Ruinen

Ruinen

Ein Toter
wurde an den Chefsessel getackert.
Die Vergangenheit
quillt aus den Aktenschränken
und an der Wand hängt ein Kalender,
in dem jeder Tag rot eingekreist ist.

An den Fenstern
rauschen karge Häuserfassaden vorbei
und über allem
kreist ein träger Ventilator,
der den Raum unter sich dreht.

Unbetontenhäufungen

Das ist eine ganz gute Reihe von Metaphern, die zu einander passen und ein überschaubares Gesamtbild ergeben. Originell.

Vielleicht könnte man den Rhythmus fließender formen, etwa durch Vermeidung von Unbetontendreiergruppen:

wúr[blue]de an den[/blue] Chéf[blue]sessel ge[/blue]táckert.

Zum Vergrößern anklicken....

Aber das ist keine wirkliche Notwendigkeit.
Gerade dieses erste metaphorische Bildmotiv klingt lustig, eine Anfangspointe. Bringt den Leser zum Lächeln.

Ich liebe surrealistische Verzerrungen der Bilder: das "Vorbeirauschen" der Häuserfassaden, und dann die Übertragung der Ventilatordrehung auf den Raum darunter, mit der Doppeldeutigkeit von "den Raum (transitiv: wohin?) hinunterdrehen" und "den Raum, der darunter (wo?) liegt, drehen".

Hallo Mondnein,

der Text entstand nach einem Bild, das eines Tages in meinem Hirn auftauchte. Wäre ich ein besserer Maler, hätte ich es gemalt. Ich bin aber leider ein ganz, ganz furchtbarer Maler.

Lieber klaatu,
die (tote) Stimmung in einem Verwaltungsbüro ist bestens eingefangen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dafür die beiden ersten Zeilen noch notwendig sind.
Herzliche Grüße
Karl