sanduhr

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lietzensee

Mitglied
Hallo Arcos,
mir gefällt das Bild und wie sich die Sanduhr im Setting widerspiegelt. Bei einer Wüste stellt man sich ja erst mal Sand vor und die glasklare Nacht erinnert ans Glas der Sanduhr.

Bei der zweiten Strophe störe ich mich etwas die Logik:
dass jedes körnchen in der sanduhr
für immer an seinem platz verharrt
bevor das letzte fällt
Wenn jedes Körnchen -für immer- an seinem Platz bleibt, wird es keinen Moment danach geben, in dem das Letzte fällt.

Diese Zeile finde ich auch schwächer als die anderen
manchmal wünscht man sich wirklich
Ich bin kein Lyriker. Aber aus Prosasicht finde ich das "wirklich" überflüssig. Es trägt nichts zur Aussage bei. Auch das "man" finde ich etwas schwächelnd. Es zieht den Wunsch ins allgemeine und damit ungefähre. Wenn man, also jeder sich das wünscht, weiß es der im Gedicht angesprochene auch schon und man muss es ihm nicht noch mal sagen. Sicher wäre "ich" hier stärker und konkreter als "man".

Der Ausflug in die Wüste hat mir jedenfalls gefallen. Er hellt den trüben Januar etwas auf.

Viele Grüße
lietzensee
 

Arcos

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Wüste, Glas, Klarheit und Sand, ja, das sind die Bilder. Wenn man es noch genauer nimmt, wird auch das Glas im Grunde aus Sand hergestellt (Siliziumdioxid). Also alles ist verbunden.
Tatsächlich schwankte ich zwischen den beiden Versionen. Also der ersten Version, die da oben steht und der zweiten Version, die du skizziert hast.
Zur Verteidigung der ersten Version kann man sagen: Das LyrIch stellt sich das ganze Leben wie eine Sanduhr vor. Das Leben endet, wenn das letzte Körnchen gefallen ist. Ferner kennt das LyrIch den Spruch „manchmal will man die Zeit anhalten, um diesen Moment zu bewahren“. Doch das LyrIch hat nie richtig daran geglaubt oder solche Momente erlebt…tja, bis zu diesem Moment in der Wüste, glasklarer Sternenhimmel und die Wärme der Geliebten. Jetzt muss das LyrIch zugeben („wirklich“), dass solche Momente tatsächlich existieren. Jetzt will es auch die Zeit anhalten, auf dem Lebensweg für immer in diesem Moment verweilen, noch bevor das Leben vorbei und das letzte Körnchen gefallen ist. Somit wird das Leben endlos.

Aber jetzt steht doch die zweite Version oben, weil sie mir nun besser gefällt.

Besten Dank lietzensee für deine Rückmeldung.

LG
A
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Arcos,
vielen Dank für die Erklärung. Ich denke, ich verstehe jetzt besser, mit welchem Hintergrund du geschrieben hast. Die neue Version gefällt mir auch besser.

Viele Grüße
lietzensee
 

fee_reloaded

Mitglied
Sehr schön auch die Parallelität von Sternen und Sandkörnern in der Wüste - von beiden gibt es - gefühlt - unendlich viele.
Besonders in einer Nacht mit glasklarer Sicht, die man mit dem geliebten Menschen teilt. Dann ist der Blick aufs Wesentliche wie ein Begreifen der Unendlichkeit selbst.

Sehr gerne gelesen!
LG,
fee
 

Anni123

Mitglied
die Wüste ist eine schöne, aber harte, lebensfeindliche Umgebung und manches Zarte (Bild Hände berührten), kann auch vom Umfeld ertsickt werden.
LG von Anni
 

Arcos

Mitglied
Ja, sie kann sehr lebensfeindlich sein.
Extreme Plusgrade am Tage und Minusgrade in der Nacht.

Aber wir gehen mal davon aus, dass sich die beiden Turteltauben in einem entsprechenden Ambiente befinden.
Vielleicht in einem Zelt, in das die Klapperschlangen noch reinkriechen können, aber wenigstens die Kälte etwas abgehalten wird.
Die Decke oder die Wände sollten natürlich durchsichtig sein. Sonst wars das mit der guten Sicht.

Vielen Dank Anni für deinen Kommentar und den Sternenhimmel.

LG
A
 



 
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