Running Sushi

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Nosie

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[ 4]Damit ihr nicht erst lange rätseln müsst, mit wem ihr es zu tun habt, gleich vorne weg: ich bin ein Kokosbällchen. Woraus genau ich bestehe, müsst ihr diesen Herrn mit dem schwarzen Haar und der weißen Mütze fragen, der sich gerade von mir entfernt. Irrtum – mir scheint, ich entferne mich von ihm, denn er hält seine Beine still und tüdelt auf so kleinen DIngern rum, die vor ihm auf einem Holzbrett liegen und auch ganz still halten. Wenn ich an mir so runtersehe, bin ich kugelrund, weiß geflockt, rieche eindeutig nach Kokos und bin mehr als froh, von den kleinen Kissen auf dem Brett wegzukommen, die alle nach Fisch und Seetang riechen, igitt!

[ 4]Der Schwarzweisse hat mich vor einer halben Minute auf einen Teller gesetzt und auf die Reise geschickt, weiß der Himmel wohin. Das Licht ist ziemlich grell hier und ich geniere mich ein bisschen. Auch kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich angestarrt werde. Wer sind die alle? Oh Gott, bin ich etwa berühmt? Aber nein, die meinen ja gar nicht mich, ihre Augäpfel folgen mir nur ganz kurz und hüpfen dann weiter, schade.

[ 4]Und jetzt sehe ich erst, ich bin gar nicht das einzige Bällchen auf einem Tellerchen hier. Vor mir und hinter mir jede Menge Tellerchen und was da alles drauf liegt! Pflanzliches, Fleischliches, Süßes, Saures, Undefinierbares, sagenhaft. Wir bewegen uns alle in die gleiche Richtung, besser gesagt, wir werden bewegt,fragt mich nicht, wie das geht. Ich brauche keinen Zentimeter zu rollen, ich muß nur die Luft anhalten, damit ich nicht den Hautgout meiner Vorläufer und Nachfolger in die Nase bekomme, das reinste Babylon der Gerüche hier. Ich glaube, mir wird gleich schlecht.

[ 4]Jetzt wird’s auch langsam fad, was soll das? Ständig greift jemand in meine Richtung, aber immer, wen ich denke, jetzt bin endlich ich dran, wandert ein Tellerchen vor oder hinter mir auf einen der Tische und ich fahre allein weiter. Bin ich denn niemand? Hallo, hier bin ich. Ignoranten allesamt, gleich bin ich beleidigt.

[ 4]Nun komme ich schon zum siebzehnten Mal bei meinem Erzeuger vorbei, falls ich mich nicht verzählt habe, denn ich glaube, ich bin ein paarmal sogar eingenickt. Aber jetzt, hurra! Eine Hand hat wahrhaftig mein Tellerchen... oh, ich bin ergriffen! Ich wechsle die Richtung und schwuppdiwupp, steh ich still. Jetzt wird’s spannend. Wir schauen uns an, Auge in Auge mit einem blonden jungen Mädchen, ein Traum wird wahr.

[ 4]„Meint ihr, das schmeckt?“ fragt sie in die Runde. Ja geht’s denn noch, weiss diese Göre nicht, was sie da vor sich hat? Ich bin’s, dein Kokosbällchen, hallooo! Sie muss mich gehört haben, denn jetzt spitzt sie ihre Finger und gleich darauf ihr Schnäbelchen, packt mich und… Mund auf, ich komme!
 



 
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