Samstag morgen

Tula

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Samstag morgen


Der Wecker summt, sein Echo hallt
durchs Zerebrum. Mein kleiner Zeh
stellt fest, im Zimmer ist's zu kalt
und schnellt zurück … Nach Stunden steh'
ich trotzdem auf und in den Trott
bringt mich der alte Kaffeepott.

An seiner Schwärze wärme ich
mich etwas auf. - Das Morgenblatt
bestätigt, dass die Krise sich
erholt und wer noch Arbeit hat,
wird diese nächste Woche los,
dann kommt Hartz IV – der Gnadenstoß.

Ein Schlauer schreibt im Leserbrief,
dass Deutschland nicht zu retten sei.
Auch mit der Umwelt geht's wohl schief,
den Urlaubsflug in die Türkei,
den überlege man sich gern,
blieb' gleich dem Ausland gänzlich fern.

Im Feuilleton der Wissenschaft
erfahr' ich, wie das Ende droht.
Ob die geheimnisvolle Kraft
den Film zerreißt, ob Kältetod
in tiefster Nacht, es kommt die Stund'
des letzten Sterns im Nichts-Mehr-Schlund.

Am Fenster stehend wird mir klar,
die Zukunft ist nur fahler Schein,
fast wie das Schimmern in der Bar
von gestern … Oh! Da fällt mir ein,
du kommst heut' Abend … Ohr an Ohr
liest du mir dann vom Rilke vor ...
 



 
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