Rosengarten

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Dimpfelmoser

Mitglied
Rosengarten

Wisst ihr, wo die Liebesrosen blüh’n?
In welch’ verwunsch’nem, seltsam fernen Garten
sie stolz und edel ihr Schicksal erwarten,
Prinzessinnen, geschmückt in rot und grün?

Schenkt sie euren Liebsten festtags oft,
ins Heim gekarrt in Öko-Einkaufsnetzen,
erstanden auf Basaren gleichen Plätzen,
zur Schau gestellt im schicken Wohlstandsloft.

Gartengleich ist Röschens Heimat nicht,
wächst sie doch auf in kaltsterilen Hallen,
von deren Dächern Pestizide fallen,
auf dass es ihr fortan an nichts gebricht.

Hegend, pflegend schreiten viele Frau’n,
die Babys auf den Rücken, im Rift Valley
down the roses’ large industrial alley,
um hungerlohnend nach Röschen zu schau’n.

Dort, wo keine Rose Liebe bringt,
kein Rosenkavalier den Frauen beisteht,
kein Wohlstand mit harter Arbeit einhergeht,
der Rosen Duft nur nach Ausbeutung stinkt.

Rosenbomber aus dem fernen Land
beschmeißen mit der Fracht die schicken Städte,
wo’s die geneigte Kundschaft gerne hätte
noch etwas günstiger am Verkaufsstand.

Rosendornenblutig ist der Preis,
wenn günstig, billig kauft ihr eure Blumen,
denn Röschens Eltern bleiben oft nur Krumen.
Was soll’s, es kümmert euch doch einen Scheiß.

Wisst ihr, wo die Liebesrose blüht?
Wo stolze, edle Frau’n sich für euch bücken,
die Schnäppchenviren ihre Löhne drücken
und Anstand hinterm Rosenbusch verglüht …
 

Mimi

Mitglied
Rift Valley?
...die "politische" oder eher "gesellschaftliche" Botschaft dieses Textes ist klar... aber die Lyrik bleibt hier auf der Strecke... das ist immer so das Problem mit "politischen" oder "gesellschaftlichen" Texten... schwierig...

Grüße
Mimi
 

Dimpfelmoser

Mitglied
Hallo Mimi und hein,

vielen Dank für Bewertung bzw. Kommentar und die Beschäftigung mit dem Text. Ich bin ohne Frage weit davon entfernt, souverän mit dem lyrischen Handwerk umzugehen, und vielleicht ist hier das Verhältnis aus Form und Inhalt unstimmig (auch wenn es mir irgendwie passend schien). Mich würde allerdings ehrlich interessieren, ob ihr das tatsächlich als generelles Problem 'politischer' Texte betrachtet, die in lyrischem Gewand daherkommen?

Viele Grüße
Dimpfl
 

hein

Mitglied
Hallo Dimpfel,

gegen den politischen Inhalt des Textes ist nichts zu sagen - dafür auch die Sterne.

Die Lyrik finde ich (und ich glaube auch @Mimi) ein wenig holprig.

LG
hein
 

Mimi

Mitglied
Politische Texte und Poesie schließen sich nicht automatisch gegenseitig aus... aber es kann eine ´heikle´Angelegenheit werden.
Oft gibt es vermeintlich politische Gedichte, denen die Politik im Wesentlichen fehlt; das sind dann eben Gedichte, nur keine politischen.
Oder aber, ( und das finde ich noch schlimmer) sie sind zweifelsfrei politisch, es fehlt ihnen aber an der dichterischen Formulierung und überhaupt an Poesie.

Das liegt aber m.E. nicht nur am häufigen ästhetischen Ungenügen der politischen Poesie, sondern inhaltlich auch daran, dass hier die große Gefahr besteht Klischees oder tendenziöse Darstellungen, Parolen und eben Phrasen an Stelle der Wirklichkeit treten zu lassen.
Das ließe politische Gedichte nur flach, leer und platt erscheinen, dabei macht es sicherlich einen Unterschied , ob politische Lyrik vom Inhalt oder von ihrer Funktion her definiert wird.

Aber ganz bestimmt vermag die politische Poesie auch poetisch auszudrücken, was beispielsweise in der nüchternen Sprache der journalistischen Prosa nicht beschrieben werden kann.
Klar ist aber auch: in der Politik als Eigenbegriff gibt es keine Ästhetik ... es gibt nur das Angenehme... oder eben das Unangenehme, Gedichte kennen ja auch keine Kompromisse.

Es ist also, zusammengefasst, eine sehr anspruchsvolle Poesie, wenn man ihr in weiten Teilen gerecht werden will.
Bertolt Brecht, Erich Fried (der schrieb auch Liebeslyrik) und natürlich Otto René Castillo ( (Literaturwissenschaftler und Guerillakämpfer) sind hervorragende Beispiele der politischen Lyrik.

Dein Text, erfüllt für mich persönlich, nicht die oben genannten Kriterien, deshalb ist er m.M. auch nicht sonderlich gelungen.
Er ist aber auch nicht sonderlich schlecht ( rein inhaltlich betrachtet, das reicht aber nicht!)
Politische Lyrik ist halt nun mal eine der "Königsdisziplinen" der Lyrik... finde ich jedenfalls...


Saludos
Mimi
 

Dimpfelmoser

Mitglied
Hallo Mimi und hein,

der Einschätzung von Dir, Mimi, zum Anspruch an vor allem politisch gedachte Texte, die in Gestalt eines Gedichtes erscheinen, kann ich vollständig folgen. Und ja, etwas holprig ist der Text wohl schon; so bleibt dann immerhin Raum für Verbesserung bei zukünftigen weiteren Versuchen. Castillo sagte mir übrigens (und leider) noch nichts, aber es schadet ja nichts, weiter dazuzulernen.

Viele Grüße
Dimpfl
 



 
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