Schlaflos in Fukien
Zuerst versuchte ich es in China. Unter Drachen gilt eine Adresse in Ostasien schon lange als absolut angesagt. Ich habe einen Neffen im Fukien der mir bei jedem Besuch von dem mondänen Leben im fernen Osten vorgeschwärmt hatte. „Die Chinesen kämen nie auf die Idee, einen Drachen zu töten“, erzählte er immer wieder. „Lieber essen sie Hunde und Katzen. Sie behandeln unseresgleichen mit größtem Respekt. Sie würden es nicht einmal wagen, auch nur einen wackeligen Schuppen in die Einflugschneise vor eine Drachenhöhle zu bauen, geschweige denn, eine klotzige Burg! Ja, überhaupt, die ganzen Höhlen entlang des Gelben Flusses, die musst du einfach mal gesehen haben...“
Ich flog also nach China. Das klingt erheblich leichter als es tatsächlich ist, denn der Weg zieht sich gewaltig in die Länge und ist auch flugtechnisch recht anspruchsvoll. Zudem war ich nicht gewohnt, längere Strecken zu fliegen, und schon gar nicht mehrere Nächte hintereinander.
Auf den ersten Blick gefiel mir das Land sehr gut. Ich fraß Gras, und ich fraß manche Opiumplantage kahl, aber ich fand nichts Besonderes dabei. Später erzählte mir mein Neffe, das die Wirkung von Opium auch abhängig sei vom Körpergewicht. Die Bauern waren nicht begeistert, aber sie taten mir nichts. Tatsächlich schienen die Menschen dort Drachen viel freundlicher gesonnen zu sein als zuhause. In ihren Tempeln fackelten sie manchmal körbeweise Räuchertäbchen unseretwegen ab und bei anderen Gelegenheiten machten sie einen Höllenlärm um uns bei Laune zu halten. Dabei war ich schon froh, wenn nicht ständig irgendwer versuchte, mich mit verwunschenen Lanzen aufzuspießen!
Mit diesen Menschen käme ich gut zurecht, aber mit den Drachen war es schon schwieriger. Es gab einfach zuviele Drachen in China! Zwar stimmte es, was mein Neffe über die wirklich komfortabelen Höhlen am Gelben Fluss berichtet hatte, aber kaum spazierte ich versehentlich etwas zu dicht an einer Höhle vorbei, zeigte sich gleich eine fauchende Furie, die ihr Gelege bewachte, um Feuer und Schwefel über mich zu spucken.
Mein Neffe war auch nicht so begeistert von meinem Besuch wie ich erhofft hatte. Vielleicht schämte er sich, weil er in einer schlichten Mulde eines abgelegenen Bergtales schlief. „Ja, die besten Höhlen werden in den einheimischen Familien von Generation zu Generation weitervererbt“, erklärte er, „hier muss ein Fremder schon eine gehörige Portion Glück haben, um überhaupt eine Höhle zu finden.“
Ich richtete mir ein provisorisches Lager in einem Nachbartal ein und wurde bald zu einer Attraktion für die Nachbarschaft. Immer mehr Drachen besuchten mich, um zu erfahren, wie ich bisher gelebt hatte. Da gab es natürlich viel zu erzählen für mich. „Sie haben das Metall der Rüstung auch schlucken müssen? Ojeoje, das müssen aber arg ungesunde Verhältnisse sein! Versuchen diese Leute wirklich, einem Drachen eine Lanze in den Leib zu rammen?“ entrüsteten sie sich, als ich von dem letzten Ritter, den ich gefressen hatte, erzählte.
„Und ob!“ fuhr ich fort. „Stellen Sie sich vor, für kühne Recken ist es gerade chic, in Drachenblut zu baden. Die Menschen haben so eine fixe Idee entwickelt, dass es ihnen helfen könnte, länger zu leben.“ Ich genoss das angstvolle Funkeln in ihren Augen, und das Gefühl, selbst ein wenig als Held zu gelten.
Mein Neffe sah das alles ganz anders. „Mach mich bitte nicht lächerlich in der Gesellschaft mit Deinen Geschichten“, nörgelte er. „Zuerst tun sie ganz geschockt, und dann ziehen sie über uns her und nennen uns kulturlose Hinterwäldler. Dann solltest du auch nicht unbedingt weitererzählen, dass du um diese Jahreszeit die Himalayaroute geflogen bist...“
Ich wollte nicht weiter zuhören und verzog mich auf mein Lager. Übrigens wissen Drachen auch einiges über die Liebe. Wenn ein paarungsbereiter Drache vor Senhnsucht anfängt zu wimmern denken die Menschen gleich, es gibt ein Gewitter, Sturm zieht auf,oder die Welt geht unter. Da in der Umgebung ständig irgendein Drache von Herzensleid geplagt wurde, kann sich jeder ausmalen, wieviel Schlaf ich in Fukien ohne Höhle gefunden habe, also verabschiedete ich mich auch hier. Es gibt auch ohne mich zu viele Drachen in China.
Zuerst versuchte ich es in China. Unter Drachen gilt eine Adresse in Ostasien schon lange als absolut angesagt. Ich habe einen Neffen im Fukien der mir bei jedem Besuch von dem mondänen Leben im fernen Osten vorgeschwärmt hatte. „Die Chinesen kämen nie auf die Idee, einen Drachen zu töten“, erzählte er immer wieder. „Lieber essen sie Hunde und Katzen. Sie behandeln unseresgleichen mit größtem Respekt. Sie würden es nicht einmal wagen, auch nur einen wackeligen Schuppen in die Einflugschneise vor eine Drachenhöhle zu bauen, geschweige denn, eine klotzige Burg! Ja, überhaupt, die ganzen Höhlen entlang des Gelben Flusses, die musst du einfach mal gesehen haben...“
Ich flog also nach China. Das klingt erheblich leichter als es tatsächlich ist, denn der Weg zieht sich gewaltig in die Länge und ist auch flugtechnisch recht anspruchsvoll. Zudem war ich nicht gewohnt, längere Strecken zu fliegen, und schon gar nicht mehrere Nächte hintereinander.
Auf den ersten Blick gefiel mir das Land sehr gut. Ich fraß Gras, und ich fraß manche Opiumplantage kahl, aber ich fand nichts Besonderes dabei. Später erzählte mir mein Neffe, das die Wirkung von Opium auch abhängig sei vom Körpergewicht. Die Bauern waren nicht begeistert, aber sie taten mir nichts. Tatsächlich schienen die Menschen dort Drachen viel freundlicher gesonnen zu sein als zuhause. In ihren Tempeln fackelten sie manchmal körbeweise Räuchertäbchen unseretwegen ab und bei anderen Gelegenheiten machten sie einen Höllenlärm um uns bei Laune zu halten. Dabei war ich schon froh, wenn nicht ständig irgendwer versuchte, mich mit verwunschenen Lanzen aufzuspießen!
Mit diesen Menschen käme ich gut zurecht, aber mit den Drachen war es schon schwieriger. Es gab einfach zuviele Drachen in China! Zwar stimmte es, was mein Neffe über die wirklich komfortabelen Höhlen am Gelben Fluss berichtet hatte, aber kaum spazierte ich versehentlich etwas zu dicht an einer Höhle vorbei, zeigte sich gleich eine fauchende Furie, die ihr Gelege bewachte, um Feuer und Schwefel über mich zu spucken.
Mein Neffe war auch nicht so begeistert von meinem Besuch wie ich erhofft hatte. Vielleicht schämte er sich, weil er in einer schlichten Mulde eines abgelegenen Bergtales schlief. „Ja, die besten Höhlen werden in den einheimischen Familien von Generation zu Generation weitervererbt“, erklärte er, „hier muss ein Fremder schon eine gehörige Portion Glück haben, um überhaupt eine Höhle zu finden.“
Ich richtete mir ein provisorisches Lager in einem Nachbartal ein und wurde bald zu einer Attraktion für die Nachbarschaft. Immer mehr Drachen besuchten mich, um zu erfahren, wie ich bisher gelebt hatte. Da gab es natürlich viel zu erzählen für mich. „Sie haben das Metall der Rüstung auch schlucken müssen? Ojeoje, das müssen aber arg ungesunde Verhältnisse sein! Versuchen diese Leute wirklich, einem Drachen eine Lanze in den Leib zu rammen?“ entrüsteten sie sich, als ich von dem letzten Ritter, den ich gefressen hatte, erzählte.
„Und ob!“ fuhr ich fort. „Stellen Sie sich vor, für kühne Recken ist es gerade chic, in Drachenblut zu baden. Die Menschen haben so eine fixe Idee entwickelt, dass es ihnen helfen könnte, länger zu leben.“ Ich genoss das angstvolle Funkeln in ihren Augen, und das Gefühl, selbst ein wenig als Held zu gelten.
Mein Neffe sah das alles ganz anders. „Mach mich bitte nicht lächerlich in der Gesellschaft mit Deinen Geschichten“, nörgelte er. „Zuerst tun sie ganz geschockt, und dann ziehen sie über uns her und nennen uns kulturlose Hinterwäldler. Dann solltest du auch nicht unbedingt weitererzählen, dass du um diese Jahreszeit die Himalayaroute geflogen bist...“
Ich wollte nicht weiter zuhören und verzog mich auf mein Lager. Übrigens wissen Drachen auch einiges über die Liebe. Wenn ein paarungsbereiter Drache vor Senhnsucht anfängt zu wimmern denken die Menschen gleich, es gibt ein Gewitter, Sturm zieht auf,oder die Welt geht unter. Da in der Umgebung ständig irgendein Drache von Herzensleid geplagt wurde, kann sich jeder ausmalen, wieviel Schlaf ich in Fukien ohne Höhle gefunden habe, also verabschiedete ich mich auch hier. Es gibt auch ohne mich zu viele Drachen in China.