roll schuh tanz

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
roll schuh tanz


ich bin ein gefühl so neu
das keine sprache kennt
ein säugling in der verlassenheit
schreit riesige blicke
wie fremd ist all das
und so bekannt so nah so ich selbst
ich bin ein gedanke so früh
der keinen denker kennt

die jungen vororte in die leere gebaut
die letzten winkel der straszen nach auszen
ausklang der tosenden stadt in den morgen
staub in den blauen himmel hellgrau
tanzen spielende kinder den roll schuh marsch
krach auf die strasze verschmiert
über meinen rücken regnen rieselschauer
alles vibriert füllt so gut wie er kann
jeder die zeit die vor ihm liegt
mit unbewusster macht atmet alles
beschleunigungs rhythmen
 
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Scal

Mitglied
Ich lese den Titel als Imperativ, empfinde den Dichter wie eine imaginative Hand, die mich ins Gedicht hineinschubst, hineinrollt, ich muss ins Tanzen hinüberschlüpfen, ins Imaginative, muss die Beschleunigungsrhythmen atmen: roll Schuh, marsch! ...so bekannt, so nah, so ich selbst ... und rundum die jungen Vororte, die letzten Winkel der Straßen nach außen, das morgendliche Stadttosen - roll Schuh, marsch, krach auf die Straße! - Vibrationen, Rieselschauer ....
Wunderbare Lyrik!

LG
Scal
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Die Lesart als Imperativ ist toll, Scal!

Der "Krach" der Rollschuhe verweist auf die Zeit, als die untergeschnallten Räder noch aus Metall waren. In der Gartenstadt-Nord (Köln), einer Kinderreichensiedlung, war das ein alltägliches Geräusch, ähnlich rhythmisch wie heutzutage noch das Schneescharren frühmorgens an manchen Wintertagen. Oder das Laubkratzen. Es gibt so ein Aufmerken , Aufwachen der Sensibilisierung bei dem Geräusch von draußen zu Beginn seiner LSD-Erfahrung bei Ernst Jünger, in "Annäherungen".

grusz, hansz
 



 
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