Rrokkari: Die Königin (Teil 2)

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Rrokkari: Die Königin (Teil 2)
Episode 2: Strafen und Freuden



Die ersten Minuten des Fluges herrschte andächtige Stille.
Cari dachte nach, fragte dann voller Sorge: „Besteht nicht die Gefahr, dass sie sich gegenseitig umbringen?“
„Es wird nicht geschehen. Das ist ein Ehrenkodex. Lust darf nicht töten, so lautet dieses Gesetz.“
„Und wie verträgst du unsere Atemluft?“
„Gut. Ich habe noch keine Ausfallerscheinungen. Ich bin wirklich erstaunt. Da habt ihr ja Glück – oder Pech, je nachdem, wie man es nimmt.“
„Du würdest über uns herfallen, wenn es nicht mehr erträglich wird?“
„Nein, Koli. Ich würde dich, zum Beispiel, in mein Gewand einhüllen. Und dort würdest du die unerschöpfliche Macht meiner Liebe erfahren.“
„Klingt spannend. Lieben sich die Frauen in diesem Frauenhaus auch so intensiv, wie deine Beschreibung jetzt klingt?“
„Gelegentlich schon. Es hat schon seinen Sinn, dass sie zu zweit wohnen“, sagte Ana und lachte.
„Die Schleuse ist geöffnet, ja?“, unterbrach Cari die erregende Unterhaltung.
„Aber sicher. Mein Kind macht das. Es kennt sich gut damit aus. Aber der Satellit erkennt euer Schiff auch so.“
„Satellit?“, erschrak Cari.
„Pallto glaubt noch immer, er hätte die Macht über diese Schleuse. Dem ist aber keineswegs so. Mein Kind und ich selbst, wir haben das immer im Blick, wenn es erforderlich ist.“
„Warum hast du uns dein Kind nicht vorgestellt?“, fragte Aureli und bemühte sich, Anas Gedanken nicht zu lesen.
„Niemand kennt meine Tochter!“ Dabei schaute sie Aureli streng an, ging in die Offensive. „Aureli, du möchtest mir etwas sagen, nicht wahr?“
Aureli wollte nicht leugnen, sagte dann: „Ich habe das Gefühl, du glaubst, ich würde deine Gedanken lesen.“
„Ich spüre, dass du dazu fähig wärst. Ich kann es auch ein wenig, aber das weiß hier niemand.“
„Ich möchte es nicht bewusst tun, verstehst du? Das tut man unter Freunden nicht. Aber manche Dinge liegen ganz offen da.“
„Ich weiß, Aureli. Ich tadele dich nicht. Auch Palltos Gedanken sind völlig offen. Die kann sogar ich zuweilen sehr deutlich sehen, bevor er die Gelegenheit sucht, es zu leugnen. Aber er ist trotzdem so ehrlich, es dann zuzugeben. Andere Dinge kann er sehr gut verbergen.“
„Geht er auch hinaus in die Stadt?“ Cari stellte eine kompromittierende Frage, glaubte sie.
„Sicher. Aber er würde es nie zugeben. Es ist sein Leben, das er damit ruiniert. Die Kroliaren da draußen sind oft krank. Aber diese Krankheiten sind nicht heilbar, allerdings auch nicht tödlich. Das wissen wir.“
„Da könnten wir vielleicht helfen“, schlug Koli vor.
„Da besteht keine Chance. Sie haben nicht diesen Ehrenkodex, den ich vorhin erwähnte. Jeder Fremde würde getötet.“
Cari war entsetzt. „Es wurden schon welche gefunden?“
„Einige. Ja. Aber die Krankheitserreger verlassen offenbar den toten Körper recht schnell wieder. Wir haben nur eine einzige Probe, die es belegt. Aber wir können es nicht bestimmen. Also können wir kein Gegenmittel entwickeln.“
„Es kann doch nicht schaden, sich das mal anzusehen“, meinte Koli.
„Das ist zu gefährlich. Ich möchte euch nicht in Gefahr bringen“, wehrte Ana ab.
„Wir reden später darüber. Jetzt zeigen wir dir erstmal unser Schiff“, verkündete Cari, als sie den Gleiter in den Hangar steuerte und sanft aufsetzte.

Ripuk nahm sie in Empfang. „Oh, wir haben einen reizenden Gast. Warum habt ihr nichts gesagt?“
„Damit nicht alle Männer jetzt hier stehen und sie begaffen!“, gab Cari streng zurück.
„Oh, entschuldige. Wer ist denn die Gute?“
„Königin Anayana“, stellte sie sich selbst vor.
„Eine Königin. Das hättet ihr nun wirklich sagen können. Dann hätte ich mich doch ein bisschen schick gemacht. Für solche Anlässe haben wir schließlich eine hübsche Uniform. Aber ihr habt ja eure Schutzmäntel auch schon wieder abgelegt“, stellte er dann fest.
„Geh wieder an die Arbeit, Ripuk“, sagte Cari streng und führte die anderen weiter.
„Du fühlst dich gut?“, flüsterte Koli zu Ana.
„Sehr gut sogar. Ripuk ist doch ein stattlicher Bursche. Männliche Rrokkari sind etwas größer als ihr, ja?“
„Du bist trotzdem größer als er.“
Ana kicherte. „Eure Luft bekommt mir so gut, dass ich geneigt bin, ihn gleich noch einmal zu besuchen.“
„Moment mal!“, empörte sich Cari. „Das solltest du nicht tun. Du willst doch dein Kind nicht gefährden, das du von Pallto in dir trägst.“
„Da kann absolut nichts passieren. Die Kindskammer ist hermetisch abgeschlossen.“
„Die Luft bekommt dir nicht. Du entwickelst seltsame Gelüste, fürchte ich.“
„Nein, Cari. Es ist alles gut. Es ist ganz anders, als auf Verodara. Völlig anders. Wer zeigt mir jetzt einen dieser tollen Räume?“, forderte Ana voller Wissensdurst.
„Du bist sehr ungeduldig. Wir haben heute noch nichts gegessen. Wollen wir nicht zuerst zusammen speisen?“
„Werdet ihr dann wieder so etwas dicklicher?“ Ana schien sich zu amüsieren.
„Ein bisschen, ja“, gab Cari zu.
„Und wie korrigiert ihr das dann? Du hast gesagt, ihr müsstet dafür etwas tun.“
„Auch das können wir dir zeigen.“ Cari wirkte ein wenig genervt. Offenbar war der Wissensdurst ihres Gastes etwas zu fordernd.
„Alles okay mit dir?“, fragte Ana ganz unschuldig.
„Ich habe Hunger!“, knurrte Cari.
„Okay, dann essen wir.“
„Unsere Küchenchefin wird dir gewiss gefallen. Sie erfüllt dir jeden Wunsch, sei er auch noch so exklusiv.“
Ana schaute die Rrokkari erstaunt an. „Wie kann das sein, wenn eure Spezies unsere noch gar nicht kennt?“
Sie erreichten den Speiseraum.
„Sie nimmt ein Geschmacksmuster von deiner Zunge. Komm.“ Cari richtete sich an die Köchin. „Sati, hier ist eine neue Herausforderung für deine Kochkünste.“
„Oh, Cari, wen hast du denn da mitgebracht?“
„Wir hätten gerne etwas zu essen“, knurrte Cari sichtlich aufgekratzt.
„Königin Anayana von den Kroliaren, liebe Sati. Ich bin gespannt“, frohlockte Ana und streckte ihre hellblaue Zunge hervor.
Die Rrokkari schauten sie interessiert an.
Sati legte ein Stäbchen darauf und wartete, bis es sich zu verfärben begann. Dann sah sie sich das Messinstrument an und sagte: „Oh, das ist nicht leicht, aber nicht unmöglich.“
„Jetzt bin ich echt gespannt“, übte sich Ana in Geduld.
„Du wirkst richtig abenteuerlustig, Ana“, meinte Aureli.
„Und, was will ich als nächstes? Siehst du es schon in meinen Gedanken?“
„Nein, das tue ich nicht. Wir haben ja schon einige Ziele auf dem Plan stehen. Alles der Reihe nach, liebe Ana.“

Nach einer Weile kam Sati mit vier Tellern aus der Küche. „Ich denke, es ist was geworden“, sagte sie.
„Es sieht auf jeden Fall schon mal gut aus“, lobte Ana.
Dann saßen alle vor ihren Tellern, doch keiner wagte zu probieren. Sati schaute sie alle erwartungsvoll an.
Cari nahm das Besteck zur Hand und schnitt ein Stück von der Pastete ab, probierte und nickte erfreut.
„Gut?“, hoffte Sati.
Cari nickte erneut.
„Phantastisch!“, rief Ana, die ebenfalls probiert hatte. „Ich liebe diese Rombalaa-Pastete!“
Auch Koli und Aureli stimmten zu. Sati strahlte.
„Ihr tragt tatsächlich keine Kleidung, wenn ihr unter euch seid?“, stellte Ana fest.
„Sehr selten. Stört es dich?“, fragte Cari unsicher.
„Oh, nein. Aber ich kann mein Gewand nicht so einfach ablegen. Verzeiht mir das bitte. Es ist gewissermaßen ein Teil meines Körpers.“
„Niemand wollte das von dir verlangen, Ana. Es ist alles in Ordnung“, versicherte Aureli.
Dann verstummten alle, genossen das vorzügliche Essen.

„Ihr zeigt mir gleich, wie ihr diese Veränderung in eurem Aussehen wieder bereinigt, ja?“
„Sicher“, gelobte Cari. „Das war wirklich sehr lecker.“
„Ich werde zu Sati gehen, um mich zu bedanken. Darf ich?“
„Natürlich, Ana. Geh zu ihr in die Küche“, sagte Cari.
Ana stand auf und ging durch die Schwingtür.

„Sati, ich möchte dir danken.“
„Oh, Ana. War es wirklich gut?“
„Sati, es war unglaublich. Ich wollte dir danken. Auf ganz besondere Weise, wenn du den Mut hast.“
„Wie meinst du das?“
„Ich spüre, dass du bereit bist, Sati. Lass dich umarmen.“
Sati trat näher an Ana heran, die dann ihr Gewand öffnete, auf Sati zuging und sie vollkommen darin einhüllte.

„Ana wirkt sehr beschwingt. Sie ist offen für alles, was neu ist. Sie will alles wissen.“ Dies hatte Aureli in den Gedanken der Königin erkannt, ohne dass sie sich große Mühe hatte geben müssen.
„Sie bleibt recht lange bei Sati“, stellte Cari nun fest.
Doch in diesem Augenblick kam Ana aus der Küche. Sie machte ein unfassbar glückliches Gesicht. Und dann kam Sati in den Saal. Auch sie wirkte wie beseelt.
Ana ging auf Cari zu. „Was ist das nächste Ziel?“
„Unsere Berieselungsanlage? Um dir zu zeigen, wie wir danach wieder besser aussehen?“
„Oh, ja. Das klingt lustig“, äußerte sie Freude, ging noch einmal zu Sati und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Die Küchenchefin ihrerseits erwiderte diese zärtliche Geste auf die gleiche Weise.
Oh, dachte Cari, haben wir da was verpasst?

„Meine Mannschaft vergnügt sich mit den Frauen, und wir sind hier eingesperrt!“, klagte Pallto, als Rasko und Tarko sich ein wenig beruhigt hatten.
„Du solltest eben deine Königin nicht verärgern!“, schrie Rasko. „Ich habe auch keine Lust mehr auf euch zwei. Ich will endlich eine Frau!“
„Sie ist mit unseren Gästen fort geflogen. Wer weiß, was sie da jetzt erlebt“, lamentierte Pallto.
„Sie wird doch sicher auch Gelüste bekommen. Sie ist in Gefahr, Pallto! Wir müssen hier raus und sie retten!“, forderte Tarko.
„Rede keinen Unsinn. Die Königin ist über solch primitive Gelüste erhaben. Sie hat sich in der Gewalt. Sie lässt sich nur von mir dazu verführen.“
„Das glaubst du wirklich?“, stichelte Rasko.
„Wage es nicht, mit Schande über die Königin zu reden! Dann war es das letzte Mal, dass du gesprochen hast! Lass es dir gesagt sein!“
„Wir werden dieses Fest hier in der Zelle schmoren.“ Tasko war den Tränen nahe.
„Wie will sie eigentlich verhindern, dass wir über sie herfallen, wenn sie uns wieder frei lässt?“, stellte Rasko eine brutale, aber berechtigte Frage.
„Wagt es euch nicht!“, drohte Pallto, obwohl auch er nicht sicher war, ob es vermeidbar sein würde. „Sie würde euch auf der Stelle töten!“
„Dich auch?“, provozierte Tarko.
„Vielleicht ...“, meinte Pallto nachdenklich. „Aber sie wird mich auf jeden Fall bestrafen, wenn ich die Kontrolle verliere.“
„Ich weiß doch, warum sie dich nicht gleich töten würde“, bohrte Rasko weiter in Palltos Seelenheil.
„Was weißt du?“, schrie er ihn an. „Gar nichts! Und jetzt sei still! Sonst wird die Strafe nur um so härter, die ich dir dann zuteil werden lasse! Hast du verstanden?“
„Du kannst uns nicht drohen, Pallto. Mit vereinten Kräften haben wir dich immer in der Gewalt.“ Rasko hoffte auf die Unterstützung des jungen Kameraden und sah ihn fordernd an.
Tarko nickte missmutig.

Ana beobachtete die drei Rrokkari in dem runden Becken, das in der Mitte einen Ablauf hatte. Und sie erkannte auch die vonstatten gehende Veränderung.
„Gleich seid ihr wieder sauber und hübsch anzusehen“, flötete sie vergnügt.
Cari kam die drei Stufen zuerst wieder hinauf. Sie schüttelte sich kurz, um die grobe Feuchtigkeit aus dem Fell zu bekommen.
„Ich könnte dich abtrocknen“, bot Ana an.
„Ach, nein. Ist nicht nötig. Das trocknet ganz schnell.“
„Ich möchte es aber“, sagte Ana und ging auf Cari zu.
„Warum?“
Langsam breitete Ana ihre Arme aus, öffnete damit auch ihr Gewand, machte noch einen Schritt auf Cari zu, die nicht zurück wich, aber unschlüssig zu den anderen sah.
„Darf ich?“, blieb Ana geduldig. „Normalerweise brauche ich nicht fragen. Niemand würde es ablehnen.“
„Sati ...“, bemerkte Cari. „Ich ...“ Sie blieb unentschlossen, doch sie spürte, dass der Druck von ihr abfiel.
Und dann ließ sie es geschehen. Ana hüllte sie vollständig in ihr Gewand ein. Ach, du liebe Güte, dachte Cari, das ist nicht wahr, das träume ich doch!
„Cari!“, rief Koli aufgeregt. „Was tust du da, Ana?“
Wenige Augenblicke später öffnete Ana das Gewand und entließ eine glückselig strahlende Cari aus ihrer Umarmung.
„Cari!“, rief Koli erneut. „Was ist mit dir?“
„Ich fühle mich richtig gut, Koli. Ehrlich. Das war unbeschreiblich.“
Koli schaute Ana an. Auch Aureli trat näher, schaute zuerst Cari an, erkannte ihre erfreuten Gedanken und näherte sich Ana. Die hatte von Aureli einen sanften Impuls eines Gedanken bekommen, der ihr befahl, das Gewand auch für sie zu öffnen.
Koli stand wie gebannt da. „Aureli! Was tust du?“
Cari legte den Arm um Kolis Schulter und sagte: „Habe den Mut. Du wirst es nicht bereuen.“
Und als Ana Aureli aus der Umarmung entlassen hatte, schaute sie schließlich Koli an. Die schaute unruhig umher, doch nun drängte es auch sie, dieses Erlebnis zu erfahren.
„Komm her, Ana. Nimm auch mich in deinem Gewand auf“, forderte Koli.
Die Königin hüllte die Rrokkari sogleich ein.

„Verdammt, ich frage mich, wie sie durch die Schleuse gekommen sind“, grübelte Pallto.
„Und wie kommen sie wieder zurück?“, fragte Rasko.
„Oh, Leute, hört ihr das auch? Die lustvollen Gesänge unserer Kameraden und der Frauen? Verdammt! Wir könnten doch jetzt auch dort sein. Wir müssten dort sein!“, schrie Tarko verzweifelt.
Dann überkam die drei der nächste Schub brutaler Gelüste. Es war mitten in der Nacht. Bis zum Morgen würde noch mindestens eine weitere solche Phase kommen.

„Ana, wir müssen reden.“ Cari hatte die Besinnung wiedererlangt. „Ich gebe zu, es war berauschend schön, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es gutheißen mag. Du solltest nicht zu ungestüm in deinen Taten sein.“
„Ich hoffe, du willst es mir nicht verbieten, liebe Cari. Natürlich würde ich dich fragen, wenn ich es erneut ...“
„Himmel, nein. Ich will dich nicht bevormunden oder gar beleidigen. Du darfst tun, was du tun magst, aber ich bin nicht sicher, ob du es jedem hier an Bord schenken solltest. Verstehst du?“
„Du sagtest 'schenken'. Das klingt nach Hochachtung. Ich danke dir.“
„Oh, ja, ich empfinde es jetzt wirklich als Geschenk.“
„Es ist schon ein besonderes Erlebnis hier bei euch. Die ganze Umgebung ist eben eine andere. Sie stimuliert mich auf besondere Weise. Ich bin sehr glücklich, dass ich hier sein darf, Cari.“
„Wir sind auch sehr erfreut, dass du hier bist, Ana. Du inspirierst uns ebenfalls.“
„Ich möchte eure Sinnestraumräume kennenlernen.“
„Du kannst nicht einfach in einen dieser Räume hinein gehen und glauben, dass es die Offenbarung für dich wird. Das kann ich nicht zulassen. Wir wissen doch gar nicht, ob du die Atmosphäre dort verträgst“, äußerte sich Cari besorgt.
„Die Luft in euren Räumen ist doch die gleiche, wie die, die ich jetzt atme, oder nicht?“
„Ja ... Nein, nicht ganz.“
„Ach! Was soll da passieren?“
„Das virtuelle Bild, welches entsteht. Es kann verstörend wirken, wenn du es nicht greifen kannst. Du musst deine Fantasie sehr bemühen, um nicht nur ein Bild zu sehen, sondern auch einen anderen Körper spüren zu können.“
„Ihr konntet auch nicht erahnen, was euch in meinem Gewand erwartete. Und doch konntet ihr nicht widerstehen.“
„Ich frage mich, wie du das gemacht hast.“
„Oh, Cari. Ich habe deine Fantasie sehr deutlich gespürt, die du in diesem wundervollen Moment bemüht hattest. Es war so real, wie ich es mir in euren Räumen dort vorstelle. Nur mit meinem Dazutun wurde es unter meinem Gewand tatsächlich real. So werden bei uns die Nachkommen gezeugt, wenn ich als Frau einen Mann einhülle.“
„Das ist faszinierend, Ana. Ich denke, ich kann für meine Kameradinnen mitsprechen, dass du uns ein sehr intimes Erlebnis geschenkt hast. Koli? Aureli?“ Cari schaute die beiden fragend an, die vehement nickten. „Und Sati hast du auch beglückt, nicht wahr?“
„Sie hatte keine Angst. Sie war sofort bereit. Das habe ich sehr deutlich gespürt. Sie hat sich völlig hingegeben. Darum hatte es auch etwas länger gedauert“, gestand Ana.
„Du wirkst noch sehr munter. Du willst es jetzt unbedingt wissen, ja?“
„Ja, Cari. Ich komme mit dir in einen solchen Raum.“
„Mit mir?“, erschrak Cari. „Oh, ha ... Das wollte ich eigentlich nicht, aber ...“
„Ich vertraue Dir. Vertraue du auch mir. Ich möchte sehen, wie du dich mit einem Mann paarst.“
Aureli erkannte die Panik, die Cari überkam. Offensichtlich war es dieser peinlich, sich so offen zu präsentieren. Die Seherin sandte ihrem Captain eine telepathische Botschaft mit der Frage, ob sie, Aureli, diese Aufgabe übernehmen solle. Cari schaute sie fassungslos an. Das geht mir jetzt alles ein bisschen zu schnell, dachte sie. Und Aureli hatte es erkannt. Also sandte sie auch Ana eine Botschaft mit dem entsprechenden Vorschlag.
Ana war völlig auf Cari fixiert, doch als sie die Gedankenbotschaft erreichte, schaute sie Aureli an und nickte mit einem Lächeln.

Wieder hatten sie sich beruhigt. Doch die Freudengesänge der anderen waren noch immer zu hören. Es nahm kein Ende.
„Ich halte das nicht mehr aus!“, schrie Tarko.
„Jetzt schrei hier nicht rum! Davon wird es nicht besser“, maulte Pallto.
„Doch! Lass uns noch lauter schreien. Vielleicht hört uns jemand und befreit uns“, hoffte Rasko.
„So verrückt wird niemand sein, du Idiot!“, schrie Tarko, schlug nach dem Kameraden.
„Ihr seid doch irre!“, rief Pallto. „Es wird ganz sicher niemand kommen.“
Und doch begannen alle drei so laut zu schreien, wie sie konnten, in der irrigen Hoffnung, dass sich jemand davon angezogen fühlen mochte, um sie befreien.

Cari war unruhig. „Und ihr seid sicher, dass da nichts passieren kann?“
„Es kann nichts passieren. Ich werde ihr das Ritual zeigen.“
„Okay, Aureli. Ich vertraue deinem Wort. Du weißt, was du zu tun hast, wenn es etwas geben sollte, was Ana schaden könnte. Wir sind auf der Brücke.“
„Es ist mir eine große Freude, etwas so Besonderes erleben zu dürfen. Komm, Aureli. Ich bin schon ganz aufgeregt.“ Ana konnte es kaum erwarten.

Cari und Koli betraten die Brücke.
„Statusbericht!“, forderte die Kommandantin.
„Es ist alles gut, Captain“, meinte Danar, wirkte jedoch etwas abgelenkt.
„Was tust du da?“
„Was passiert da unten? Schon seit gestern Abend tummeln sich dort im Innenhof des Palastes über zweihundert Personen. Was tun die da?“
„Danar! Wer hat dir erlaubt, das Treiben auf dem Planeten so genau zu beobachten?“
„Ich kann es nicht genau beobachten.“ Er klang enttäuscht.
„Das solltest du auch nicht!“
„Ach, ich verstehe. Du hast die Sensoren so eingestellt, dass ich nicht näher ran komme“, neckte Danar sie.
„Das war ja wohl auch gut so, du kleiner Schelm“, schoss sie zurück, trat näher an ihn heran und schlug ihm sanft in den Nacken.
„Wir hatten nur eure Signaturen im Auge behalten, falls es Ärger gegeben hätte. Das weiß man ja nie so genau, nicht wahr?“, rechtfertigte er sich.
„Und warum beobachtet ihr noch immer die Oberfläche? Wir sind schon lange wieder an Bord!“, ging Cari Danar erneut an.
Was läuft da unten?“
„Okay. Die Kroliaren feiern ein Fest. Das dauert drei Nächte und zwei Tage. Und sie tun in dieser Zeit nichts weiter, als feiern und ...“
„Und was?“, fragte Danar neugierig.
„Du kannst es nicht sehen, nicht wahr?“, stichelte Cari.
„Oh, ich ahne es, denn sonst würdest du mich nicht so damit aufziehen.“
Cari grinste frech.
„Echt?“ Nun wurde auch Patar hellhörig. „Die treiben es da ganz wild, ja?“
„Das geht uns nichts an. Das ist ihre Tradition. Sollen sie sie pflegen, solange sie noch können.“ Caris nachdenklicher Blick verriet ihre Gedanken.
„Was meinst du?“
„Danar, dieses Volk wird aussterben, wenn ...“
„Sie haben einen genetischen Defekt, der ihnen zu wenig Nachkommen liefert. Zu wenig gesunde Nachkommen“, korrigierte Koli. „Wenn man diesen Defekt beheben könnte ...“
„Ihr habt schon eine Idee, wie das gehen kann?“, hoffte Patar auf eine Lösung.
„Nein, aber die Königin ist an Bord. Wir werden sie bitten müssen, eine Gewebeprobe abzugeben.“ Cari war jedoch unsicher, ob Ana damit einverstanden wäre.
„Dann stell sie uns doch bitte mal vor“, forderte Danar mit dem ihm eigenen Unterton der Gier nach optischen Leckerbissen, wie er es nannte.
„Halte dich zurück, Danar!“, tadelte Cari ihn entsprechend.
„Wo ist sie denn jetzt?“
„Danar! Sie ist mit Aureli ...“ Cari brach ab. Nein, dachte sie, das werde ich ihm nicht sagen. „Sie sind noch auf einem kleinen Rundgang“, erfand sie unverfänglichere Aktivitäten.

Aureli hatte ihre Sinne geschärft und eine virtuelle Szene erschaffen, die die erregende Stimmung verdeutlichte, die für diese Zeremonie des Paarungsrituals unabdingbar war.
„Wir haben auf Rrokkar vier Monde. Unter jedem dieser Monde darf diese besondere Zeremonie, sofern sie zur Zeugung von Nachkommen genutzt wird, im realen Leben nur einmal ausgeübt werden. Und zwar in einer mondlosen Nacht“, erklärte Aureli. „Deshalb haben wir diese Räume. Denn wer will schon in all der anderen Zeit auf diese schönen Dinge verzichten?“
„Hier auf dem Schiff ist es nicht gestattet, richtig? Deshalb habt ihr diese Räume. Sag mir, was geschieht nun?“
Aureli nickte, schmunzelte. „Hier sehen wir unsere Monde nicht, es kann also nicht funktionieren.“
„Dann erzähl mal“, drängte Ana.
„Die paarungsbereiten Rrokkari essen ganz besondere Früchte, trinken ganz besonderen Wein, der ebenfalls aus diesen Früchten gemacht wurde, und dann bereiten sie sich auf die Paarung vor.“
„Das erregt mich, muss ich gestehen. Ich bin schon sehr gespannt, was du gleich tun wirst. Wo ist denn dein Partner?“
Aureli konzentrierte sich und schon erschien ein stattlicher Rrokkari und kam auf Aureli zu.
„Ripuk!“, rief Ana. „Das ist das Abbild von Ripuk.“ Da war sie ganz sicher.
„Verrate es niemandem, ja?“ Es war Aureli unangenehm, sich offenbart zu haben. „Das wird niemals geschehen dürfen“, sagte sie traurig.
„Kann ich mir nun auch einen Partner vorstellen, mit dem ich hier und jetzt ...“
„Das erfordert eine enorme Anstrengung des Geistes, dieses Bild aufrecht zu erhalten. Diese Fähigkeit ist jedem Rrokkari gegeben. Doch das Bild allein genügt ja nicht. Es soll schließlich körperlich werden. Wie gesagt, man muss sehr fokussiert sein, damit es so bleibt.“
„Ich möchte es versuchen, Aureli. Wenn es dich nicht zu sehr ablenkt.“ Ana schmunzelte.
„Meine Kraft ist stark genug, dass ich mein Bild nicht verliere. Aber wirst du nicht zu sehr von meinen Aktivitäten abgelenkt sein?“
„Ich schaue mir jetzt dein Ritual an. Und wenn das beendet ist, dann versuche ich mich mal daran. So ist es wohl besser.“
Aureli fuhr fort. Sie tauschte mit ihrem virtuellen Partner die Früchte, die sie sich gegenseitig in den Mund führten, tranken den Wein mit ineinander verwobenen Armen und kamen schließlich zum Höhepunkt des Rituals, der körperlichen Vereinigung.
Der weibliche Unterleib wies vier rautenförmige Polster auf, in deren Zentrum eine Öffnung zu erkennen war, wenn diese Polster stimuliert wurden.
Der männliche Gegenpart bestand aus einem ebensolchen einzelnen Polster, das sich in diese Kuhle zwischen den vier Polstern einzubetten hatte, um den Dorm zu stimulieren. Der Dorm war das stabförmige Geschlechtsorgan des Rrokkari, das nun aus seiner Hautfalte herausdrang und in die Öffnung, die Vulva der Rrokkari, eintauchte. Dies geschah für gewöhnlich erst, nachdem sich die Polster aneinander geschmiegt hatten, musste aber nicht so sein.
Aureli war hochkonzentriert. Die Körper der beiden Rrokkari begannen sanft zu schwingen, blieben aber die ganze Zeit fest aneinander.
„Man sieht ja gar nichts.“ Ana kicherte leise.
Aureli reagierte nicht darauf, denn es hätte ihre Konzentration zu sehr gestört. Sie führte Ana dieses Erlebnis in Perfektion vor.

Saraki wachte auf. Sie lauschte dem betörenden Treiben im Innenhof. Doch sie wusste nicht, was es zu bedeuten hatte. Die Mutter hatte ihrem Kind nie von den alten Traditionen erzählt. Sie kannte nur das Leben im Palast und den eigenen Garten der Königin. Doch nun wurde sie neugierig. Sie trat ans Fenster und schaute hinunter in den Hof.
„Himmel, was tun die denn da?“, flüsterte sie zu sich. „Das kann doch nicht richtig sein. Nur weil die Königin nicht da ist, drehen hier alle durch“, glaubte sie. Doch die Neugierde war stärker.
Saraki wusste nicht, dass dieses wilde Treiben durch die Atemluft in der Welt da draußen hervorgerufen wurde. Sie hatte ihr ganzes Leben, das nun zwölf Jahre lang war, nur die reine und wohlriechende Luft in den Räumen des Palastes und auch des Gartens geatmet. Der Garten war von einer Glaskuppel überspannt.
Saraki wurde immer unruhiger. Es war mitten in der Nacht. Sie öffnete das Fenster. Eine Gravitationsschleuse verhinderte allerdings, dass sich die Raumluft mit der Außenluft vermischte oder die Außenluft gar in die Räume dringen konnte. Nun hörte sie die Schreie und das Jauchzen der Kroliaren im Hof noch lauter. Und wieder wunderte sie sich, was dort unten wohl geschah.
Sie lauschte den Stimmen, die frohen Mutes erklangen, doch dann drangen auch gellende Schreie der Angst aus diesem murmelnden Frohsinn heraus.
Es waren die drei Gefangenen in ihrem Gefängnis.

„Der Rundgang dauert aber ganz schön lange“, reklamierte Danar ungeduldig.
„Sei still!“, schimpfte Cari, die nun doch das Verlangen spürte, ihren Sinnestraumraum aufzusuchen.
Doch dann kam Aureli herein. Sie wirkte sehr zufrieden.
„Wo ist Ana?“, erschrak Cari, weil die Königin nicht folgte.
„Abiti ist bei ihr. Sie wird ihr helfen können, wenn sie Hilfe benötigt.“
„Aureli, so war das nicht vereinbart. Du bist für Anas Sicherheit verantwortlich. Bitte geh wieder zu ihr!“, klagte Cari wütend.
Nur einen Augenblick später ging die Tür auf und Abiti, die Schiffsärztin, stand mit Ana da. Die Königin wirkte völlig beseelt von den Dingen, die sie gerade erlebt hatte.
„Ana!“ Cari lief auf sie zu. „Ist alles in Ordnung?“
„Es geht mir ausgezeichnet. Danke, Cari.“
„Das war ja wohl ein ganz besonderer Rundgang“, warf Danar ein und bestaunte die Königin.
„Du bist still!“, befahl Cari unverzüglich.
„Sie hat mir gestattet, eine Blutprobe abzunehmen, um ihre Physiologie zu studieren“, freute sich Abiti. „Sie ist einverstanden, dass ich nach einer Lösung suche.“
„Das haben wir schon erledigt“, sagte Ana zu Cari. „Ich hoffe, du kannst unserem Volk helfen“, richtete sie sich dann an Abiti.
„Ich werde alles versuchen“, versicherte die Ärztin, die nach dem medizinischen Test ebenfalls in den Genuss des einhüllenden Gewandes der Königin gekommen war und entsprechend freudig strahlte.
„Es wird bald hell über deinem Palast, liebe Ana. Wann müssen wir aufbrechen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Cari zu ihrem Kommandosessel, drückte einen Knopf und rief: „Ripuk! Ist der Gleiter startklar?“
„Aber sicher. Alles perfekt.“
„Wir sind unterwegs. Kommt ihr?“, bat Cari.
„Wann dürfen wir auch mal runter?“ Danar war ungeduldig.
„Das ist jetzt gerade kein günstiger Zeitpunkt“, meinte Ana und erhielt von Cari vehemente Zustimmung.

Saraki stand noch immer am Fenster, als die Sonne aufging und ihr ins Gesicht schien. Sie hatte so ein sanftes Kribbeln verspürt und ihr Gewand geöffnet, um zu erfahren, welche Wirkung es haben mochte. Doch ohne einen Gegenpart, den sie darin einhüllen konnte, blieb es bei diesem sanften Kribbeln, das sie durchfuhr. Ich werde Mutter fragen, dachte sie. Da sah sie den nachtblauen Gleiter und eilte in ihr Zimmer, um die Schleuse zu öffnen, was der Automatiksensor allerdings bereits ausgelöst hatte, weil er die Kennung des Schiffes schon abgeglichen hatte.

„Wie gedenkst du dich jetzt vor den wilden Bestien zu schützen, wenn du sie freilässt?“, formulierte Aureli es humorvoll.
„Pallto und die beiden anderen? Ach, die werden sich hüten, mir etwas antun zu wollen. Ich glaube, sie werden eher sofort in den Innenhof rennen und sich die erste Frau greifen, die sie bekommen können.“
„Du glaubst, du als Königin bist vor ihren Angriffen in dieser Richtung gefeit, ja?“, hoffte auch Cari.
Dann setzte der Gleiter sanft auf. Als die Passagiere ausstiegen, hörten sie die Schreie der drei Gefangenen.
„Seid endlich still!“, rief Ana. „Eure Königin ist wieder da.“
„Vorsicht“, äußerte Cari ihre Bedenken.
Königin Anayana holte den Schlüssel hervor und zeigte ihn den Gefangenen. Sofort schlugen sie gegen die Gitter.
„Lass uns raus!“, rief Pallto aufgebracht. „Lass uns endlich raus!“
„Ihr habt eure Waffen bereit, ja?“, richtete sich Ana an Cari, die sofort nickte. Zu den Gefangenen sprach sie: „Dann lasse ich euch jetzt frei, wenn ihr mir versprecht, nichts Ungebührliches zu tun. Gebt mir euer Ehrenwort, oder ihr werdet sterben!“
Die drei wurden plötzlich lammfromm. Ana öffnete das Gittertor, doch die drei verharrten. Dann trat sie zur Seite und wies ihnen mit der Hand den Weg, den sie zu gehen hatten. Gehorsam kamen sie wie scheue Tiere aus ihrem Käfig. Erst, als sie das Tor zum Innenraum passiert hatten, stürzten sie los.
„Seht sie euch an!“, rief Ana gut gelaunt. „Jetzt dürfen sie endlich das tun, was sie schon gestern Nacht hätten tun wollen. Aber diese Strafe wird sie lehren, das Wort der Königin zu respektieren.“
Mit gieriger Härte drängten Pallto, Rasko und Tarko die Männer von den ersten Frauen, die sie erreichten, obwohl jene gerade miteinander kopulierten, um selbst über die Frauen herzufallen und ihre unbändige Lust zu stillen.

„Und die Frauen haben wirklich Spaß dabei?“ Cari konnte es nach dieser Beobachtung gar nicht glauben.
„Sie haben fast zweihundert Tage darauf gewartet. Sie werden die Tage des Festes mit allen Sinnen genießen und sich an den Männern erfreuen, mit denen sie zusammen kommen.“
„Lässt sich denn überhaupt noch ausmachen, wer letzten Endes der Vater der Nachkommen gewesen ist?“
„Nein. Das ist auch gar nicht wichtig.“
„Oh, das denke ich nicht. Vielleicht ist es diese ...“ Cari räusperte sich, bevor sie weiter sprach. „Na, dieses Gemisch aus Erbanlagen, die sie aufnehmen. Vielleicht ist das verantwortlich für die vielen Fehlbildungen, wenn sie denn in euren Augen als solche gesehen werden.“
„Du meinst die Unfruchtbaren und die Beidgeschlechtlichen, ja? Letztere sind nicht zwangsläufig unfruchtbar. Das ist zweifelsfrei erwiesen.“
„Ist es möglich, dass das bunte Erbgut, das bei diesem Fest verteilt wird, für die Probleme verantwortlich ist?“
„Das würde die Tradition dieses Festes in Frage stellen.“
„Es ist klar, dass du das deinem Volk nicht antun kannst. Aber wenn es der einzige Weg zur Rettung wäre?“
„Cari! Gewiss habt auch ihr Traditionen, die gegen die Vernunft zur freien Entfaltung eines Jeden stehen mögen. Schafft ihr sie deshalb ab? Sicher nicht.“
„Das sieht man als Beteiligter immer aus einem sehr persönlichen Blickwinkel. Es ist richtig, wenn man dann sagt, es sei immer so gewesen, also wird es auch so bleiben. Jede Spezies identifiziert sich auch über die eigenen Traditionen“, philosophierte Cari. „Dafür habe ich volles Verständnis.“
„Kroliaren wären keine Kroliaren mehr, wenn es dieses Fest nicht gäbe. Es würde ihnen etwas sehr Elementares geraubt“, erklärte Ana.
„Du weißt, dass dein Volk daran in einigen Generationen zugrunde gehen könnte. Vielleicht ist es auch nur eine Kleinigkeit, die zu korrigieren wäre. Abiti wird das heraus finden. Es wird etwas dauern, aber sie wird vielleicht eine Lösung finden.“
„Darauf kann ich mich einlassen. Ich hoffe, dass sie etwas findet, was den Prozess aufhalten kann.“
„Wir alle hoffen das“, sagte Cari, trat neben Ana und legte ihren Arm um sie. „Sei versichert, wir machen uns sehr viele Gedanken über diese Umstände, die euren Fortbestand belasten. Abiti wird etwas finden.“
Ana schaute die Kommandantin an, drehte sich zu ihr und hüllte sie ungefragt in ihr Gewand. Cari erschrak, wehrte sich aber nicht.
Der Liebesakt war schnell vorbei, und Ana rief sofort: „Rein! Rein! Wir müssen sofort rein!“
„Ich habe nicht damit gerechnet, aber es war ...“, stammelte Cari.
„Vergib mir, Cari. Ich wollte dich nicht zwingen, aber wir haben schon zu lange draußen gestanden. Ich konnte es nicht mehr aufhalten. Manchmal geht es sehr schnell. Vergib mir bitte.“
„Es war wundervoll, sehr viel intensiver, als beim ersten Mal. Das ist sicher eine positive Erfahrung, die ich mitnehmen werde. Danke“, betonte sie in aller Herzlichkeit.
Königin Anayana lächelte zufrieden. Diese drei Rrokkari sind meine Freunde, dachte sie.
Als Aureli zustimmend nickte und Ana in die Augen sah, war das Band der Freundschaft besiegelt.

„Na, Danar? Was hältst du von der Königin?“, fragte Patar den Kameraden. „Sie hat irgendwie etwas Geheimnisvolles an sich. Findest du nicht?“
„Sie ist eine strahlende Erscheinung. Ehrlich. Sie sieht faszinierend aus. Aber ich habe das Gefühl, dass sie uns etwas verheimlicht.“
„Sie? Oder eher unsere Damen, mit denen sie in Kontakt ist oder war?“
„Cari? Vor mir würde sie bestimmt etwas verheimlichen, wenn es etwas gäbe. Nur um mir eine lange Nase zu machen. Aber was sollte es da geben?“
„Wir könnten Abiti fragen. Oder Ripuk. Der hat sie doch bestimmt unten im Hangardeck in Empfang genommen.“
Danar rief Ripuk. „Hey, wie findest du die Königin?“
„Toll. Und wisst ihr was? Sie hat mich ganz verliebt angeguckt. Ehrlich“, scherzte der Chefingenieur.
„Mach keine blöden Witze. Sie war auch hier auf der Brücke. Sie ist wirklich toll. Aber mich hat sie nicht verliebt angeguckt“, konterte Danar beleidigt.
„Nein, ehrlich. Sie hat mich schon ein bisschen nett angesehen. Beim Empfang und auch beim Abschied. Würde mich nicht wundern, wenn sie meinetwegen nochmal herkäme“, zog er Danar nun erneut auf.
„Dafür habe ich mit Patar gesehen, was da unten für wilde Feste gefeiert werden. Das habe ich Cari vorsichtshalber nicht verraten“, alberte Danar schelmisch.
„Ich komme rauf. Das will ich auch sehen.“
„Du bleibst auf deinem Posten!“, dröhnte Abitis Stimme durch den Maschinenraum und ebenso die Brücke.
„Hey, Frau Doktor. Warum hörst du uns denn ab?“, frotzelte Danar.
„Weil ich hier etwas zu tun habe. Da ich aber den höchsten Rang habe, wenn die drei anderen nicht an Bord sind, muss ich auch wissen, was auf den anderen Stationen so läuft. Du schaltest also sofort die Nahbeobachtung aus und behältst nur die Signaturen unserer Crewmitglieder im Auge. Das ist ein Befehl, Danar!“
„Dann verrate ich dir mal, dass Caris Signatur eben für eine kurze Zeit verschwunden war. Aber jetzt ist sie wieder da.“
„So ist brav. Genau das ist dein Job!“, sagte Abiti.
„Na, eigentlich ist es Patars Job. Aber der ...“
„Standardfokus! Ist das klar?“, grollte Abiti. „Und überprüft eure Sensoren! Das darf nicht passieren. Ihr meldet es sofort, wenn sie wieder verschwindet. Klar?“
„Ist schon gut, Abiti. Wir waren ja nur neugierig“, antwortete Danar demütig.
„Das seid ihr doch immer.“

Am nächsten Tag kündigte Königin Anayana sehr früh am Morgen an, dass sie die Absicht hatte, mit ihrem eigenen kleinen Schiff hinaus zur Carina kommen zu wollen.
„Ripuk! Halt! Lass sie nicht fliegen. Die Königin kommt zu uns“, teilte Danar aufgeregt mit.
Cari, Koli und Aureli waren gerade zum Gleiter gekommen und hörten diese Nachricht. Cari ging ans Sprechgerät. „Was hast du da gerade gesagt? Die Königin will hierher kommen?“
„Ja, sie gab es eben auf den Funk. Sie ist schon unterwegs, sagte sie“, klang Danar noch immer sehr erregt.
„Okay, danke, Danar. Aber du bleibst, wo du bist!“
Koli war erstaunt. „Sie ist voller Wissensdurst.“
„Sie wird schon wissen, was sie will. Die Männer und Frauen da unten sind ja auch heute noch ziemlich beschäftigt“, meinte Cari süffisant.

„Die Königin bittet um Landeerlaubnis, Carina. Öffnet mir jemand die Einflugluke?“
„Ripuk hier. Das Tor Nummer zwei ist offen. Ich komme sofort zu Ihnen herüber.“
„Oh, Ripuk. Ich bin gleich bei dir.“ Anas Stimme klang sehr fröhlich, geradezu erwartungsfroh.
Ripuk beobachtete hinter der Druckluftschleuse den Einflug des kleinen Gleiters der Königin. Er aktivierte den Druckausgleich und öffnete dann die Tür zum Hangardeck.
Cari, Koli und Aureli kamen nun ebenfalls herüber.
„Ripuk!“, rief Cari.
Aureli hielt Cari zurück. „Lass gut sein.“
„Aber ...“
Ripuk war bereits am Gleiter der Königin angekommen, als sie die Ausstiegsluke öffnete. Beschwingt hüpfte sie ihm entgegen, breitete die Arme aus, wodurch sich ihr Gewand weit öffnete. Dann hüllte sie den verdutzten Rrokkari darin ein.
„Ripuk!“ Caris Stimme klang nun wütend. „Was ... was tust du, Ana?“, stammelte sie.
Ana antwortete nicht, denn sie war in das Liebesspiel mit Ripuk vertieft. Doch dann entließ sie ihn. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, wirkte völlig überfordert von diesem Erlebnis, das ihm gerade zuteil geworden war.
„Ich habe es so gewollt, Cari. Ich habe ihn mir genommen. Aber sieh ihn dir an. Er ist glücklich“, freute sich Ana.
„Du bist sehr mutig, Ana“, konsternierte Cari, war aber trotzdem ein wenig wütend.
„Hast du das Schiff gesteuert?“, erkundigte sich Koli.
Ana schwieg, doch Aureli erkannte, dass sie nur zögerte, das Geheimnis preiszugeben.
„Ripuk, geh bitte“, bat Cari. Ihre Verärgerung hatte sich gelegt, weil sie erahnte, wie er sich nun fühlte.
„Wer hat das Schiff gesteuert?“, hakte Aureli nach.
„Ich!“, drang eine Stimme aus dem Inneren des Gleiters.
Die Rrokkari erschraken.
„Wer bist du?“, fragte Cari neugierig.
„Mein zweites Kind, Saraki“, eröffnete Ana.
Aureli realisierte sofort, warum sie weder Sohn noch Tochter gesagt hatte und schaute Ana an. Die spürte diesen Impuls und nickte mit einem freudigen Lächeln.
Ripuk hatte sich auf eine Frachtkiste gesetzt und starrte Saraki fasziniert an. Auch die anderen waren sprachlos.
„Sie ist beidgeschlechtlich“, offenbarte Ana, betonte aber die weibliche Anrede sehr bewusst.
„Das musst du uns wohl erklären, Ana.“ Cari fand wieder ihre Fassung. „Wie kann das sein?“
Gemeinsam gingen sie zur Krankenstation. Abiti arbeitete an ihren Tests, hatte zunächst gar nicht bemerkt, das jemand herein gekommen war.
„Nimm bitte von Saraki ebenfalls eine Blutprobe“, bat Ana. „Ich habe ihr auf dem Flug hierher bereits alles erklärt.“
Saraki trug ein Gewand in einem gedeckten Gelb.
Aureli schaute Ana an. Dann nahm sie telepathisch Kontakt mit ihr auf. Die Unreinen, wie ihr sie nennt, tragen ebenfalls gelbe Gewänder, sandte sie ihre Gedanken an die Königin.
Saraki weiß von alledem nichts, dachte Ana ängstlich und starrte die Seherin an. Die schickte diese Information sofort an Cari und Koli weiter, damit sie nichts aussprechen mochten, was nicht ausgesprochen werden sollte. Sofort reagierten die beiden mit besorgtem Blick.

Im Palast hatte noch niemand bemerkt, dass die Königin den Planeten verlassen hatte. Das Fest war noch in vollem Gange. Ein buntes Gemenge aus den hellblauen Gewändern der Männer und den grünen der Frauen, die einander einhüllten, wie es ihnen beliebte. Ein ständiges Wechselspiel der Farben für einen weiteren Tag und eine weitere Nacht ...

„Sie ist das Kind meines ersten Mannes Sarako. Und ich gönne ihr heute das erste Mal einen Ausflug außerhalb des Palastes.“
„Ich habe Mutter heute in der Nacht gestanden, dass ich das bunte Treiben auf dem Innenhof gesehen hatte, als sie bei euch war. Ich bin nicht sicher, ob ich daran hätte teilnehmen wollen. All diese blauen und grünen Gewänder. Das war ein sehr hübsches Bild, weil sich das auch ständig veränderte, aber es war mir irgendwann zu viel“, erzählte Saraki völlig entspannt.
Die Rrokkari wagten keine Fragen zu stellen. Nur Aureli suchte den Kontakt zu Ana. Sie bat die Königin auf telepathischem Wege, mehr zu erzählen.
„Sie kennt niemanden sonst im Palast. Sie weiß, dass sie einmal die neue Königin sein soll. Deshalb muss sie allein leben, bis dieser Tag gekommen ist. Das hat sie akzeptiert, denn die Tradition will es so.“
„Hat jemand im Palast Kenntnis von Sarakis Existenz?“, fragte Cari.
„Nein!“
Das war deutlich, dachte Cari, also keine weiteren Fragen.

Cari und Aureli führten die beiden Gäste an diesem Tag tatsächlich durch alle Sektionen des Raumschiffs. Sie waren in der Krankenstation gestartet, nachdem Abiti eine Blutprobe von Saraki genommen hatte.
Ripuk im Maschinenraum zeigte große Begeisterung bei den Erklärungen seiner Arbeit, er war kaum zu bremsen. Cari sagte nichts dazu, denn sie konnte nachvollziehen, was er am Morgen erlebt hatte.
Schließlich wurden die Gäste auch auf der Brücke herzlich empfangen. Aureli hatte beim Zutritt zur Brücke alle auf telepathischem Wege instruiert, von den Beobachtungen auf der Oberfläche nichts zu erwähnen. Abiti hatte Cari gegenüber etwas angedeutet, hatte auch Aureli von den Dummheiten der Kameraden in Kenntnis gesetzt.

„Es war ein faszinierender Rundgang“, lobte Saraki. „Ich möchte meine Mutter sehr gerne dabei unterstützen, mit euch eine Handelspartnerschaft einzugehen. Unser Volk wird gewiss davon profitieren, aber wir haben bestimmt auch Dinge, die wir euch nicht vorenthalten wollen.“
„Du bist sehr weise, Saraki“, gab Cari das Kompliment zurück. „Wir haben schon einige Dinge besprochen. Deine Mutter wird es dir gewiss erzählen wollen, wenn ihr wieder im Palast seid. Wir werden jetzt bald aufbrechen.“
„Oh, Cari. Erinnere dich, Pallto wollte Rasko und Tarko mit dem Treck zur Farm schicken. Sie hatten den Wunsch geäußert, dass ihr sie begleitet“, erinnerte Ana.
„Hatten wir das zugesagt?“ Cari wirkte erstaunt.
„Das nicht, aber ...“
„Es wäre dein Wunsch, ja?“
„Tarko ist mein Sohn. Er ist Sarakos Sohn“, offenbarte Ana das nächste Geheimnis.
„Das ist natürlich ein guter Grund. Du glaubst, wir bieten den nötigen Schutz. Dann werden wir das tun“, versprach Cari.
„Vielen Dank, werte Freundin. Morgen bei Sonnenaufgang geht es los.“
„Wir werden da sein.“

Wie versprochen, kamen Cari, Koli und Aureli zum Palast.
„Die beiden werden bis zur Farm mitfahren, und auf dem Rückweg an der Mine abgesetzt. Sie haben dort noch eine Strafarbeit zu verrichten, wie ihr euch erinnert“, sagte Ana streng, als sie den Treck verabschiedete.
„Wir werden auf sie achten“, versicherte Cari. „Aber wie löst ihr das Problem mit der Atemluft dort draußen?“
„Das ist unsere einzige wirkungsvolle medizinische Errungenschaft. Alle haben heute früh eine Injektion von unserem Mediziner bekommen, die den ganzen Tag hält, um diese Gefahren zu unterdrücken. Bis zum höchsten Punkt der Sonne müsst ihr dort sein, sonst schafft ihr es nicht, bis zur Dunkelheit zurück im Palast zu sein. Also beeilt euch“, drängte Ana. „Bei Dunkelheit verliert das Mittel seine Wirkung.“

Der Treck setzte sich in Bewegung. Drei große offene Wagen mit reichlich Laderaum fuhren nebeneinander der Sonne entgegen. So konnten sich alle Reisenden ständig unterhalten. Es gab nur wenige engere Stellen, wo sie hintereinander fahren mussten.
Aureli spürte die Gefahren, die am Wegesrand lauerten, und sie ließ es auch Cari und Koli wissen. Doch noch konnten sie sich sicher fühlen. Auf den Wagen saßen jeweils drei bewaffnete Kroliaren, die sofort feuern würden, wenn ein Angriff erfolgen sollte.
Zur Mittagszeit erreichten sie, so, wie es geplant war, die riesige Farm. Und so, wie es mit den Arbeitern vereinbart war, standen die Kisten mit den Waren bereit. Das Beladen klappte reibungslos. Und so konnte der Treck zügig auf den Heimweg gehen, der jedoch mit einem kleinen Umweg über die Mine verbunden war.

Abiti verglich die Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Die Vielzahl der Erbgutinformationen irritierte sie. Es gab dominante Strukturen, es gab aber auch aggressive Partikel, die auf eine andere Entwicklung hindeuteten. Bei beiden Spendern unterschieden sie sich allerdings. Auf den ersten Blick war es ja auch logisch. Daher beschloss Abiti, weitere Tests zu machen, die irgendwann vielleicht Aufschluss geben mochten, wo das genetische Problem lag, das es zu korrigieren galt.

Danar und Patar beobachteten sehr genau den Weg des Trecks.
„Ich registriere eine zunehmende Anzahl fremder Lebensformen, die auf den ersten Blick den Kroliaren, die wir kennen, ähnlich sind. Aber sie sind trotzdem anders“, erklärte Danar. „Abiti! Ich fürchte, es gibt da unten ein Problem!“, rief er die Kameradin auf der Krankenstation.
„Angreifer?“
„Vermutlich. Aber noch in ausreichendem Abstand. Es werden jedoch mehr.“
„Aureli versicherte mir, dass sie das im Griff haben sollte. Wenn sie näher heran kommen, melde dich bitte. Noch scheint die Abwehr zu funktionieren.“
„Gut, wir werden das sehr genau beobachten.“

In der Tat war es so, dass Aureli die Präsenz von etwa zwei Dutzend 'Unreinen' spürte. Sie war jedoch in der Lage, ihre Gedanken zu manipulieren, damit ihnen der Impuls für einen Angriff nicht in den Sinn kommen möge.
Dann aber ging es auf die Mine zu. Die Strecke wurde enger und felsiger. Durch die erhöhte Strahlung des Trioliciums, das hier abgebaut wurde, verlor Aureli immer wieder den telepathischen Kontakt zu den noch unsichtbaren Beobachtern.

Danar erschrak. Auch er verlor die Signaturen gelegentlich, ebenso die der Fremden. Er konnte nicht einschätzen, wie viele dort lauerten. „Abiti! Großes Problem!“
„Ich komme rüber!“
Eine Minute später war Abiti auf der Brücke. „Was ist los? Zeig mir die Bilder!“
Die Sensorenstrahlen schwankten gewaltig. Sie verschwanden tatsächlich immer wieder.
„Ripuk! Mach ein Shuttle klar!“
„Was hast du vor?“ Danar war überrascht.
„Du fliegst mit ihm da runter und konfigurierst eine Schutzhülle für den Treck, damit die Angreifer nicht an sie heran kommen. Klar?“
„Eine Schutzhülle, die sie für die anderen unsichtbar macht, ja?“
„Ihr sollt sie tarnen“, sagte Patar.
„Eine Tarnkappe. Richtig!“, sagte Abiti. Sie machte deutlich, dass sie den beiden das Vertrauen schenkte, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. „Ich weiß, dass ihr das schafft. Los jetzt! Los! Los!“
Danar war bis in die Haarspitzen motiviert. Ich muss Cari das Leben retten, dachte er, vielleicht bekomme ich dann eine Belohnung.

„Das ist keine gute Position, in der wir uns hier befinden“, äußerte sich Aureli besorgt. „Ich habe das Gefühl, die Berge haben tausend Augen.“
„Sie haben definitiv Augen“, versicherte Rasko. „Aber gewiss nicht ganz so viele. Wir sind gleich da.“
Doch hinter der nächsten Kurve stand eine Gruppe der sogenannten Unreinen, die die Wagen aufhielten.
Einer der Wegelagerer kam auf den ersten Wagen zu, in dem Cari neben Tarko und einem weiteren Kroliaren saß.
Aureli spürte die brennenden Gedanken des Fremden und schickte Cari die Botschaft, vorsichtig zu sein. Aber selbst die Kommandantin erkannte in den Augen des Kroliaren, worauf er aus war.
„Wir bekommen diese Weibchen! Oder ihr werdet alle sterben!“, formulierte er seine Forderung absolut unmissverständlich.
Aureli horchte auf. Dann sah sie zum Himmel. Da erkannte sie den Gleiter. Auch Cari und Koli wurden aufmerksam.
Dann initiierte Ripuk das Tarnkraftfeld.
Die Angreifer erstarrten, sie sahen sich verstört um. Ihre sichere Beute hatte sich in Luft aufgelöst, mussten sie glauben. Das überstieg ihre Wahrnehmungsfähigkeiten. Der Treck setzte sich langsam in Bewegung, als die Blockade zerbrach, weil die Fremden in Panik davon liefen und Schutz in jeder noch so kleinen Nische in den Felsen suchten.

„Müssen wir diesen Weg auch zurück? Oder gibt es einen sicheren Weg zurück zum Palast?“, flüsterte Cari zu Tarko.
„Wir müssen diesem Weg hier folgen. Zur Mine geht es dann gleich nach rechts hinunter.“
„Wir werden euch nicht hier zurück lassen“, beschloss Cari und hoffte, das mit der Königin klären zu können.
„Warum sind sie plötzlich davon gelaufen?“
„Später. Jetzt seid still, bis wir hier fort sind.“
„Aber ...“
„Still.“

„Ich habe wieder alle Signaturen des Trecks“, verkündete Danar. „Wir begleiten sie noch ein Stück, bis sie ganz aus den Bergen raus sind.“
„Die Energiematrix wird langsam schwächer, Danar. Wir müssen das Kraftfeld bald auflösen. Sonst kommen wir nicht zurück zum Schiff“, gab Ripuk zu bedenken.
„Okay, sie sind jetzt durch. Schalte es ab.“
Der Gleiter drehte ab, der Treck wurde wieder sichtbar und war nun auf freiem Feld Richtung Palast unterwegs. Es gab keine weiteren Vorfälle. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichten sie wieder sicheres Terrain.

Cari erzählte der Königin im Beisein aller Mitreisenden, dass der Weg zur Mine durch Wegelagerer versperrt war, gegen die sich die Gruppe aber erfolgreich hatte zur Wehr setzen können.
Natürlich wusste Ana von dem Hilfseinsatz, denn sie war ja gerufen worden, um die Atmosphärenschleuse zu öffnen. Aber sie sah es den Freunden nach, dass sie Rasko und Tarko nicht an der Mine oder gar an dem Weg dorthin zurück gelassen hatten. „Ich bin froh, dass alle wohlbehalten zurückgekehrt sind. Eure Strafe sei euch erlassen. Aber versprecht mir, in Zukunft ein bisschen vernünftiger zu sein. Könnt ihr mir das versprechen?“
„Oh, geliebte Königin“, schmachtete Tarko. „Wir geloben Besserung. Wir werden Eure treuesten Diener sein, nicht wahr, Rasko?“
„Oh, das hätte ich nicht schöner sagen können. Aber das klingt jetzt bestimmt total einschmeichlerisch“, meinte Rasko und lachte.
„So kenne ich euch. Solange es ehrlich gemeint ist, soll mir das recht sein“, antwortete Ana mit einem Schmunzeln, schaute die drei Rrokkari zufrieden an.
Ihnen zu Ehren gab es ein Festmahl.

Am nächsten Morgen verabschiedeten sich die Rrokkari.
„Verehrte Ana. Herzlichen Dank dafür, dass du unseren Gleiter durch die Schleuse dirigiert hast, um den Treck zu schützen. Ich ... Mir war in dieser Situation dort in der Enge der Felsen ein wenig unwohl“, gestand Cari.
„Für Freunde hat man solche Situationen immer im Blick, liebe Cari“, antwortete die Königin. „Wir hatten den Treck stets in Beobachtung. Und ich habe Aurelis Gedanken empfangen, als sich die Lage zuspitzte. Zudem hatte Abiti mich gerufen.“
„Danke, Ana. Auf Wiedersehen.“

Die Carina war nun auf dem Weg zurück nach Rrokkar.
„Wir haben einiges lernen können, finde ich“, äußerte sich Cari zufrieden.
„Wir haben seltsame Dinge gelernt“, meinte Danar. „Aber wir wussten sie zu bewältigen.“
„Das habt ihr wirklich sehr gut gemacht, Danar. Dir und auch Ripuk gebührt ein Lob. Aber auch Abiti hatte sofort reagiert und diese Aktion vorbildlich gestartet.“
„Wir haben nur unsere Pflicht getan“, antwortete Danar.
„Oh, das mag sein. Aber gewiss hast du dir auch etwas erhofft. Und ich meine nicht das Lob in Worten“, sprach sie ihn offen an, weil Cari Danar viel zu gut kannte.
„Diese Königin Anayana war wirklich absolut wundervoll“, lenkte Danar ab, weil er wusste, dass Cari seinem Werben nicht erliegen würde.
„Wir werden sie recht bald wieder besuchen. Und dann werden wir ein paar Dinge austauschen. Vielleicht hat Abiti dann sogar das Problem mit dem Gendefekt der Kroliaren lösen können. Und dann dürft ihr auch mit in den Palast kommen“, sagte die Kommandantin. „Sieben Plätze hat der Gleiter ja.“ Sie lachte.

„Geliebte Königin“, schmeichelte sich Pallto bei seiner Frau ein. „Diese Strafe war mir eine Lehre. Ich werde nie wieder etwas über deinen Kopf hinweg entscheiden. Das verspreche ich.“
„Oh, mein lieber Mann, du musst dich nicht schämen. Unsere lieben Freunde haben sicher auch etwas von uns gelernt. Wir kennen ihre Gepflogenheiten nicht, vielleicht sind sie den unseren ganz ähnlich. Für mich war diese Begegnung eine große Bereicherung. Du sorgst bitte dafür, dass bis zu ihrem nächsten Besuch eine Kompressionsanlage fertig ist, die sie in ihrem Raumschiff einbauen können.“
„Rasko und Tarko werden mir helfen. In dreißig Tagen sind wir fertig.“
„Ganz so schnell wird es nicht nötig sein, aber du zeigst den richtigen Ehrgeiz. Das ist gut. Ich rechne aber nicht vor dem nächsten Fest mit ihnen.“

Die Carina kündigte der Heimatwelt ihre Rückkehr an.
„Es wird gewiss vierzig Tage dauern, bis wir Rrokkar erreichen“, meinte Cari.
„Vierzig Tage?“, lamentierte Danar.
„Sollten wir noch mit einem kleinen Umweg rechnen müssen, vielleicht auch länger“, frotzelte Cari.
„Ich werde sicher ein paar Besuche in einem Sinnestraumraum brauchen“, meinte Danar trocken.
„Und wie sieht deine Liebesdienerin aus?“ Mit dieser Frage wollte Patar ihn aus der Reserve locken, weil er ahnte, dass sie Cari sehr ähnlich sein würde.
„Das geht keinen etwas an, okay?“, blockte er ab, schaute dabei aber Cari sehr liebevoll an.
Aureli hatte seine Gedanken erkannt und schmunzelte. Dies hatte Cari bemerkt und die Seherin daraufhin böse angesehen.
 
Hallo Steffen,

vielen Dank für die Beleuchtung.
Ja, ich habe diesmal das gesamte Kapitel eingestellt. Ich als Langsamleser habe aber zugegebenermaßen mit solch langen Teilen auch meine Mühen - es sei denn, sie sind von mir selbst ...;):cool: Dabei habe ich weder bei Teil 1 (ca. 52.000) noch Teil 2 (ca. 51.000) die volle Kapazität ausgenutzt.
Weitere Teile sind aber vorerst nicht geplant, weil die noch zu sehr in Rohform sind. Diese beiden hier sind der Start.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 



 
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