Routine Einsatz

Acetylcholin

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Der Blitz schlug in den Kirchturm ein. Der schallende Donner übertönte für kurze Zeit das Getöse und Peitschen des Windes und die schlagenden Geräusche der dicken Regentropfen schienen für einen Moment innezuhalten. Das Licht ging genauso schnell, wie es gekommen war, doch es ließ etwas anderes zurück. Jemand anderen. Neben der Kirchturmspitze stand nun ein groß gewachsener Mann. Er trug einen feinen Anzug mit Krawatte, wie es in den 60er Jahren üblich gewesen war. Darüber trug er einen langen Mantel. Da stand er nun auf dem schiefen Dach des Kirchenturms, hielt sich mit einer behandschuhten Hand an der Spitze fest und holte mit der anderen eine Taschenuhr aus einer seiner Westen-Taschen. Er schien das um ihm tobende Unwetter gar nicht zu bemerken. Er sah kurz nach unten, bevor er absprang, landete elegant auf dem gepflasterten Boden neben der Kirche und sah sich ungeduldig um.

Wo zum Quantum nochmal, blieb dieser nichtsnutzige, ungehobelte Tollpatsch. Sie waren sowieso schon knapp dran. Er wollte nicht schon wider vor die Kommission treten müssen, nur weil dieser Idiot noch seinen Morgenkaffee in Ruhe trinken wollte. Während er daran dachte, verzog er unwillkürlich den Mund und sein Schnurrbart begann zu tanzen. Er wollte gerade beginnen ungeduldig mit den Finger zu tippen als in dem Baum nahe der Kirche endlich ein Blitz fuhr. Als dessen Licht erlosch, blieb ein stämmiger muskelbepackter Mann zurück. Er trug eine weite Stoffhose mit einem losen grob gewebten Leinenhemd. Um den Hals trug er eine Vielzahl von Amuletten.

Edward stöhnte, als er die dampfende Tasse Kaffee in der Hand dieses Mannes sah. Der Blick, den er dafür erntete, sagte nur, was ist? Ich bin pünktlich.
Ohne ein Wort der bergrüßung, zog er ein Smartphone aus der Hosentasche, sah auf den Display und deutete dann mit dem Kaffee auf die Scheune. Er nahm einen kräftigen Schluck aus der Tasse, während er sich in die Richtung begab, in die er gezeigt hatte. Marcel schob das Telefon wieder in die Tasche und zog stattdessen einen Apfel hervor. Während er genüsslich hinein biss, schüttelte Edward nur verständnislos den Kopf. Er selbst zog seinen Revolver aus dem Halfter unter dem Jackett und prüfte die Waffe noch einmal, bevor er sie zurücksteckte und ihn durch einen Schlagstock ersetzte.

Er begab sich zur Tür, zog sie vorsichtig ein Stück auf und lugte von der Seite hinein. Marcel ignorierte Edwards Bemühungen das Protokoll einzuhalten und stieß die Tür einfach auf. Er suchte an der Seite den Lichtschalter, den er auch glich betätigte und sah sich um. Während er noch einmal von dem Apfel abbiss, ging er auf den kleinen verängstigten Jungen zu, der zusammengekauert in einer Ecke saß. Er sah Marcel verängstigt an und quiekte kurz auf als er den altmodischen Mann mit dem Schnurrbart und dem Schlagstock sah. Marcel warf ihm daraufhin einen vielsagenden Blick zu, der Edward zum Wegstecken eben jener Waffe brachte.

Der sanfte Riese hockte sich vor den Jungen und begann beruhigend auf ihn einzureden. Edward ließ ihn machen, trotz seiner kräftigen Statur war er für diesen Job um einiges besser geeignet als er selbst. Sein Blick wanderte forschend über die ganzen Kisten und Strohballen, als er versuchte, seine Gegner zu finden. Dass sie da waren, daran zweifelte er nicht. Sonst wäre der Junge nicht so verängstigt gewesen. Da sah er den Schatten, nach dem er gesucht hatte. Blitzschnell hatte er seine Revolver gezogen und mehrere Energieimpulse darauf abgefeuert. Dass er die richtige Stelle getroffen hatte, verriet ihm der schwarze Nebel, der aus der Ecke aufstieg. Er wollte schon erleichtert aufatmen, als er das verräterische Zischen hinter sich vernahm. Instinktiv warf er sich zur Seite und rollte ab. Sofort hob er die Waffe wieder und zielte auf den Ursprung der Dunkelheit, die ihn fast verschlungen hätte. Wieder zwei leuchtende Blitze aus seiner Waffe. Doch diesmal traf er nicht. Er fluchte leise. Sah kurz zu Marcel, der sich den mittlerweile bewusstlosen Jungen über die Schulter geworfen hatte und nun Schlagringe in beiden Händen hielt.

Er sah noch, wie Marcel eine der Schatten mit den Händen ergriff und dann mit der anderen Faust auf ihn eindrosch. Aus dem Schlagring traten wie aus seiner Waffe Energiemassen aus. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich einer der Schatten ihm von hinter zu nähern versuchte. Er glaubte wohl, dass er von Nahem nicht so gefährlich war. Er zog kurzerhand den Schlagstock aus der Tasche und erledigte ihn mit zwei kräftigen Schlägen. Als er tot zu Boden fiel, löste sich die Dunkelheit auf und zurückblieb die Leiche von etwas, das früher mal ein Mensch gewesen war. Er wandte sich ab und suchte die Umgebung nach weiteren Feinden ab. Es gab keine mehr.

Marcel, der immer noch den Jungen auf der Schulter liegen hatte, zog wieder das Handy aus der Tasche und rief in der Zentrale an. Sie würden einen Aufräumtrupp schicken und drei Blitze, um sie zurück in ihre Heimat zu bringen.

Nun zumindest würde es von jetzt an die Heimat des Jungen sein. Er war jung, viel Jünger als die meisten, wenn sie erwachten. Vermutlich würde er sich dadurch schneller einfügen können. Das zumindest behauptete der Rat.

Er seufzte, säuberte seine Waffen, richtete seinen Anzug und begab sich dann in das Unwetter, welches ihn zurück in sein Zuhause bringen würde.
 

steyrer

Mitglied
Hallo!
Schön lässig und schaurig das Ganze. Ich seh direkt einen Hollywoodfilm vor mir. Leider geht aus der kurzen Textprobe nicht hervor, um was es jetzt wirklich geht. Ein paar Erbsen: ... den er auch glich gleich betätigte... und: Ohne ein Wort der bergrüßung Begrüßung... Der Titel Routine Einsatz gehört zusammengeschrieben, ebenso das Wort Westen-Taschen.

Schöne Grüße
steyrer
 



 
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