Salatumblättert

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klausKuckuck

Mitglied
Herr Pott, als er die Welt betrat,
War fertig hergestellt und tat
Die Umgestaltung allen Seins
Als nichtig ab: «Das ist nicht meins,
Ich will die Welt nicht umgestalten,
Ich will sie, wie sie ist, behalten.

Und was ich bin, will ich nicht ändern,
Was soll ich denn in andern Ländern,
Ich will nicht denken und verreisen,
Ich bleibe einfach auf den Gleisen,
Wie sie das Schicksal ausgelegt.»
Herr Pott hat sich nie mehr bewegt.

Er war nie krank, war nie gesund,
Und so wie er, war auch sein Hund,
Nie hat er sich etwas gefragt,
Nie aber und vielleicht gesagt,
Die andern Menschen nahm er hin
Als irgendetwas mittendrin
Im Dasein. Und ansonsten wähnte
Er sich am Leben. Aß. Und gähnte.

Und als er dann gestorben ist,
Hat niemand den Herrn Pott vermisst,
Er starb vergreist für sich allein
Und wurde sterbend noch zu Stein.
Und lebt jetzt weiter, eingewettert
Als Gartenzwerg, salatumblättert.
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

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'So schlimm' kann er nicht gewesen sein, immerhin hatte er einen Hund! :D
Der Titel ist einfach großartig - was für eine Sogwirkung!

Liebe Grüße
Petra
 

Ubertas

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Ich bin ganz entblättert beim Anbetracht dieses Gedichts:)
Wunderbar! Irgendwo am fernen Horizont sehe ich noch den Nilkuhschwanz dahintreiben:)
Frohe Ostertage und lieben Gruß ubertas.
 

Tula

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Hallo Klaus
und ich dachte immer, die ganz kleinen wären besonders giftig ... ;)

Frohe Ostern (mit Eiersalat)
Tula
 

klausKuckuck

Mitglied
@petrasmiles
"Sogwirkung" – das trifft es. Ein exzellentes Prüfkriterium, um die Wirkung eines Titels im Voraus durchzuspielen. Danke!

@Ubertas
Auf eine Entblätterung der Leserin sollte das Gedicht nicht zusteuern – da bin ich wohl zu weit gegangen ;). Obwohl – es deutet auf Begeisterung hin, das wiederum hat ja auch etwas!

@Tula
Die Figur des Giftzwergs ist mit so einem Gedicht nicht aus der Welt geschafft; dabei handelt es sich um einen unausrottbaren Archetypus.

Ich wünsche sonnige Osterrtage rundum,
KK
 

mondnein

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Böse gefragt: meinst Du den dilettantischen Tenor Paul oder den kommunistischen Schlächter Pol?
oder doch nur Moby Dick, den Wal?
 

klausKuckuck

Mitglied
Tja … diesen Tenor kenne ich nicht, lieber mondnein … der Schlächter Pol Pot wäre für ein Leben auf Gleisen mitten hinein in den Salat ein viel zu aggressives Ungeheuer … Moby Dicks Ende im Salat kann ich mir auch nicht ausmalen, nicht wirklich. Vielleicht meinte ich den Nachbarn Eberhard Pott zweite Tür links (ich weiß es aber nicht genau).
 



 
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