte sich am Kopf, als wüsste er nicht, was er damit noch anfangen könnte. Dann beugte er sich herunter und begann an ihrem Kopf zu drehen. Durch seine Kraft sah es so leicht aus, als hätte sie ein Gewinde im Hals. Das gab natürlich viele Lacher. Das abgerissenen Köpfchen packte er an den Haaren, schwenkte es herum und warf es dann mit Wucht in die Menge.
Jetzt kam die Mutter dran. Geschickt nahm er sie an Armen und Beinen hoch, hielt sie wie ein Eiskunstläufer seine Partnerin hoch in die Luft. Ron gab Erich ein Zeichen. Jetzt wurde ein Band eingespielt, eine Kinderstimme sang:
„Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich…“
Bei jedem liebt riss er der Frau etwas aus. Erst ein Haar, dann die Daumen, schließlich Arme und Beine. Er beendete die Darbietung natürlich mit einem:
„Sie liebt mich..“ Indem er ihren Kopf vom Rumpf trennte.
Ron sah auf die Uhr, er hatte noch etwas Zeit bis zur Werbung.

Iris kannte die Show zwar aus dem Fernsehen, hatte aber nicht mit diesem Gestank gerechnet. Außerdem wurden die Geräusche für die Sendung aufbereitet. Meist wurde das Brüllen und Betteln der Opfer übertragen, aber oft wurde es mit Musik unterlegt. In manchen Szenen war nur Musik zu hören, das konnte manchmal recht komisch sein, wenn der Roboter mit seinen Opfern spielte. Jetzt stand sie hier und beobachtete benommen, wie der Roboter einer Frau die Gliedmaßen ausriss, nachdem er ihr Kind getötet hatte. Das Brechen der Knochen, der schmatzende Ton wenn blutiges Gewebe zerriss, der Geruch nach Kot und Urin der sich mit dem Angstschweiß mischte – das war doch völlig anders, als wenn man das Spektakel auf der Mattscheibe sah.
Sie weinte, aber die Tränen waren so lächerlich im Vergleich zu dem was hier geschah, sie bemerkte sie nicht.
Warum war es ihr nicht gelungen Marco davon abzubringen, an dieser schrecklichen Veranstaltung teilzunehmen?
Er hatte natürlich recht, so hatten sie beide nicht den geringsten Wert und die Show war fast die einzige Möglichkeit das zu ändern.
Wenn sie beide überlebten hätten sie zusammen eine Million. Damit hätten sie Anspruch auf ein Haus in der Oberstadt. Niemand musste sein Geld ausgeben, aber wer Geld hatte, bekam bestimmte Dinge. Außerdem stieg seine Geltung. Fast jeder von den Oberen trug seinen Wert öffentlich zur Schau. Als Zahl auf den Manschettenknöpfen, als Stickerei auf der Jacke oder im Autokennzeichen. Gerechnet wurde nur in Millionen. Marco hatte sich schon eine Kappe mit einer Eins drauf besorgt. Er war immer optimistisch. Der Traum, den Iris manchmal hatte, es gäbe noch einen anderen Wert als Geld, war natürlich dumm und absurd. Was sollte das schon sein? Ihr fiel selber keine Alternative ein, die auch nur halb so klar und einleuchtend war, wie dieses System. Früher hatten angeblich viele Menschen gearbeitet und dafür Geld bekommen. Heute mussten die Bewohner der Slums arbeiten, weil es besser für ihre Gesundheit war. Das hatten Wissenschaftler schon vor langer zeit herausgefunden, Menschen die nicht arbeiten wurden eher krank und konnten sogar gefährlich werden. Darum hatten sie alle ihre Arbeit. Dafür bekamen sie zu Essen, Kleidung, einen Schlafplatz und ein Fernsehgerät.
Es gab fast keine bezahlte Arbeit. Darum war es auch kaum möglich den Slums zu entkommen, außer durch diese Spiele. Was wäre wenn Marco sterben würde? Dann hätte sie Fünfhunderttausend, damit wäre sie zwar einer der wertvollsten Menschen im Slum, aber es würde sie trotzdem nicht aus dem Loch herausbringen. Früher wurde mit Geld wohl getauscht und gehandelt. Sie hatte nie genau verstanden wie das funktionieren sollte. Es muss ein sehr instabiles System gewesen sein, was dann letztendlich zusammengebrochen ist. Heute war Geld nur einfach da, um es zu besitzen. Niemand musste damit etwas tun. Aber wer viel hatte, bekam immer größere Vergünstigungen. Ab zwei Millionen gab es beispielsweise ein Haus mit großem Garten und Swimmingpool. Ab zehn Millionen durfte jeder reisen wohin er wollte.
Dennoch….ihre Gedanken wurden unterbrochen, die Maschine kam auf sie zu. Rasch sah sie sich um wo Marco stand, dann sprintete sie in die andere Richtung.



Ron lehnte sich in der Werbepause auf seinem Stuhl zurück und schenkte sich Gin nach. Bis jetzt lief es gut. Er hätte gerne noch das Mädchen verfolgt, das grade vor der Pause so schnell vor ihm geflüchtet war. Sie wirkte sportlich und hatte große Titten. Das mochte er. Solche Frauen ließ er gerne rennen, hüpfende Brüste mochten die Zuschauer immer. Einer Umfrage zufolge, selbst das weibliche Publikum. Nachher war ja noch genug zeit, er hatte sich ihren blauen Pullover gemerkt. Aber vielleicht sollte er sich das bis zum Schluss aufheben. Erst würde er sie verfolgen, dann einfangen – schließlich war Robo schneller als jeder Mensch – sie dann möglichst vorsichtig aus den Klamotten pellen und sie noch einmal nackt durch die Arena jagen, bevor er sie dann möglichst obszön tötete.
Ein Gong trieb ihn wieder an die Joysticks. Jetzt musste erst mal ein Kerl her. Robos Kopfkamera schwenkte durch den Ring. Schnell hatte Ron ein Opfer ausgemacht. Der Typ war wahrscheinlich der Freund des Mädchens, das er sich für das Finale aufsparen wollte. Er stand in ihrer Nähe und winkte ihr aufmunternd zu, als es wieder losging. Robo steuerte direkt auf ihn zu. Dieses Mal ließ Ron ihn ohne jede Finte angreifen. Die Arme hoben sich, der breite Spalt, der einen Mund darstellen sollte, öffnete sich und entblößte seine weißen, messerscharfen Zähne. Seit zwei Jahren besaß Robo nicht nur einen Mund sondern auch Augen. Die Quote war dadurch noch einmal kräftig gestiegen. Seine Puppenaugen konnten so süß und unschuldig gucken wenn er die Augenlider weit öffnete, aber er konnte auch gemein und bösartig aussehen, ließ er die Lider sinken. Bei dieser Attacke waren die Augen zu kaum sichtbare, schmale Schlitzen zusammengedrückt. Die Geräuschmixer hatten ihm einen tiefen, fauchenden Schrei untergelegt, sobald er den Mund aufmachte. So stürzte er sich auf den jungen Mann, dessen Versuch Wegzuspringen hatte er vorhergesehen. Robos Arm schoss nach vorne und erwischte ihn mitten im Sprung am Fußgelenk. Fast zärtlich hob ihn der Roboter hoch und sah ihm mit seinem Babyblick in die Augen. Die Komik de Situation lag in dem verzweifelten Gesicht des Menschen und dem unschuldigen Ausdruck der Maschine. Dann begann Robo ihn auszuziehen. Zumindest tat er so, denn durch seine scharfen Finger zerriss der Stoff sofort. Ron merkte, er war heute nicht gut drauf. Einen Augenblick fiel ihm wirklich nicht ein, was er mit dem strampelnden nackten Körper tun sollte. Ein weiterer Schluck aus dem Glas half ihm auch nicht weiter. Manchmal fühlte er sich ausgelaugt, hatte das Gefühl, alles wäre schon einmal da gewesen: Würgen, zerreißen, Auseinandernehmen….alles, alles hatte er schon oft getan.
Darum entschloss er sich heute auf das Gebiss zu verlassen. Robo zog den Mann dicht vor seinen Kopf und tat so als wolle er ihn küssen. Dabei biss er ihn die Nase ab. Dazu machte er erstaunte Kulleraugen. Als der Typ darauf wie am Spieß schrie, fing er an ihn scheinbar beschwichtigend zu streicheln. Jede Berührung fügte dem Körper neue Wunden zu. Plötzlich ließ er den Menschen fallen, machte einen koketten Augenaufschlag und fing an mit dessen Glied zu spielen. Mehrfach mussten Helfer mit Wasser anrücken um das Blut abzuspülen, damit man überhaupt noch etwas sehen konnte. Seine Geschlechtsteile waren durch die Krallen im nu zu fasrigem Fleisch verarbeitet. Ron war besorgt, der Typ regte sich kaum noch. Darum riss er ihm schnell den Bauch auf und steckte Robos ganzen Arm in die Bauchhöhle und dann nach oben durch den Hals. Er hob ihn wie eine Handspielpuppe auf und stieß einen Finger zwischen seinen Lippen heraus. Das sah sehr witzig aus. Ron war erleichtert. Die nachfolgenden zwei Opfer erledigte er in gediegener Routine. Dann entdeckte er Zwillinge, zwei kleine Mädchen. Er packte jede mit einer Hand um die Taille und spielte einen Puppenkampf mit ihnen. Immer wieder ließ er sie zusammenprallen, bis er am Ende ihre Köpfe heftig zusammenschlug. Sie barsten auseinander wie Negerküsse.

In der letzten Werbepause trank Ron nichts mehr. Er war heute nicht gut drauf. Die Angst um seinen Job saß ihm im Nacken. Für die junge Frau am Ende wollte er fit sein.
Als es wieder weiterging, nahm er sich erst eine fette Alte vor. Die brachte er erst zu Fall und fuhr dann so lange über ihren liegenden Körper, bis sie nur noch Brei war. Ron bemerkte den Mann, der sich neben den blutigen Haufen kniete. So etwas sah man selten, es flößte ihm Respekt ein. Die meisten Angehörigen verdrückten sich. Dieser Bursche wich nicht einmal zur Seite als er direkt auf ihn zusteuerte. Robo packte ihn am Genick und drückte sein Gesicht so lange in die Überreste der dicken Frau, bis er erstickt war. Nicht sehr spektakulär, aber er hatte ja noch das Mädchen. Ron konnte keinen Spaß entwickeln, als er die nackte Frau durch die Arena scheuchte. Das war schlecht. Das war ganz schlecht. Die Zuschauer merken so etwas. Durch die Glastür des Studios sah er den Produzenten. Der sah ihn mit ernster Miene an – das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Er gab sich alle Mühe, die Nackte nach allen Regeln der Kunst zu foltern. Er stach ihr die Augen aus, ließ sie wie ein blindes Huhn herum herumtaumeln, rammte ihr die Krallenhand in die Vagina, schnitt ihr die Brustwarzen ab um sie dann endlich an den Beinen auseinander zu reißen. Aber es geschah alles freudlos, ohne Verve. Noch während der Abspann lief, klopfte der Produzent an die Tür und winkte Ron ihm zu folgen.

Clara hatte während der ganzen Show auf dem Boden gehockt, den Kopf zwischen den Knien vergraben und die Hände an die Ohren gepresst. Nicht einmal während der Pausen hatte sie aufgesehen. Jetzt wurden alle wieder aus der Arena getrieben. Sie blickte sich nach ihren Eltern und den Zwillingen um, konnte sie aber nicht sehen.
Die Arena wurde immer direkt gereinigt, jeder Tote sofort entsorgt. So sah es für Clara so sauber und makellos aus, wie zu Beginn. Sie reihte sich hinter den anderen ein und nahm den Scheck über fünfhunderttausend in Empfang. Dann setzte sie sich auf eine Bank am Eingang des Stadions und wartete auf ihre Familie.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ei,

da hast du uns ja förmlich in blut gebadet. mit weniger grausamkeiten wäre die geschichte besser ausgekommen. und es war von vornherein klar, daß die außenseiterin den sieg davontragen wird. jedenfalls hoffe ich, daß es niemals auf dieser welt zu derartigen gameshows kommen wird. lg
 

Kyra

Mitglied
Lieber Flammarion

Du schriebst:
da hast du uns ja förmlich in blut gebadet. mit weniger grausamkeiten wäre die geschichte besser ausgekommen.

Es war ein Versuch Splatterpunk zu schreiben. Ich habe in einem anderen Forum die kecke Behauptung aufgestellt, man könnte dies auch besser schreiben, als das was man so gemeinhin liest. So mit Inhalt uws.

und es war von vornherein klar, daß die außenseiterin den sieg davontragen wird.

Ja, aber sie hat auch alles verloren. Mit den 500000 kommt sie ja nicht einmal in die "bessere Welt".

Es war einfach ein Versuch diesem Genre etwas anspruchsvolleres entgegenzustellen. Nur ein Versuch.
Es ist langweilig dies Gemetztel zu beschreiben. Darum hatte Ron gegen Ende auch keine Lust mehr. Das war vorher nicht so geplant, aber es war ein Spiegel meiner Empfindung.
Diese Art der Grausamkeiten am laufenden Band zu schildern langweilt beim Schreiben ungemein.

Danke für Deine Antwort. Damit gabst Du mir die Gelegenheit den Anlass für diese geschichte darzulegen

Kyra
 

Oblivia

Mitglied
Hi Kyra,

ungefähr zehm Millionen Geschichten beginnen mit "Wie immer..." Das ist nichts, womit Du einen (potenziellen) Leser neugierig machst. Auch der restliche Text wirkt reichlich abgedroschen, man merkt, dass Dir das langweilig wurde, das sagst Du ja selbst.
Aber ein Log: Wie du den Zustand beschreibst, wenn man sich betrinkt und Ballerspiele spielt, wirkt sehr plastisch, man kann sich richtig hineinversetzen.

Viele Grüße

Oblivia
 



 
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