Rückkehr durch Franken

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mondnein

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Dankeschön, Scal!

Ich hatte Bedenken, ob die "Zeilenmetapher" für die Terrassen-Parallelen an Bergabhängen, sei es beim Reis, sei es beim Wein, nicht schon längst irgendwo "gefunden" oder genutzt worden ist. Diese Formanalogie liegt derartig auf der Hand, daß ich meine, sie muß schon tausendmal vorgekommen sein. Da sieht man mal wieder, wie wenig ich von Dichtung kenne, sonst würden mir die Beispiele einfallen. Es kann ja unmöglich sein, daß noch kein Dichter die Analogie von "Terrassen-Parallelen" mit "Verszeilen geformter Texte" innerhalb seiner Gedichte eingebracht hat.

grusz, hansz
 

sufnus

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Hey!

Gefällt mir auch sehr gut - ein schöner Sound durchweht die Zeilen, das rührt wohl von dem Wechselspiel der Haufenreime mit je einer reimverwaisten Reimweise pro Strophe plus die eingestreuten Patenthesen in Tateinheit mit der zeilenhaft wechselnden Silbenzahl, wodurch es für mich ein bisschen wie entspannte Jazzmusik klingt, einerseits behutsam synkopiert durch die Binnenpausen in den Zeilen, andererseits in einem stetigen Flow durch die Reimhäufungen. Vermutlich tut auch das naturentspannte Rebenthema das Seinige zur Sache. :)

Das einzige Widerborsthäkchen ist für mich das "Geschicht", eine an sich ja ganz nette Sprachspielerei mit Schichten und Geschichten, die für mich gleichwohl ein wenig nach einer leicht präparierten Reimendigungsfindungsbastelarbeit klingt.

Ansonsten, zu Deinen geäußerten Bedenkungen bzgl. der Zeilenmetapher, Hansz: Tatsächlich fällt mir auch ad hoc kein Gedicht ein, das den Anblick von terrassiertem Gelände zum Anlass für eine Zeilenmetapher nimmt, aber bereits der gängige Ausdruck der "Rebenzeile" ist ja genau eine solche, in den Alltagssprachgebrauch herabgesunkene Metapher. Mich würde hier aber die Frage, ob dieses Bild in einem Gedicht schon einmal verwendet wurde, gar nicht so sehr bekümmern. Es liest sich in Deinen Versen keineswegs "abgenutzt", sondern entfaltet durchaus eine lebendig-belebende Wirkung. Wie ein schönes Glas Wein. :)

LG!

S.
 

mondnein

Mitglied
der gängige Ausdruck der "Rebenzeile" ist ja genau eine solche, in den Alltagssprachgebrauch herabgesunkene Metapher.
ja, danke Sufnus, wußte ich nicht.
"Zeilen" sind abstrakt gesehen eine Strukturdimension, quer zu den "Spalten" (bei Texten, sonst können solche jähen Abstürze schlicht "Senkrechte" sein, "Lotrechte" mit Gravitations-Ziel auf den Planetenmittelpunkt hin), so gesehen ist es bei den Weinbergen weniger metaphorisch als vielmehr ein Wort für waagrechte Linien, im Gegensatz etwa zu den Senkrechten von Basaltsäulen.

Natürlich kann man Verse auch senkrecht untereinander schreiben, wie die Schriften auf japanischen und chinesischen Tuschebildern, die man traditionell von rechts nach links ordnet und die einzelnen Reihungen jeweils von oben nach unten liest. Unsere abendländischen Zeilen sehen dann schon eher wie Terrassen aus. Und umgekehrt Terrassen wie Verseilen.

grusz, hansz

P.S.:
"das Geschichte" ist natürlich ein "falscher Freund" von "die Geschichte", denn letztere leitet sich von "geschehen" ab, ersteres von "schichten"
 
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