Rockys Wunsch

anemone

Mitglied
„Ja, ich versuch es zu verstehen, Wünsche, nichts als Wünsche! Ich habe mein Leben lang Wünsche erfüllt, nicht meine. Wer hat mich schon nach meinen Wünschen gefragt? Ich hatte keine Wünsche, war immer bescheiden.“

Sie sagte es, während sie sich die Fußnägel lackierte. Ihre Ferse hatte sie dabei auf den Rand des Stuhls gestellt. – So bescheiden sieht sie gar nicht aus! – dachte Rocky während er ihr voll auf den Slip zwischen ihren angewinkelten Beinen starrte, den sein geübter Blick erhaschte und die Sicht auf eine weiße Spachtelspitze frei gab, die sündhaft teuer ausschaute.

Er wusste fast alles von ihr. Sie hatten viel miteinander telefoniert und sie war eine mitteilsame Person. Er schwieg nach wie vor beharrlich, was seine Vergangenheit anging. Er war immer noch auf der Suche. Was suchte er wirklich? Rocky suchte nicht nur bei ihr. Er wollte die Zärtlichkeit für immer, die ihn zufriedenstellte, um am Ende doch festzustellen, dass er allein glücklicher war. Er war kein Mensch, der es lange mit einer Person aushielt. Er war immer wieder für etwas Neues. Wie langweilig musste es doch sein, jahrelang die gleiche Frau zu haben? Treue? - Etwas für alte Leute. - dachte Rocky.

Lydia bewegte ihre Zehen auf und nieder. Wie oft hatte er einer Frau schon bei dieser Bewegung zugesehen? Kann es sein, dass er abgebrüht war? Er kannte die Frauen, er hatte sie studiert, in alle Einzelheiten auseinandergenommen und wieder zusammengefügt, wie früher als Kind seine Spielzeugautos.

Er nahm sich Lydia, als 631. Spielzeugauto. Sein Wunsch? Liebe fürs Leben!
 



 
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