Sa Morenita

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melaina eimi ego kai kale

Der Weinberg leuchtet in den Abend
Schon stürzt das Land in seine
Nachtgestalt

Da kommt sie:
Überreife, heiße Trauben tragend
Die Asche im Gesicht schon kalt

Der Ruß hat sie ganz schwarz gemacht
und das dunkle Kleid der
Nacht gegen das Feuer
rot bemalt

Die Locken hüpfen wie die Raben
in ihrem schwarzen Federkleid
und wie lammfromme Ackergäule traben
an ihrer Seite Freud
und Leid

Ich bringe überreife Gaben
Ich bin dunkel. Ich bin schön
Und die, die mich begleiten, haben
mich wahrhaftig,
wie ich bin
gesehen

Ich habe Zwiesprache gehalten
Bringt mich sofort zu euren Alten

 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hi Dio!
Die Art und Weise, in der die christliche Dogmatik die Identifikationsfigur der Madonna ausgestaltet, dürfte m. E. wesentlich zum Erfolg des Christentums beigetragen haben. Diese "Nebengöttin" (no offence liebes Dikasterium für die Glaubenslehre ;) ) versteht es, wirklich bemerkenswerte Vorzüge zu einem attraktiven spirituellen Angebot zu verschmelzen: Ein bisschen Mutterfigur, ein bisschen menschelnder Faktor, der die Dreifaltigkeit etwas relativiert, insofern auch Fürsprecherin für die armen Sünder und dringend benötigtes feminines Element in dem ganzen Männerstadel (zumindest werden die zwei Jungs mit Vogel ja üblicherweise eben genau so, nämlich als... hm... Y-Chromosomenträger dargestellt). Und wenn wir bei "feminin" sind: Die hotte Mary versteht eben durchaus auch eine gewisse Heißfegerhaftigkeit zu vermitteln.
In Deinem Lied (was Lied!? Hymnus!) über eine schwarze Madonna (konkret diese kannte ich übrigens noch nicht), präsentierst Du entsprechend eine wunderbar schillernde Figur, mit vielerlei Vorzüglichkeiten großzügig bedacht.
Das gefällt mir richtig gut und mir scheint, Du müsstest bereits einmal leibhaftig vor dieser Madonna gestanden haben, so lebendig sind die Eindrücke verwoben. Oder es ist einfach scheißegut imaginiert. :)
Nur vielleicht die allerletzte Zeile will mir ein wenig aus dem Duktus fallend erscheinen. Ich glaube es liegt am "sofort". Das ist nur ein winziges Wörtchen, aber ich lass es beim Lesen lieber aus und erhöhe so noch meinen Lesegenuss. So auf der rein subjektiven Ebene - ich bin mir ziemlich sicher, dass anderer Gehirne Augen dies ganz anders perzipieren.
LG!
S.
 
Hi @sufnus wir haben hier auf Mallorca (wo ich zeitweise lebe und faulenze ;) im spirituellen Zentrum der Insel im Kloster Lluc ja die von den einheimischen liebevoll "die kleine schwarze" genannte Madonnenstatue. Niemand weiß so richtig was das schwarze dieses in Spanien ja sowieso sehr verbreiteten Phänomens bedeuten soll. Für mich steht die spirituelle Dimension außer Frage (sozusagen der Archaeus des Paracelsus)

Deine Rückmeldung zum Text freut mich. Im Wesentlichen soll die letzte Zeile den gleichsam archaischen wie Dringlichen Charakter zur Verbindung des "Bauchhirns" verdeutlichen. Insofern ist das "sofort" auch ein unerhört basaler Übergriff

Mes compliments

Dio
 



 
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